RoSch – 11.000 Lightyears
 

RoSch – 11.000 Lightyears
Manikin Records (2025)

(4 Stücke, 69:33 Minuten Spielzeit)

Frank Rothe und Mario Schönwälder veröffentlichen seit 2011 gemeinsam Alben unter dem Projektnamen Filter-Kaffee. Nun haben sie im Zeitraum 2023/2024 Stücke eingespielt, die nicht in das Konzept von Filter-Kaffee passen, daher haben sie mit RoScho einen neuen Projektnamen gefunden, der aus den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen zusammengesetzt ist. Das erste Album trägt den Titel „11.000 Lightyears“ und ist bereits am 04.04.2025 erschienen.

 

 


Mit RoScho bewegen sich Rothe und Schönwälder im Umfeld der Ambient- und Spacemusic. Schon das Cover und der Albumtitel weisen auf sphärische Klänge hin. Und in der Tat ist die Musik für die Untermalung eines langen Weltraumtrips bestens geeignet.

Vier Stücke von denen drei mehr als 18 Minuten Spielzeit aufweisen, finden sich auf der CD, die in einem sechsseitigen Papersleeve erscheint. Das Album ist aber auch als Downloiad zu bekommen, dann erhält man zusätzlich noch als Bonus den Titel „11.000 Lichtjahre entfernt von Cassiopeia – Extended Version”. Mir lag zur Besprechung die CD-Version vor. Im Innenteil der CD ist ein Zitat von Charles Darwin abgedruckt: Musik hat die wunderbare Kraft, in uns auf vage Weise die starken Emotionen wieder zu wecken, die wir vor langer Zeit empfunden haben.

Ab ins All geht es mit dem eröffnenden, neuneinhalbminütigen „11.000 Lightyears Away From Cassiopeia“. Das Stück beginnt mit flächigen und leicht wabernden Sounds. Das wirkt wie ein fiebriger Traum und spacig zugleich, so als würde man durch neue Galaxien schweben. Hier bauen die Beiden zunächst Stimmungen auf, ohne Melodien oder Harmonien hinzuzufügen. Nach mehr als zweieinhalb Minuten kommen dann doch erste Harmonien auf, die sich langsam in diese spacigen Klangskulpturen mischen. Das sind allerdings nur Tupfer die aufkommen und dann wieder vorbeiziehen. Der Track verströmt bis zum Ende eine leicht surreale Stimmung.

Der zweite, mehr als 20minütige Track, „NGC 7653“, stellt die musikalische Umsetzung eines Blasennebel, im englischen auch Bubble Nebula bezeichnet, dar. Er ist 8.800 Lichtjahre von der Erde entfernt und befindet sich im Sternbild Kassiopeia. Hier rauscht es zunächst und Klänge wie weit entferntes Donnern sind anfangs auszumachen. Darauf setzten die Beiden wieder spacige, ambiente Klänge, die erneut ein surreales Bild ergeben. Nach gut vier Minuten ändert sich dann das Bild und es kommen harmonische Klangfolgen auf. Diese werden immer weiter ausgearbeitet und es entsteht eine sehr schöne spacige Atmosphäre. Dazu kommt dann auch noch ein Sequenzerrhythmus, der dem Ganzen nun etwas Drive verleiht. Das ist jetzt richtig fesselnd gemacht und erinnert in Ansätzen an die „Berliner Schule“.

Der Blasennebel ist dann im mehr als 21minütigen „Bubble Nebula“ erneut Thema. Dieses Stück beginnt zunächst auch mit surrealen Klangskulpturen die erst nach mehr als sechs Minuten in einen Part mit Harmonien übergehen, die sich daraufhin langsam entwickeln. Nach mehr als sieben Minuten kommen dann ein Sequenzerrhythmus und Klänge auf, die stark an Klaus Schulze erinnern. Diese werden aber nach einigen Minuten in einen ganz eigenen Stil transformiert. Ein sehr schöner Track, vielleicht sogar das Highlight des Albums.

Zum Abschluss des Albums hat das Duo noch den mehr als 18minütigen Track „Stellar Wind“ auf die CD gepackt. Mit Glockenschlägen und Windgeräuschen starten sie diesen letzten Track. Da rauscht es in den ersten mehr als drei Minuten ordentlich aus den Boxen. Dann kommt wieder ein surreales Klangmuster auf, sodass die Beiden in diesem letzten Track erneut ambiente, spacige Stimmungsbilder zeichnen.

Die Stücke auf dem Debütalbum „11.000 Lightyears“ des neuen Elektronikprojektes RoScho (Rothe & Schönwälder) unterscheiden sich deutlich vom Filter-Kaffee-Stil, so dass es Sinn machte für diese Stücke einen neuen Projektnamen zu finden. Die Musik auf dem Album ist die perfekte Musik für eine Reise in die Tiefen des Weltalls. Damit haben die Beiden eine neue Spielweise im Bereich Ambient/Spacemusic gefunden.

Stephan Schelle, Oktober 2025

 
   

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