Réne van der Wouden – Zeppelins! There They Go
 

Réne van der Wouden – Zeppelins! There They Go
Eigenvertrieb / REWO Records (2011)
(6 Stücke, 77:59 Minuten Spielzeit)

Die weitere CDR, die Réne van der Wouden im Herbst 2011 auf den Markt bringt, heißt „Zeppelins! There They Go“ und enthält neue Musik, die in der Zeit zwischen November 2010 und Juli 2011 entstanden ist. Auf dieser CD geht Réne nicht ganz so sphärisch vor, wie es bei der zeitgleich herausgekommenen „Soledad And Other Dreams“ der Fall ist. Diese neue CDR ist aber nicht Réne’s erste Vertonung über Zeppeline. Bereits auf dem Anfang des Jahres erschienenen Sampler „Dutch Masters“ ist das Stück „De Zeppelin“ enthalten, bei dem sich Réne musikalisch eines Gemäldes von Carel Willink’s angenommen hatte.

 


Schon der Opener, das mehr als 17minütige Titelstück glänzt durch eine rhythmische Tonfolge, die wie eine Tonleiter gespielt ist und den darauf aufgebauten Melodien. Das klingt gut und man kann sich dabei einen Zeppelin, wie er erhaben durch die Lüfte schwebt, gut vorstellen. Durch die Natursounds (Vogelgeräusche) hat man daneben das Gefühl als würde man in dem großen Luftschiff oder auch einem Heißluftballon langsam durch die Lüfte schweben, während man unten auf dem Boden die Natur unter sich wegziehen sieht. Nach einigen Minuten kommt dann auch der Sequenzer zum Einsatz und macht aus dem Stück eine fesselnde Nummer, die sich immer weiter steigert. Ein tolles Stück schon gleich zu Beginn der CD.

Es folgt das 18minütige „Hydrogen“. Weite Flächen und zwitschernde Synthies leiten zunächst in diesen Longtrack ein. Man hat das Gefühl als würde unter den herrlichen Flächen irgendetwas brodeln. Nach gut fünf Minuten startet das Stück dann rhythmischer in eine hypnotische Sequenz mit herrlichen Sounds. Das benebelt einem förmlich die Sinne. Auch dieser Track steigert sich von Moment zu Moment, obwohl er sehr monoton voranschreitet, kann er doch fesseln.

Im dritten Stück nimmt uns Réne mit auf eine lange Reise, denn das fast 13minütige „Transatlantic Flight“ zeigt schon im Titel, wohin die Reise geht. Es rauscht zunächst und man hat das Gefühl weit über den Wolken zu fahren. Durch diese rauschenden Synthieklänge scheint die Sicht zunächst noch auf das unter uns liegende Meer versperrt. Die heftiger anschwellenden Synthies erwecken den Eindruck, als würde man durch eine Schlechtwetterfront fliegen. Nach etwas mehr als drei Minuten bricht dann, durch die einsetzenden Sequenzen, der Wolken verhangene Himmel auf und die Sonne kommt zum Vorschein. Jetzt tut sich ein erhabener Ausblick aus den Fenstern des Luftschiffes auf. So fahren wir dann immer weiter und eine Melodielinie fügt sich in den Titel ein, wobei mir hier nicht alle Sounds gefallen, da sie recht einfach angelegt scheinen. Aber das ist nur ein kleines Manko, das nicht weiter ins Gewicht fällt, denn die positive Stimmung überwiegt.

Das neunminütige „Moving Forwards“, das zunächst mit Sounds aufwartet, die mich an Klänge in einer riesigen Halle erinnern, so als ob das Luftschiff gerade aus der Werkhalle gezogen wird, schließt sich an. Asiatische Sounds, bei denen ich die Verstrebungen des Luftschiffes vor meinem inneren Auge sehe, werden in den Track eingebunden. Insgesamt klingt dieses Stück etwas technisch, bis dann die herrlichen Arpeggios und Sequenzen den Track in eine andere Richtung tragen. Jetzt entwickeln sich gar Songstrukturen und der Titel erstrahlt in voller Pracht.

Mit „The Liquid Haze“ kommt dann noch mal ein Longtrack, der es auf mehr als 14 Minuten bringt. Zunächst kommen auch hier wieder getragene, weite Flächen zum Einsatz. Diese Flächen bohren sich sanft in die Gehörgänge und wechseln nach etwa sechs Minuten in einen Sequenzerpart, der an die „Berliner Schule“ á la Tangerine Dream erinnert. Es entwickelt sich ein tolles Stück. Den Abschluss stellt dann das sechsminütige „Kompass“ dar, das sich von Anfang an sehr rhythmisch mit einer eingehenden Melodie zeigt und einen gelungenen Ausklang aus diesem sehr schönen Album darstellt.

Auch mit der zweiten CDR, die Réne van der Wouden im Herbst 2011 auf den Markt bringt, kann er voll überzeugen. Vor allem die herrlichen Melodielinien, Synthieflächen und tollen Sequenzerstrecken machen aus diesem Werk eine ansprechende Fahrt mit dem Zeppelin. Man bekommt förmlich Lust mal eine Fahrt in solch einem Gefährt oder einem Heißluftballon zu wagen. Am besten mit dieser CD als Untermalung. Sehr gelungenes Werk.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

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