Rheingold – Electric City – Düsseldorfer Schule
 

Rheingold – Electric City – Düsseldorfer Schule
3Klang Records (2008)
(9 Stücke, 46:12 Minuten Spielzeit)

Neben der berühmten „Berliner Schule“ gab es in den 70’er und 80’er Jahren auch einen Ableger in Düsseldorf. Und die Namen dieser Szene sind nicht unbekannter, als die aus unserer heutigen Hauptstadt. Einer dieser „Dozenten“ war bzw. ist Bodo Staiger. Wenn euch der Name unbekannt vorkommt, dann ist das kein Wunder, denn er ist seinerzeit durch sein Musikprojekt Rheingold, das er zusammen mit Lothar Manteufel erfolgreich führte, in aller Munde gewesen. Songs wie „Dreiklangdimensionen“ oder „Fan-Fan-Fantastisch“ sollten zumindest den älteren Musikfreunden noch ein Begriff sein.

 

 


Ganz frisch flattert mir dieser Tage die CD „Electric City“ von Rheingold auf den Tisch, die im November 2007 veröffentlicht wurde. Der Zusatz im Titel „Düsseldorfer Schule“ lässt schon erahnen, dass auf der CD nicht nur neues Material zu finden ist, vielmehr hat Bodo Stücke von Düsseldorfer Künstlern wie z. B. Michael Rother, Kraftwerk, Fehlfarben, La Düsseldorf oder Propaganda neu eingespielt und lässt sie in einem neuen Gewand erscheinen.

Das Coverartwork weist dabei schon die Richtung an, denn die Stücke sind fast alle tanzbar. Die CD klingt wie eine Compilation aus einer vergangenen Zeit, bei der die Stücke im modernen trance/technoartigen Stil präsentiert werden. Das hat natürlich zur Folge, dass so ein raues Stück wie „Es geht voran“ von den Fehlfarben nicht mehr diesen NDW-Charme versprüht, sondern ziemlich glatt gezogen aus den Lautsprechern kommt. Insgesamt könnte man der Produktion vorwerfen, dass sie zu clean daher kommt. Auffällig ist das auch bei „Dr. Mabuse“ von Propaganda, das im Gegensatz zum Original elektronischer und ebenfalls recht weich rüber kommt und Rheingold’s „Dreiklangdimensionen“, das natürlich bei so einer Rückschau nicht fehlen darf, wirkt auf den ersten Blick auch nicht ganz so effektvoll wie das Original aus dem Jahr 1980.

Von diesem ersten Eindruck sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Die Platte wirkt auf jeden Fall nach und ist in sich sehr stimmig zusammengestellt und produktionstechnisch gut abgestimmt. Neben dem Multiinstrumentalisten Bodo Staiger, der auch einige Titel singt, wirken auch noch Brigitte Staiger und Nina (?) mit. Sie liefern die weiblichen Gesangsparts.

Nach mehrfachem Hören gefallen mir vor allem Stücke wie „Dreiklangsdimensionen“ (fand ich auch damals schon einzigartig), „Crosstalk“ von Electric Music (Anmerkung: Projekt von Ex-Kraftwerker Karl Bartos), „Life“ von Karl Bartos und „Karussel“ von Michael Rother am besten. Und auch ein Stück von Kraftwerk darf auf solch einer CD nicht fehlen. Bodo hat dafür „Autobahn“, das hier allerdings nur in einem Auszug von 3:36 Minuten gespielt wird, ausgesucht. Bei diesem Track ist er allerdings recht nah am Original geblieben, sogar der startende Käfer und die Autobahngeräusche sind zu Beginn des Songs zu hören. Die Neuerungen beschränken sich hier auf einige Soundeffekte. Der einzig neue Track von Rheingold, der den Titel „Alte Schule“ trägt, fällt leider gegenüber den anderen Stücken etwas ab, da er gegenüber den vorangegangenen Stücken zu monoton klingt.

Mit diesem Tribut, das Rheingold an die Düsseldorfer Musikszene zollt, ist ihnen (Bodo Staiger und Mitstreitern) eine gute Zusammenstellung gelungen. Der erste Eindruck, dass die Stücke in anderen Versionen etwas sauberer und steriler klingen, ist vielleicht das Plus des Albums, denn so bildet es nicht nur eine reine Compilation ab und ist auch Interessant für diejenigen, die die Originale ihr Eigen nennen. Die Stilrichtung der Stücke bildet eine Mischung aus traditioneller Elektronik, Trance und Elektropop geworden, die man sich gut anhören kann. Auf der Myspaceseite http://www.myspace.com/bodostaiger kann man in einige Stücke hineinhören.

Stephan Schelle, April 2008

 
   

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