Robert Schroeder – D.MO Vol. 2
 

Robert Schroeder – D.MO Vol. 2
Spheric Music (2008)
(11 Stücke, 70:36 Minuten Spielzeit)

Bereits im Jahr 1998 erschien bei CUE-Records die CD „D.MO Vol. 1“, auf der der Aachener Elektronikmusiker Robert Schroeder zu seinem 20jährigen Jubiläum unveröffentlichtes Material aus den Jahren 1978 bis 1982 herausbrachte. Im damaligen Booklet sprach Robert von einer CD-Serie, dessen zweiter Teil nun endlich, Anfang März 2008, herauskommt. Übrigens wird der Titel „Demo“ ausgesprochen. Die Stücke sind aber professionell aufgenommen und abgemischt, so dass die CD schon als qualitativ gut zu bezeichnen ist und nicht den Charakter von Überschussmaterial aufweist.

 

 


Die elf Stücke der mehr als 70minütigen CD entstanden alle in Robert’s Aachener Studio in der Zeit von 1980 bis 1983 und erblicken nun erstmals das Ohr der Elektronikfreunde. Mit dem für Robert sehr ungewöhnlichen „Hallo“, bei dem er per Vocoder einen Sprachgesang anstimmt und sich damit quasi vorstellt (Textzeile: „Hallo, ich stell mich vor …“), beginnt die CD. Dieser erste Track wirkt wie ein Elektropop-Song, da er mit einer recht einfachen, schnell ins Ohr gehenden Melodie, sowie einem für damalige Zeiten im Elektropop typischen Sound aufgenommen ist. Der Song macht mit seiner Einfachheit einfach Spaß. Schroeder-typischer wird es dann ab „The Nomad Theme-2“.

Robert hatte Anfang der 80’er ein Projekt mit dem Namen NOMAD geplant, es aber nie verwirklicht. Die Stücke „The Nomad Theme-2“ das an zweiter und „The Nomad Theme-1“, das an sechster Stelle auf der CD platziert wurde, zeugen von diesem Projekt. Warum Part 2 vor den ersten gesetzt wurde, ist mir aber schleierhaft. In Part 2 kommen neben Sequenzen und Flächen auch einige Sounds von Streichinstrumenten hinzu, was an die Arbeiten von Klaus Schulze erinnert. Der erste Part ist kühler angelegt. Ein recht technischer monotoner Grundrhythmus bildet die Grundlage für den weiteren Verlauf, der recht experimentell wirkt, sich aber immer noch im typischen Schroeder-Kosmos bewegt.

„Door To Heaven“ hat diese typischen Schroeder-Melodien, die man kennt und liebt, allerdings wählt er durch einen etwas, ich schreib mal schräg angelegten Sound, eine asiatische Stimmung, die mir gut gefällt. Da kann man sich richtig hineinfallen lassen. „Starlights“, mit seiner sphärischen Atmosphäre, reicht an die Musik von Robert’s „Galaxie-Cygnus-A“ heran, während „Wired Systems“ wie ein Soundtrack zu einer Reise durch einen Mikrokosmos wirkt. Hier bietet er auch wieder unter die Haut gehende Melodielinien, die zart angelegt sind. Einige wenige Töne hören sich dabei leicht schief an, was wohl auf die alten Aufnahmen zurückzuführen ist.

In „Synth Waves“ flirrt und zirpt es nur so aus allen Richtungen und es weht zudem wieder ein Hauch von „Berliner Schule“ durch den Raum. „Modulation“ ist ein sehr technokratischer Track, der mir nicht so gefällt, da er unterkühlt wirkt und ihm, für meinen Geschmack, das gewisse Etwas fehlt. Da ist das folgende „Springtime“ schon von einem anderen Kaliber. Hier kommen eine eingängige Melodie und ein moderater Rhythmus zum Einsatz. Dazu hat der Song entfernt einen Spirit, wie man ihn von Robert’s bekanntestem Stück „Skywalker“ her kennt. Nur Robert Schroeder ist in der Lage derartige Melodien und Atmosphären zu schaffen. Dieser Track gehört für mich zu den Highlights des Albums.

Ein weiteres Highlight stellt „Analogue Vibes“ dar, das mit ausgefeilter Struktur, Rhythmus und Melodie aufwarten kann. Hier fehlt nichts, was der geneigte Schroeder-Fan zu erwarten hofft. Einfach ein sehr schöner Track. „Protones“ ist dann der letzte Titel des Albums. Ähnlich wie schon zu Beginn lässt Robert eher ungewöhnliche Klänge auf den Hörer los, dieses Mal aber ohne den Vocoder oder das Mikro anzuwerfen.

Mit „D.MO Vol. 2“ führt Robert seine Werkschau unveröffentlichter Stücke fort, die er vor gut zehn Jahren begonnen hat. Neben Sounds von PPG Wave-2, Minimoog und EMU-Drums sind es vor allem die von Robert selbstgebauten Synthesizer und Sequenzer, die das Soundbild bestimmen. Und genau das macht auch den Reiz des Albums aus. Es ist zu hoffen, dass die Serie weitergeführt wird (aber nicht erst nach weiteren zehn Jahren), da es sicherlich noch viele Stücke gibt, die der Aachener Elektroniker in der Schublade hat.

Stephan Schelle, März 2008

 
   

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