Rudy Adrian - Par Avion
 

Rudy Adrian – Par Avion - Sequencer Sketches Vol. 4
Groove Unlimited (2007)
(6 Stücke, 78:42 Minuten Spielzeit)

Der Neuseeländer Rudy Adrian bringt in 2007 mit seiner CD “Par Avion” seine mittlerweile sechste CD auf den Markt. Der Untertitel „Sequenzer Sketches Vol. 4“ sagt schon aus, dass die CD Teil einer Reihe von Sequenzer orientierter Elektronikmusik ist.

Grundlage der mit über 78 Minuten Spielzeit randvollen CD sind vier Tracks, die Rudy für zwei Sendungen von Internetradios, deren Inhalte sich auf elektronische Musik spezialisiert haben, erstellt hat. Für die CD hat Rudy die Stücke aber noch einmal überarbeitet.

Vogelgezwitscher, ein herannahendes Fahrrad auf kiesigem Untergrund, eine Tür öffnet sich und man hört Schritte, dazu spricht eine Frauenstimme einen französischen Text und sanfte Flächen umarmen diese Stimmung, so beginnt das Eröffnungsstück von „Par Avion“, das auch gleichzeitig der Titeltrack des Albums ist.
 

 

 

Flächen, wie sie von Jonn Serrie bekannt sind, schmeicheln dem Ohr, bevor der Sequenzer den Rhythmustakt vorgibt. Langsam trabt das Stück vor sich hin und öffnet mit seinen Harmonien den Klangkosmos des Neuseeländers. Auch „Bavarian Eagle“ beginnt erst sehr ruhig und fließend, entwickelt sich aber schnell zu einem sehr melodiösen Track der zunächst Elemente aus der Musik von Vangelis und Kitaro (wegen des östlichen Touches) aufweist, dann aber doch in eine Richtung geht, die man auch von der holländischen Fraktion (mit Klaus Schulze-typischem Einschlag) her kennt. Der Track ist sehr abwechslungsreich, was Rudy durch den Einsatz unterschiedlicher Melodielinien und dem Wechsel von verschiedenen Rhythmen erreicht. Mir gefällt dieser fast 15minütige Track besonders gut.

„Across The Canyons“, das in Kollaboration mit dem Projekt Alpha Waves Movement entstanden ist, hat etwas majestätisches, so als schwebe man wie ein Adler über dem Grand Canyon. Der folgende Zehnminüter „Soaring Birds“ beginnt recht ruhig, geht aber nach einigen Minuten in einen Sequenzerteil über, der an Tangerine Dream erinnert. Wer die Sequenzermusik von Tangerine Dream Ende der 70’er bzw. Anfang der 80’er mag, der liegt bei diesem Stück absolut richtig. Für mich ist dieser Track neben „Bavarian Eagle“ das zweite Highlight des Albums.

Das Stück „Sore Birds“ (die beiden aufeinander folgenden Titel ähneln sich vom Namen sehr) ist aus dem Jahr 1999 und quasi ein Überbleibsel der Aufnahmen zum Album „Kinetik Flow – Sequencer Sketches Vol. 1“.  Auch wenn das Stück zunächst sehr ruhig beginnt, nimmt es doch nach gut drei Minuten ordentlich Fahrt auf und die Sequenzer flirren wie bei einer Zugfahrt. Das hat wieder Ähnlichkeiten zur Musik von Tangerine Dream der 70’er Phase. Zum Ende des Stückes hören wir wieder die Vogelstimmen, Schritte auf Kies und das Fahrrad davonfahren. So schließt sich der Kreis dieses ersten 48minütigen, fünf Stücke umfassenden Sets, das am 04. März 2007 bei Star’s End, das von Chuck van Zyl in den USA und bei Silent Running, das von Gaston Klares in Luxemburg betrieben wird, online übertragen wurde.

Darüber hinaus enthält die CD noch die beiden Stücke „Starfields 2 Part 1“ und „Part 2“, die es zusammen auf fast 30 Minuten Spielzeit bringen. Diese beiden Stücke unterscheiden sich vom ersten Teil der CD, da sie mehr den sphärisch/kosmischen Rudy Adrian zeigen. Rudy schreibt in seinem Booklet, dass diese beiden Stücke quasi als Bonusalbum angesehen werden können. Die in 2006 entstandenen Stücke repräsentieren die zweite Hälfte seines „Starfield“-Opus, das er bereits auf der 2002’er CD „Starfields – Sequencer Sketches Vol. 3“ begonnen hat. Beide Stücke sind sehr sphärisch und entführen den Hörer in die Weiten des Alls. Man hat das Gefühl eine Reise durchs Universum anzutreten. Vor allem der erste Part besticht noch durch Akkorde, die angenehm ins Ohr gehen. Part zwei ist nur durch sich langsam veränderte Klangfarben gekennzeichnet, weist aber keine Melodielinien oder Harmonien (auch nicht ansatzweise) auf. Das klingt schon sehr spacig und abgehoben, wie ein Spaziergang durch den Weltraum. Beide Tracks sind sehr schön zum abchillen.

„Par Avion“ ist eine gute Elektronikscheibe, die neben typischem „Berliner Schule“-Style auch einen gehörigen Teil Spacemusik beinhaltet.

Stephan Schelle, Juni 2007

 
   

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