Roman Ridder – The Planets
 

Roman Ridder – The Planets
Eigenvertrieb / Bandcamp (2020)

(
10 Stücke, 78:27 Minuten Spielzeit)

Der in Düsseldorf lebende Roman Ridder macht seit Anfang der 90’er Jahre elektronische Musik. Es hat aber bis ins Jahr 2015 gedauert bis er seine Musik der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte. Das lag vor allem daran, dass es zu der Zeit schwieriger als heute war, ein Label zu finden um Musik zu veröffentlichen. Auch traute er sich nicht, etwas an ein Label zu schicken. Die Lösung war dann Bandcamp, auf dessen Plattform sich zahlreiche Alben und EPs von ihm finden.

 

 


Im Oktober 2020 veröffentlichte er das Album „The Planets“ über das er selbst sagt: Angelehnt an den englischen Komponisten Gustav Holst, der sieben Planeten unseres Planetensystems Anfang des 20.Jahrhunderts vertont hat, hat mich die Idee, den einzelnen Planeten ein musikalisches Thema zu widmen, fasziniert.

Jedem Planeten sind in der Astrologie eine oder mehrere Bedeutungen zugeordnet und diese habe ich versucht, musikalisch umzusetzen. Auf dem Album sind alle Planeten unseres Sonnensystems vertreten. Pluto, dem 2006 der Status ‘Planet’ aberkannt wurde, ist ebenfalls musikalisch umgesetzt worden. Die Erde habe ich zweimal vertont, da ich mir dabei die sanfte und die raue Erde zum Thema gemacht habe. Die Tracks stehen absichtlich in der Reihenfolge der Planten unseres Sonnensystems und nicht in einer etwaigen musikalischen Reihenfolge.

Bereits 1976 ließ sich der japanische Komponist und Elektronikmusiker Isao Tomita, der unter seinem Nachnamen Musik veröffentlichte, von Gustav Holst inspirieren und veröffentlicht das Album „The Planets“. Darauf enthalten Interpretationen der sechs Holst-Stücke über die Planeten Mars, Venus, Merkur, Jupiter, Saturn und Uranus.

Roman Ridder hat sich allerdings nicht musikalisch an Holst klassischem Stil ausgerichtet, sondern den Planeten einen eigenen Sound gegeben. Roman startet mit dem 8:10minütigen „Mercury“. Ein sehr spaciger Beginn bekommt nach einer Minute rhythmische Motive, die aber zunächst sehr akzentuiert eingesetzt werden. Ein flirrendes Rhythmusmuster kommt nach einigen Momenten hinzu und sorgt über weite Strecken für den Unterbau, auf den sich dann ambiente Flächen und Harmonien legen.

Das neunminütige „Venus“ beginnt mit weiten, eröffnenden Flächen, so als würde sich ein Tor zu den Sternen öffnen. Das wirkt zu Beginn auch sehr hymnisch und erhaben. Nach zwei Minuten ergänzt Roman diese Stimmung dann durch weitere Klangfarben, die er darauf legt. Ein sehr schöner, relaxter, sphärischer Track.

„Earth Pt. 1“ ist 7:32 Minuten lang und beginnt mit bedrohlichen, leicht düsteren Klängen. Auch kommen hier ein Sequenzerrhythmus und Industrial artige Klänge auf, die aus meiner Sicht die raue Erde mit u. a. ihrem hektischen Leben darstellen. Das 8:18minütige „Earth, Pt 2“ beginnt schon viel sanfter mit herrlichen Harmonien. Zwar kommen auch hier rhythmische Elemente auf, aber diese unterstützen eher die Schönheit unseres Planeten.

Der Mars ist der Kriegsplanet. Entsprechend düster und bedrohlich wirkt der Track „Mars“. Da kommen bei mir sofort Bilder aus dem Science Fiction Film „Dune“ auf. Die Musik wirkt auch wie eine Fahrt über die raue Oberfläche des unwirtlichen Planeten.

„Jupiter“ hat Roman mystisch angelegt, während sich „Saturn“ von einer rauen Schönheit zeigt. Ans Ende hat Roman dann die spacigen Tracks „Uranus“, „Neptune“ und „Pluto – The ex-planet“ ´gestellt.

Wie schon der englische Gustav Holst und auch weitere Musiker, hat sich Roman Ridder den Planeten unseres Sonnensystems musikalisch angenähert und sie in seiner eigenen Art und Weise vertont. Man kann mit der Musik einen Trip zu den fernen Himmelskörpern unternehmen und sich gedanklich auf ihnen bewegen. Da ist es mal ambient, dann wieder sehr rau und düster, oder es kommen druckvolle Rhythmen auf. Damit ist Roman ein abwechslungsreiches Werk gelungen.

Stephan Schelle, Oktober 2023

 
   

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