Robert Schroeder – D.MO Vol. 4 – Harmonic Decadence
 

Robert Schroeder – D.MO Vol. 4 – Harmonic Decadence
Spheric Music (2017)

(
2 Stücke, 49:15 Minuten Spielzeit)

Nachdem der Aachener Elektronikmusiker in diesem Jahr mit „Velocity“ ein neues Studioalbum auf den Markt gebracht hat, öffnet er im September erneut sein Archiv und fördert auf der CD D.MO Vol. 4 - Harmonic Decadence“ ein kleines Juwel ans Tages- bzw. Laserlicht. Wer von den Elektronikfreunden jetzt bei dem Zusatz „Harmonic Decadence“ aufhorcht und eine Verbindung mit Robert’s Debütalbum „Harmonic Ascendant“ zieht, der liegt gar nicht so falsch.

 

 


Bevor Robert sein Debütalbum veröffentlichte, hatte er mit den beiden jeweils mehr als 23minütigen Stücken „Harmonic Decadence Side-A“ und „Side-B“ bereits wunderbare elektronische Musik im Kasten, die aber leider von der Plattenfirma WEA abgelehnt wurde, weil das Album in ihren Augen zu elektronisch war. Bekanntlich spielte Robert dann zusammen mit dem Gitarristen Udo Mattusch und dem Cellisten Wolfgang Tiepold das Album „Harmonic Ascendant“ ein, das Ende 1979 auf Klaus Schulze’s IC-Label erschien.

Die erste Aufnahme Harmonic Decadence wurde irgendwie vergessen. Manche Auszüge wurden hin und wieder auch verwendet, z.B. bei dem INKEYS-Interview aus Anfang der 80er. Noch nie aber wurde das Gesamtwerk dieser ersten Aufnahme veröffentlicht. Die Tapes sind im Laufe der Zeit in den Tiefen des Band-Archivs verschollen. Die Nachfrage nach dieser Aufnahme ist nach wie vor groß. 2017 hat Robert sein Archiv durchforscht ... und die alten Original-Aufnahmen als Masterkopie auf einer hochwertigen MusicCassette gefunden. Das Material wurde klanglich aufgepeppt. Die altersbedingten Klangeinbußen tragen zum 70er Jahre-Charme bei. Natürlich verlangt diese Musik unbedingt nach einer Veröffentlichung. So ist es im Pressetext zu lesen.

Im September 2017 erscheint nun in der Reihe D.MO die unveränderte Original-Version von „Harmonic Decadence“, die mit seinen beiden 23:56 und 25:19minütigen Stücken quasi eine Blaupause für die Alben darstellt, die Robert in den 80’ern herausbrachte. Die beiden Longtracks weisen schöne altmodische analoge Sounds auf, die den Hörer sofort in andere Sphären transportiert. Augen zu und genießen sollte man diese wunderbare Musik, die mit ihren langen Sequenzmustern, wie man sie z.B. von Michael Hoenig „Departure From The Northern Wasteland“ kennt, aufwartet.

Auf einem aus Sequenzerrhythmen bestehenden Unterboden setzt Robert herrliche Harmonie- und Melodiebögen die sanft durch den Raum gleiten und sich in die Gehörgänge winden. Auch der zweite Longtrack bietet herrliche Melodien, wobei es rhythmisch noch etwas flotter zur Sache geht, als im ersten Part. Ein wenig erinnert mich das auch an die Musik von Wolfgang Riechmann und Klaus Schulze. Die flirrenden Synthies, die Robert immer wieder einstreut und die Sounds würden sich auch gut für den Soundtrack eines Raumfluges machen.

Robert Schroeder hat mit „Harmonic Decadence“ einen wahren Schatz für die Freunde der elektronischen Musik gehoben. Es wäre schade gewesen wenn diese wunderbare Musik in den Untiefen seines Archivs untergegangen wäre. Eine klare Empfehlung.

Stephan Schelle, September 2017

 
   

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