Robert Schroeder – 30 Years After
 

Robert Schroeder – 30 Years After
Spheric Music (2009)
(9 Stücke, 76:00 Minuten Spielzeit)

Robert Schroeder, der in frühen Jahren begann mit selbst gebauten elektronischen Geräten Klänge zu erzeugen, veröffentlichte im Jahr 1979 sein viel beachtetes Debütalbum „Harmonic Ascendent“. Damals, vor 30 Jahren, war er vor allem inspiriert durch die Musik seines großen Vorbildes Klaus Schulze. Doch schnell entwickelte Robert seinen ganz eigenen Stil, der eine deutlich wieder zu erkennende Handschrift trug. Jetzt, 30 Jahre später, ist Robert immer noch aktiv und zeigt mit dem neuen Album „30 Years After“, wo er heute musikalisch steht.

 


Das aktuelle Album stellt mittlerweile Robert’s 19. Solowerk dar. Es erscheint im September 2009 auf dem Spheric Music-Label. Auf ihm geht Robert eine Verbindung aus den Sounds und Atmosphären der Anfangszeit seiner Karriere und den heutigen Möglichkeiten der elektronischen Klangerzeugung ein. Das Ergebnis präsentiert er auf neun Stücken, deren Laufzeiten zwischen 2:15 und 14:24 Minuten Länge liegen.

Mit dem Opener „30 Years Before“ startet die CD zunächst recht melancholisch, denn Robert hat einen kurzen Ausschnitt aus dem Titelstück seines Debütalbums an den Anfang seines neuen Werkes gelegt. Zu der Musik hat er einige Worte der Erinnerung an das Frühwerk in verfremdeter Stimme gesprochen und entführt uns zunächst in die Vergangenheit. Das hat für mich - von der Stimmung her - so ein bisschen etwas von der Erzählstimme und Atmosphäre wie es Grobschnitt’s „Rockpommel’s Land“ auch hat.

Nach diesem kurzen 2:15minütigen Intro legt die CD richtig mit dem Stück „Hypnotics“ los, das mit Sounds beginnt, die an startende Sylvesterraketen erinnert. Langsam schälen sich eine Harmonielinie und ein Rhythmus aus diesem Beginn heraus. Ergänzt wird das Ganze noch durch Klangtupfer aus Piano und E-Gitarre. Das ist zunächst mal sehr relaxte, atmosphärische Elektronikmusik, die eine gute Stimmung verbreitet. Das nächste Stück suggeriert mir vom Titel her eine Anlehnung an eine Ess-Flatrate der Marke „All You Can Eat“, denn das Stück heißt „All You Can Dream“. Es beginnt mit sehr schönen Gitarren, die zunächst an einen atmosphärischen Rocksong denken lassen. Dann kommen Stimmen hinzu und es entwickelt sich ein Downbeattrack, den ich stilistisch auch in die Richtung von David Wright oder auch Code Indigo einordnen würde. Sehr schöner atmosphärischer Track, der sich langsam aber stetig fortentwickelt und in weite Traumwelten entführt.

Bei „Modifiers“ erklingt ein zunächst monotoner Rhythmus, der aber immer hypnotischer wird. Der Track strahlt zunächst eine gewisse unterdrückte Kraft aus. Man hat das Gefühl, als ob es unter der Oberfläche brodeln würde und so wird dieser Track in seinem Verlauf dann auch rhythmischer und bricht förmlich durch die Klangwolkendecke, ohne aufdringlich zu werden. Dabei entwickelt er eine gewisse spacige Form, die den Hörer abheben lässt. Dann kommt mit „Let It Flow“ noch ein relaxter Track, der von den typisch weichen Synthiewolken der Marke Robert Schroeder / Food For Fantasy getragen wird. Diese harmonischen Tunes sorgen für Gänsehaut bei mir. Einfach nur traumhaft.

Das folgende „Destination Galactica“ beginnt mit technischen, futuristischen Sounds, so dass man zunächst den Eindruck eines Science Fiction Soundtracks hat. Doch schon nach wenigen Momenten bricht Roberts markanter Stil durch, der eine Mixtur aus „Berliner Schule“ und typischem Schroeder der 80’er darstellt. Gespickt ist der Track zusätzlich mit Synthiechören, Sequenzersounds und einem schönen Drumprogramming.

Der nächste Titel „A New Message“ verspricht viel, gehört „The Message“ vom 87’er Album „TimeWaves“ doch zu den beliebtesten Stücken von Robert. Der neue Track schraubt die Erwartungshaltung auf eine mögliche Fortsetzung des Klassikers sehr hoch. Die Erwartungen werden zwar nicht erfüllt, hat das Stück doch nicht viel mit dem faszinierenden, rhythmischen Track aus den 80’ern gemein, aber irgendwie klingt der Spirit dieser Zeit in dieser Downbeat-Nummer doch an. Sehr spacig, fast im Zeitlupentempo spielt Robert seine Gitarre in diesem mit über 14 Minuten Spielzeit längstem Stück der CD, hypnotisiert den Hörer komplett und vernebelt ihm damit die Sinne. Beim ersten Hören ist eine sich wiederholende Gitarrenpassage aber etwas gewöhnungsbedürftig, da sie disharmonisch klingt (wäre für meinen Geschmack um einen halben Ton versetzt der Burner gewesen), nach mehrfachem Hören hat man sich aber dann daran gewöhnt.

„Mood Control“ bietet wieder tolle Melodiebögen und einen sehr eingängigen Rhythmus, ein echter Schroeder eben. Und mit „30 Years After“, dem Titelstück des Albums verabschiedet uns Robert in einer sehr relaxten Form, die gut zu einer idyllischen Strandatmosphäre passt. Die Melodielinie wird dabei von einer Trompetenähnlichen Synthielinie bestimmt.

Auch nach 30 Jahren sitzt Robert Schroeder noch fest im Sattel der Elektronikmusik und macht dabei eine gute Figur. Solche harmonische Soundwolken wie beispielsweise in „Let It Flow“, hypnotischen Tunes wie in „A New Message“ oder Trompetensounds in „30 Years After“ kann nur Robert zaubern. Wer seine bisherigen Veröffentlichungen (inkl. Food For Fantasy) mag, der wird sich auch mit diesem Album äußerst wohl fühlen.

Stephan Schelle, September 2009

 
   

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