René van der Wouden – Tangerine Sands
 

René van der Wouden – Tangerine Sands
Cyclical Dreams / Download (2022)

(5 Stücke, 61:37 Minuten Spielzeit)

Der niederländische Elektronikmusiker René van der Wouden veröffentlicht im Frühjahr 2022 sein neustes Album digital beim argentinischen Label Cyclical Dreams. Es trägt den Titel „Tangerine Sands“ und enthält fünf Stücke mit Laufzeiten von 4:45 bis 21 Minuten Spielzeit. Der Titel sugerriert vielleicht, dass sich René im Rahmen der „Berliner Schule“ und im Speziellen im Umfeld von Tangerine Dream bewegt. Dem ist allerdings nicht so, eher sind seine Stücke in der Nähe von Klaus Schulze und Steve Roach angesiedelt.

 

 


Gleich mit dem längsten Stück des Albums, dem 21minütigen „Impact Basin In Northern Hemispheres“, startet René in sein Album. Zunächst lässt René es aus den Synthies blubbern und knatschen. Langsam entwickeln sich Harmonien und eine Synthmelodielinie, die an Klaus Schulze’s Frühphase erinnert. Schwebende Klangwolken ziehen dann durch den Raum. Nach etwa sechs Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf, der nach und nach die Oberhand gewinnt und eine wohlige Atmosphäre verbreitet, da René herrliche Flächensounds hinzufügt. Im Verlauf wird es dann noch dynamischer, in dem fette, leicht basslastige Synthieakkorde hinzugefügt werden. Nach etwas mehr als 15 Minuten wechselt der Sequenzer in einen pulsierenden Rhythmus, der am Ende für Druck sorgt. Besonders dieser letzte Part weiß zu gefallen.

Dem folgt dann das achtminütige „First Signs On Mars Deserts“. Surreale Sounds eröffnen dieses Stück. Das wirkt in den ersten fast zwei Minuten recht experimentell. Dann aber kommt eine Art Mellotronsound auf und nach etwas mehr als einer weiteren Minute unterfüttert ein rhythmischer Unterboden die Flächen und Harmonien in die René dann auch noch ein Soli einfügt.

„Seismically Active“ ist mit seinen 4:45 Minuten Spielzeit der kürzeste Track des Albums. Dieser Track ist aus meiner Sicht der Schwächste des Albums, da hier lediglich Stimmungsbilder erzeugt werden und die Harmonien ein wenig zurückstecken.

„Desert Storm Inferno“ bringt es ebenfalls auf etwas mehr als acht Minuten. In diesem Track schichtet René zunächst Synthsounds übereinander. Dann kommen Harmonien auf und ein Sequenzer sorgt ebenfalls für leichte rhythmische Strukturen, die aber repetitiv dahinfließen. So richtig infernalisch wirkt das auf mich dann aber nicht.

René hat den 19:39minütigen Titeltrack dann am Ende des Albums platziert. Hier blubbern und zirpen zunächst wieder einige Synthies und gehen in eine unheilvolle Stimmung über. Nach gut drei Minuten spielt René dann aber eingestreute Melodielinien in die zischenden und flirrenden Sounds. Das wirkt sehr ambient und minimalistisch und wird erst nach etwas mehr als acht Minuten melodisch. Ab ca. Minute zwölf entfaltet sich das Stück aber immer mehr zu einem fesselnden Track mit rhythmisch/melodischen Elementen.

René van der Wouden bewegt sich auf seinem neuesten Album „Tangerine Sands“ in der Schnittmenge von Künstlern wie Klaus Schulze und Steve Roach. Mal zeigt er sich dabei flächig und melodisch, dann wiederum ambient und minimalistisch.

Stephan Schelle, März 2022

 
   

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