Rob Papen - Waiting
Rob Papen Music (2023)
(13 Stück, 60:15 Minuten Spielzeit)

Rob Papen gehört seit 1981 zu der niederländischen Elektronikformation Peru, die zuletzt in 2018 das Album „The Return“ veröffentlichten. Anfang der 80’er Jahre war er auch Mitglied der niederländischen Elektronikband Nova, die mit „Aurora“ einen Instrumentalhit erzielten. Solo brachte Rob im Jahr 2004 sein Album „DayDreamer“ heraus. 19 Jahre später erfolgte im Oktober 2023 das Nachfolgewerk, das den Titel „Waiting“ trägt. Dazwischen war Rob aber nicht untätig. Neben gemeinsamen Konzerten mit Ron Boots in den Jahren 2022 und 2023 hat er in den letzten Jahren zusammen mit hochkarätigen Programmierern eine eigene Linie von virtuellen Synthesizern und Effekten für PC und Mac entwickelt.

 

 


„Waiting“ enthält sieben bisher unveröffentlichte Stücke sowie drei Bonustracks, von denen „At Ease“ und „Red Clouds“ nur auf der CD-Version von „DayDreamer“ in Singapur enthalten waren. Bei den Bonustracks „Jubilee“ (diese ursprüngliche Klavierkomposition ist hier in einer Synthesizerversion enthalten), „Autumn Rain“, „Little Creek“, und „Leaves“ handelt es sich um Klavierkompositionen, die bereits auf der Internetsete von Rob als Piano Score erhältlich waren.

Mit dem 3:11minütigen „SpaceFloat“ startet Rob in sein neues Album. Schon in diesem Stück zeigt sich, das Rob Wert auf hohe Musikalität legt. Pianosounds treffen hier auf teils hymnische Klangwelten, garniert mit einer simplen, aber sehr eingängigen Melodielinie. Sobald der hymnische Part mit Gitarrensounds einsetzt erinnert das Ganze ein wenig an die Musik von Gordon Giltrap aus den Siebziger Jahren. Rob nutzt hier aber einen sehr modernen und transparenten Sound.

Das folgende, 7:37minütige „Red Clouds Beyond“ ist die Longversion von „Red Clouds“ und beginnt schwebend und spacig mit herrlich flächigen Sounds. Dann kommen flirrende Klänge auf, die an Peru denken lassen. Nach zwei Minuten setzen dann ein Schlagzeug- sowie ein Sequenzerrhythmus ein, die nach einer weiteren Minute eine sanfte Synthesizermelodie bekommen. Nun entwickelt sich ein sanfter, romantischer Track, der nach etwas mehr als fünf Minuten noch ein weiteres Synthesizersolo erhält.

Das 4:23minütige Titelstück „Waiting“ beginnt mit Wellenrauschen und sanften, harmonischen Flächen. Nach nicht ganz einer Minute kommt dann ein Flötensound auf, der die Melodieführung übernimmt und nach weiteren Momenten mit einem Schlagzeugrhythmus unterlegt wird. Nach gut anderthalb Minuten ändert sich nun der Sound (die Flöten haben ihren Dienst getan) und es kristallisiert sich ein/e hinreißende/r Sound/Melodie heraus. Das geht runter wie Öl und erinnert auch wieder ein wenig an den Peru-Sound.

Mit dem 7:40minütigen „The Chase“, das mit im Hintergrund gelegten Sprachsamples und Echoeffekten beginnt, kommt eines der Highlights ans Laserlicht. Nach wenigen Momenten beginnen perlende Synthesizerklänge, mit eingestreuten leicht basslastigen Sounds eine magische Wirkung zu entfalten. Dies kombiniert Rob mit herrlichen Flächensounds. Ab Minute Drei startet dann ein pulsierender Sequenzerrhythmus und der Track nimmt an Fahrt auf. Ab Minute Vier addiert Rob dann Sounds die stark in Richtung eines seiner Vorbilder, nämlich Jean Michel Jarre, weisen. Das macht er aber so gut, dass es nicht nach einem Plagiat klingt.

Synthesizerchöre eröffnen dann das 4:21minütige „Looking Out“, das Rob dann mit einem pumpenden Beat unterlegt. Ein Track der sehr kommerziell klingt und auch gut auf eine Tanzfläche passt. Ein leichter Jarre-Hauch umweht darüber hinaus das Stück. Mit dem 4:24minütigen „Berlin Is Waiting“, wie könnte es bei diesem Titel auch anders sein, huldigt Rob der „Berliner Schule“ und hier im Besonderen Tangerine Dream. Ein sanft wummernder Bass sowie Sequenzerrhythmen und Sounds die an TD erinnern, bestimmen diesen Track, der aber sehr eigenständig klingt. Für mich ein weiteres Highlight des Albums.

Das 6:10minütige „SpaceFloat Journey“ nimmt dann den Faden des Eröffnungsstückes „SpaceFloat“ auf, wandelt hier aber in den ersten Minuten in etwas ruhigeren, spacigeren Fahrwassern. Der Sequenzer steuert hier filigranere Rhythmusmuster bei, die von rauschenden Synthesizersounds umgarnt werden. Nach ca. drei Minuten kommen dann die Sounds und die Melodieführung des Eröffnungstracks zum Vorschein. Wenn man so will ist dieser Track eine Longversion von „SpaceFloat“.

Mit dem 7:06minütigen „At Ease“ kommt der erste Bonustrack der Singapur-Version des Albums „DayDream“ an die Reihe. Hier wandelt Rob auf Peru-Spuren mit herrlichen, flächigen Harmonien, die auf pulsierenden Rhythmen gelegt sind. Dahinein streut er immer wieder einige Melodietupfer. Das erzeugt eine wohlige Stimmung. Der zweite Track der Singapur-Version seines Solodebüts ist das 2:16minütige „Red Clouds“. Es ist die Kurzversion von „Red Clouds Beyond“. Mir persönlich gefällt die Longversion am besten. „Jubilee“, das ursprünglich als Klavierkomposition entstanden ist, klingt mit seinen Harfenklängen wie ein Stück von Andreas Vollenweider.

Danach folgen mit „Autumn Rain“, „Little Creek“ und „Leaves“ drei Klavierkompositionen, die eine intime und teils klassisch/romantische Ausstrahlung besitzen.

„Waiting“, das neue Album von Rob Papen, beinhaltet herrliche Synthesizertracks und drei Pianostücke. Rob legt bei seinen Stücken immer Wert auf eingängige Harmonien und Melodien, so dass die Musik eine wohlige Stimmung erzeugt. Reminiszenzen an Tangerine Dream, Jean Michel Jarre und Robs Band Peru treten darüber hinaus in einigen Stücken zu Tage.

Stephan Schelle, Januar 2024

 
   

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