Robert Schroeder – Into The Light
 

Robert Schroeder – Into The Light
News Music / Spheric Music (2023)

(
7 Stücke, 57:17 Minuten Spielzeit)

Der Elektronikmusiker Robert Schroeder hat auch nach 44 Jahren nichts von seiner Kreativität eingebüßt. Das beweist er auf seinem neuen, mittlerweile schon 45en Album, das den Titel „Into The Light“ trägt. Im Booklet ist zum Thema des Albums zu lesen: „Um tatsächlich Erleuchtung zu erlangen, ist es notwendig, alle Stufen der Entwicklung zu erklimmen. Es ist der gesamte Prozess des Erwachens, der in der Erleuchtung der siebten Lebensstufe gipfelt.“ (Quelle: Google)

 

 


Das Cover des neuen Albums ziert eine Computergrafik, die - genauso wie die weiteren Grafiken im Booklet - aus dem Video zum Titelgebenden Stück entnommen ist, das auf Youtube abgerufen werden kann. Dort gehen Menschen ins Licht, was bei mir die Assoziation erweckte, dass es sich um ein Abschiedsalbum handelt (Menschen, die aus diesem Leben scheiden). Doch es geht darum das Licht Freiheit ist, Energiespender, Erlösung, Hoffnung und Freude. Dies hat Robert Schroeder in einem Konzeptalbum umgesetzt.

Robert hat für das Album wieder ganz neue Sounds erstellt und sie teilweise mit seinem typischen Stil vermengt. Das Album beginnt mit dem 12:32minütigen Titelstück. Dort sind zu Beginn recht merkwürdige, mysteriöse Klänge auszumachen, die nach nicht ganz einer Minute in einen Part übergehen, der als Grundlage den Stil von Klaus Schulze aufweist, aber doch ganz anders klingt. Man hat das Gefühl, dass Robert auf einer vorher komponierten Melodielinie etwas improvisiert und live spielt. Ein sanfter Rhythmus bildet die Basis auf dem sich flächige Sounds bewegen, die von elektronischen Effekten durchzogen werden. Nach gut vier Minuten ändert sich das Bild und es flirren die Flächen durch den Raum, so dass man das Licht förmlich vor dem inneren Auge sehen kann. Auch kommt jetzt eine weibliche Stimme auf, die einige Worte wie „feel the sun“ spricht. Nach gut siebeneinhalb Minuten wird es dann rhythmisch mit einem tollen Groove und es schälen sich einige für Robert typische Sounds heraus. Da kann man schon mal eine Gänsehaut bekommnen. Mystisch wird das Stück dann ausgefaded.

Das 5:44minütige „Transition To Freedom“ beginnt mit außergewöhnlichen, verzerrten Sounds und bekommt dann zunächst einen Herzschlagartigen Rhythmus auf den sich nach einigen Momenten herrliche Flächen legen. Eine helle Synthstimme mit leicht japanischem Einschlag spielt dann eine sanfte Melodielinie um dann mit einer weiteren Synthstimme in einem Duett zu verschmelzen. Das besitzt eine gewisse Verträumtheit.

Mit heftigen Verkehrsgeräuschen einer belebten Straße, die in Meeresrauschen übergeht, startet Robert in den 10:43minütigen Track „Traffic Beach“. Ein passend gewählter Titel. Diese Soundcollage dauert etwas über eine Minute. Danach kommt ein Rhythmus auf, der mich sofort an Jean Michel Jarre denken lässt, doch hiermit führt uns Robert ein wenig in die Irre. Schnell kommen fette Sounds und eine Melodie auf, die hymnisch daherkommen. Nach weiteren Momenten kommt ein weiteres Rhythmusmuster auf, das nun einen klasse Groove in den Vordergrund stellt. Das verbindet in meinen Augen die traditionelle Elektronikmusik mit modernen Elementen. Robert verändert im Verlauf Rhythmus und Struktur des Stückes, so dass es einen hohen Spannungsbogen besitzt.

Auch das 7:22minütige „Out Of The Dark“ beginnt mit tollen Effekten, die besonders gut über Kopfhörer zur Wirkung kommen. Nach wenigen Momenten stellt sich ein fast dubartiger Rhythmus ein, auf den dann Roberts typische Sounds und Synthchöre gelegt werden. Der Track steigert sich weiter zu einem mit hypnotischen Beat unterlegten Part.

Weite flächige Sounds bietet Robert dann im 6:20minütigen „The Sense Of Dreamin“, in dem er nach wenigen Momenten Sounds und Rhythmen aufschichtet. Dabei klingt das Schlagwerk sehr markant (wie in frühen Jazztagen). Das verziert er dann mit einer sehr hymnischen, fast schon symphonischen Melodie und baut dabei einen hohen Klangraum auf.

Wabernde elektronische Sounds, so als würde man etwas starten (klingt außergewöhnlich) und Didgeridooartige elektronische Klänge eröffnen dann das 6:36minütige „Enlightment“. Nach einer Minute werden dann Flächen und der  unwiderstehliche Sound von Roberts Synthies hinzugefügt. Das klingt wie ein fiebriger Traum.

Das Album wird dann vom achtminütigen „Solar Flares“ abgeschlossen. Flirrende Synthklänge zu Beginn lassen gleich an einen Solarsturm denken. Nach wenigen Momenten wird es dann aber flächig und spacig. Nach zwei Minuten wird dies von einem startenden Sequenzerrhythmus abgelöst, der nun den Track nach vorn treibt. Nach weiteren gut anderthalb Minuten gesellt sich dann ein pumpender Beat hinzu, auf den sich nach weiteren Momenten eine Melodielinie legt. Und auch die typischen Percussioneinwürfe hat Robert eingebaut. Da kann man förmlich nicht ruhig vor den Boxen sitzen bis dann der Track wieder recht ruhig und spacig ausklingt. Ein klasse Abschluss des gelungenen Albums.

Es ist kaum zu glauben dass Robert Schröder auch auf seinem 45. Album noch so voller Ideen strotzt und so frisch klingt. Das ist nicht „Wein in alten Schläuchen“, Roberts Musik scheint mit jeder Veröffentlichung wie guter Wein zu reifen.

Stephan Schelle, September 2023

 
   

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