Robert Schroeder – C’est Magique
 

Robert Schroeder – C’est Magique
News Music / Spheric Music (2020)

(
8 Stücke, 60:00 Minuten Spielzeit)

Der aus Aachen stammende Soundtüftler und Musiker Robert Schroeder gehört seit 40 Jahren zu den aktivsten Künstlern der Szene. Dass er immer noch relevant in der Szene ist, das zeigt, dass er in diesem Jahr bei der Schallwelle-Preisverleihung mit seinem letztjährigen Album „Fata Morgana“ den zweiten Platz in der Rubrik „Bestes Album 2019“ belegte. Im Jahr 2017 wurde Schroeder drüber hinaus für sein Lebenswerk bei der Schallwelle-Preisverleihung geehrt.

 

 


Am 01.05.2020 erscheint das mittlerweile 41. Album von Robert Schroeder. Auch wenn es bisher keinen Hinweis geben musste, dass Robert’s Musik magisch ist, so weist doch das neue Werk schon mit seinem Titel „C’est Magique“ darauf hin. Robert beschert den Freunden der elektronischen Musik eine Stunde magische und mystische Sounds, Harmonien und Melodien. Dabei ist er immer bestrebt, neue Wege zu gehen und neue Sounds zu finden, ohne aber seinen eigenen Stil zu vernachlässigen. Das gelingt ihm auch auf dem 41. Album wieder mit Leichtigkeit.

Die Sound-Exkursion durch die tiefen Sphären der magischen Synthesizerwelten (das Cover wirkt da ja auch schon sehr elektrisch und spannungsgeladen) bietet acht Stücke, die nahtlos ineinander übergehen und somit einen kompakten einstündigen Trip bieten. Dabei geht Robert nicht immer rhythmisch zur Sache, sondern lässt die Flächen auch mal ruhig durch den Raum gleiten.

Los geht es gleich mit dem zwölfminütgen Titeltrack. Der Beginn dieses Stückes zeigt sich von einer sehr magisch/mystischen Seite, in dem Robert einige Klänge, die nach elektronischen Blasinstrumenten klingen, wie Klangtupfer in den Raum schiebt, bis eine weibliche Stimme (von Carolle Borda) den Titel ausspricht. Nach diesen etwas mehr als 30 Sekunden wird der Raum an Klängen voller und ein leichter Rhythmus schiebt sich unter die sanften Flächen. Traumhafte Harmonien sorgen schon zu diesem frühen Zeitpunkt für eine wohlige Atmosphäre, in die man sich fallen lassen kann. Die für Robert so typischen Sounds blitzen dabei immer mal sporadisch in diesen Klangwolken auf. Nach gut drei Minuten kommen dann eine Melodie und Stimmung auf, die Soundtrackartig anmutet, was vor allem durch Trompeten- und Streichersounds hervorgerufen wird. Wer nun denkt, dass dies so weitergeht, der irrt, denn Robert lässt sich das Stück immer weiter entwickeln und setzt weitere Elemente wie Rhythmusmuster und Klangfarben ein, die zwar die Grundmelodie beibehalten, aber diese in immer neuem Licht glänzen lassen. Ein klasse Einstieg, der zeigt, wie magisch Robert’s Musik ist.

Eine monotone Synthiefläche startet dann in den nächsten, neunminütigen Track „Magnetic Streams“, auf der dann einige flirrende Synthieklänge wabern. Durch eingestreute Melodiefolgen kommt dann immer mal wieder „Akte-X“-Feeling auf. Dem hebt Robert einen Rumba artigen Rhythmus unter, womit eine ganz eigene Stimmung erzeugt wird. Vor allem die Rhythmusmuster und die dahinschwirrenden Flächen sorgen in diesem Stück für ein außergewöhnliches Flair.

Etwas experimentell zeigt sich zu Beginn das Stück „Spiritual Spice“ (8:11 Minuten). Dadurch wirkt der Track sehr mystisch und nicht von dieser Welt. Melodischer und mit sehr schönen Streichersätzen versehen zeigt sich dann das 4:38minütige „Mysterious Science“, bei dem auch wieder die herrlichen Sounds und Harmonien, die man von Robert kennt, aufkommen. Ein sehr schönes Stück, das nach zwei Minuten einen markanten Rhythmus bekommt und einfach nur beste Stimmung verbreitet.

Das fünfminütige „Black Magic“ beginnt in den ersten Momenten recht mystisch und experimentell, besticht aber durch einen pumpenden Beat und flirrenden Synthies sowie rhythmischen Akkorden und Flächen, die schnell gefangen nehmen. Hier vereint Robert seine bekannten Klänge mit neuen Sounds. Mit leicht jazzigen (Trompete) und experimentellen Klängen beginnt dagegen das 7:13minütige „Mystic Dawn“. Dann setzen aber die Gitarre und Robert’s typische Schlagzeugrhythmen ein und das Stück entwickelt sich langsam zu einem faszinierenden Track, der im zweiten Teil ein wenig an sein Double Fantasy-Projekt erinnert.

Mit dem fast sechsminütigen „Glowing Energy“ hat Robert dann einen rhythmischen Track auf dem Album, der einfach hinreißend ist. Stimmsamples werden zwischendurch eingestreut, was das von tollen Beats geprägte Stück fast schon zu einer Dancenummer macht. Jedenfalls fällt es schwer vor den Boxen ruhig zu bleiben. Mit dem 7:38minütigen „Secret Elements“ endet dann „C’est Magique“. Der Track, bei dem Robert zunächst die Synthies piepsen lässt entwickelt sich schnell zu einem Stück, das streckenweise nahe an der „Berliner Schule“ und im Besonderen am Stil von Klaus Schulze angesiedelt ist. Robert nimmt aber nur diese Stilrichtung als Zutaten um damit, wie ein guter Koch, sein ganz eigenes und wohlschmeckendes Gericht zu entwickeln. Einfach betörend.

Auch auf seinem 41. Album zeigt Robert Schroeder keine Ermüdungserscheinungen. Erneut hat er ein einstündiges Werk geschaffen, das abwechslungsreiche, kosmische, sphärische, rhythmische aber manchmal auch experimentelle Klänge miteinander kombiniert bzw. aneinanderreiht, die sowohl eine gewisse Spannung wie auch Entspannung beim Hören erzeugen. Robert hat damit erneut ein klasse Album eingespielt.

Stephan Schelle, April 2020

 
   

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