Roman Ridder – Northern Sky
 

Roman Ridder – Northern Sky
Eigenvertrieb / Bandcamp (2022)

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10 Stücke, 113:31 Minuten Spielzeit)

Roman Ridder wohnt in Düsseldorf und veröffentlicht seit 2015 über Bandcamp seine elektronische Musik. Und die Düsseldorfer Band Kraftwerk war es auch, die ihn irgendwann Ende der 70er Jahre, als er das erste Mal „Das Model“ hörte zur elektronischen Musik brachte. Von da an wusste er, dass das seine Lieblingsmusik sein und bleiben wird. Aufgewachsen ist er in der Nähe von Düsseldorf - „Düsseldorf, the Mississippi Delta of electronic music” wie ein guter Freund von ihm mal gesagt hat.

 

 


Anfang der 90er Jahre hat er dann viel Techno gehört, hatte aber erst mal kein Interesse daran, selber Musik zu produzieren. Den Entschluss dazu fasste er erst irgendwann Mitte der 90er. Er startete mit einem gebrauchten Rechner, einen Atari 1040ST und zwei kleineren, erschwinglichen Synthesizer mit denen er dann erste Erfahrungen in der Musikproduktion sammelte.

Über seine Musik sagt Roman: Meine musikalische Ausrichtung hat sich ab der ersten Veröffentlichung hin zu Dubtechno und Ambientmusic entwickelt und diese produziere und veröffentliche ich bis heute. Für die Musikproduktion kommen hauptsächlich Hardwaresynthesizer zum Einsatz.

„Northern Sky“ ist sein aktuelles Album, das im September 2022 erschienen ist. Roman Ridder war 2021 für den Schallwelle Preis nominiert worden und so produzierte er „Northern Sky“ sowie auch schon die im Jahr zuvor erschienene EP „Ether“ im Stil der „Berliner Schule“. Bei den einzelnen Tracks, sowohl musikalisch als auch bei den Tracknamen, habe ich den Fokus auf ferne Welten gelegt. Auch bei diesem Album war der Prozess der einzelnen Tracks ein langer Weg, bei dem ich Ideen gesammelt, umgesetzt, verworfen und wieder neu umgesetzt habe. Alles in allem habe ich für dieses Album mehrere Monate im Studio verbracht, bis final das Album stand.

„Northern Sky“ hat Ausmaße eines Doppelalbums und beinhaltet zehn Songs mit Laufzeiten von 9:44 bis 13:40 Minuten Spielzeit mit einer Gesamtlänge von fast 114 Minuten.

Die Stücke auf dem Album bieten Elektronikmusik der „Berliner Schule“, die Roman mit modernen Elementen kombiniert hat. Los geht es mit dem zwölfminütigen „Cosmic Radiation“. Der Track beginnt spacig mit herrlichen Flächen und Harmonien. Nach gut drei Minuten spendiert Roman dem Track dann einen modernen, filigranen Rhythmus, der im Verlauf druckvoller wird und hypnotische Signale verströmt. Das ist sehr gut gemacht.

„Faster Than Light“ ist mit seinen 11:28 Minuten Spielzeit nur unwesentlich kürzer. Der Track startet gleich mit Sequenzerrhythmen. Er steigert sich, was die Dynamik betrifft, von Minute zu Minute und bietet so ein monumentales Klangbild.

Auch das 9:54minütige „Signs Of Life“ startet mit einem Sequenzerrhythmus. Leicht bedrohliche Sounds und windartige Klänge, die auch mal durch zischende Synthies verziert werden, lassen eine außerirdische Welt entstehen. Im Verlauf wird es dann auch heller und druckvoller. Der 10:14minütige Track „Beyond The Orbit“ besitzt Klangfolgen und Sequenzerparts, die an die „Berliner Schule“ andocken. Der Track zieht straight durch den Raum und steigert sich ebenfalls im weiteren Verlauf.

Bevor die druckvollen Rhythmusmuster nach gut zwei Minuten in den Vordergrund treten, bietet das 11:12minütige „Rising Light“ sphärische, flächige Harmonien, die mit einigen knisternden Effekten durchzogen sind. Vor mir macht sich ein Bild einer Waldlandschaft breit, durch die man sich seinen Weg bahnt. Das hält an, bis dann der Rhythmus einsetzt und es sich anhört, als würde der Wald dem Erdboden gleich gemacht. So empfinde ich es.

Der Sequenzer eröffnet dann das 13:40minütige „Space Train“. Der Titel ist hier gut gewählt, denn es klingt von der Sequenz und einigen Synthesizerklängen wie ein fahrender Zug. Das Ganze ist dann noch mit spacigen Flächen unterlegt. Der Track hat auch was von Ashra und bekommt im weiteren Verlauf einen modernen Beat verpasst.

Auch knapp über 13 Minuten ist „Exoplanet“, der spacig startet und dann mit einem Sequenzer fortgeführt wird, der nach einigen Momenten perlende Sounds in den Äther schickt. Roman schiebt dann immer mal wieder stark rhythmische Elemente ein, die eine pulsierende Wirkung haben. Das 9:44minütige „The World From Above“ klingt, als würde man eine Landschaft mit einem Helikopter überfliegen. Roman baut in die Atmo dann immer wieder sehr eingängige Harmonien ein.

Nach einem minutenlangen, spacigen Beginn im fast elfminütigen „Time Loop“ schichtet Roman dann wieder – nach etwas mehr als zwei Minuten – rhythmische Kaskaden übereinander. Und mit dem 11:16minütigen „Specimen“ endet dann das Album.

Das Album „Northern Sky“ von Roman Ridder bietet erneut eine Mischung aus ambienten, spacigen und teils an die „Berliner Schule“ angelehnte Elektronikmusik, die er dann mit teils kraftvollen Rhythmuskaskaden verziert. Eine hochspannende Mixtur ist ihm damit gelungen.

Stephan Schelle, Oktober 2023

 
   

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