Robert Fox - Adonai
 

Robert Fox - Adonai
AD Music (2008)
(17 Stücke, 62:18 Minuten Spielzeit)

Der Engländer Robert Fox kann auf eine Reihe von Elektroniklaben zurückblicken, die er allein oder zusammen mit David Wright als Kern von Code Indigo herausgebracht hat. Sein neustes Werk trägt den Titel „Adonai“. Die hebräischen Zeichen über dem Titel lassen schon vermuten, dass es sich hierbei um einen religiösen Hintergrund handelt. Und tatsächlich, denn „Adonai“ bedeutet soviel wie die im Alten Testament dokumentierte Anrede „Mein Herr“, mit der Gott angesprochen wurde. Namen für Stücke wie „Palm Sunday“, „Magdalene“ oder „Way Of The Cross“ unterstreichen diesen religiösen Hintergrund des sehr theatralisch wirkenden Albums.

 


Schon auf früheren Alben ging Robert Fox oft mit sakralen Sounds zu Werke, so auch auf „Adonai“. Mit einem Donnerschlag beginnt der Opener „Pieta – Part 1“, um dann eine Art hebräischen Gesang erklingen zu lassen. Man wird bei diesen Klängen gleich ins israelische Land und in die Zeit, als Christus auf der Erde wandelte, versetzt. Nach gut zwei Minuten erklingen dann die ersten elektronischen Klänge, so wie sie typisch für Robert’s Musik sind.

In sich ist die ganze CD sehr stimmig, denn die 17 Tracks wirken unter anderem dadurch, dass sie nahtlos ineinander übergehen, wie ein einziges Stück. Das verstärkt den Eindruck eines Konzeptalbums. Aus diesem Grund kann auch keine Besprechung einzelner Stücke erfolgen, vielmehr sollte der Hörer das Gesamtwerk auf sich wirken lassen. Streckenweise werde ich von der Stimmung auch an das Tangerine Dream Album „Inferno“ erinnert, ohne das hier die opernhaften Gesänge auftreten, vielmehr belässt Robert es bei Mönchs- oder hebräisch wirkenden Gesängen.

Das vierminütige „The Temple“ ist sehr melodiös und wirkt fast wie ein Soundtrack bzw. wie die ideale Untermalung einer Dokumentation über den nahen Osten, denn hier werden auch einige Stimmsamples untergemischt, die den Eindruck eines Bazar’s bei mir erwecken. „Gethsemane“ zeigt ein völlig anderes Bild. Hier herrschen bedrohlich wirkende Stimmungen, so als wäre man in einem Tal voller umherirrender Seelen gefangen.

Bei „9 Mimes“, dem mit 12:21 Minuten Spielzeit längsten Track des Albums, klingt mit seinen synthieartigen Klängen mit einer Mischung aus Spinett und Gitarre ein Hauch von Tangerine Dream durch den Sounddschungel. In diesem Longtrack vermischt sich quasi alles, was auf der kompletten CD zu finden ist. Unterschiedliche Gesänge, wunderbare Harmonien und Melodien sowie experimentellere Passagen, die eher was mit Theatermusik zu tun haben.

„To Break And Share The Bread“ klingt unter anderem durch die Glockenschläge und die tollen Harmonien sehr stark nach Code Indigo’s „For Whom The Bell“. Gespickt ist dieses Stück mit weiblichen Erzählstimmen. Diese Kombination hat etwas ganz Besonderes, denn sie schiebt sich wie ein wohliges Etwas direkt unter die Haut bis ins Hirn. Man bekommt bei diesem Stück ein erleichterndes Gefühl, so wie man es nach einer Beichte empfindet. Leider ist dieses Stück dann schon nach nicht ganz zwei Minuten beendet.

Trotz des Konzeptes ist Robert mit „Adonai“ ein tolles Album gelungen, das nicht so sperrig wie sein 2002’er Werk „Underworld“ ist. Wer die Musik von Robert Fox oder auch Code Indigo mag, dem kann ich das Album sehr empfehlen, denn die bekannten Stimmungen tauchen hier auch an sehr vielen Stellen auf. Darüber hinaus bietet das Album durch sein Flair des nahen Ostens Abwechslung im Elektronikeinerlei.

Stephan Schelle, Juni 2008

 
   

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