René van der Wouden - LuftRauM
 

René van der Wouden - LuftRauM
Eigenvertrieb / Bandcamp (2021)
(4 Stücke, 54:33 Minuten Spielzeit)

Der niederländische Elektronikmusiker René van der Wouden hat den Lockdown genutzt und in 2020 fünf Alben herausgebracht. Das Jahr 2021 ist noch jung, da legt er auch gleich schon wieder mit einem weiteren Album nach. Es heißt „LuftRauM“ und erscheint in digitaler Form auf Bandcamp. Wie der Titel und auch das Cover sowie die Namen der Stücke schon assoziieren, hat sich René dieses Mal mit dem Thema Luftfahrt beschäftigt. Vielleicht hat René ja einige Zeit am Flugsimulator verbracht.

 

 


Vier Stücke mit Laufzeiten von 9:58 bis 16:28 Minuten finden sich auf dem Album. Was als erstes auffällt sind die Titel der einzelnen Stücke, die wie der Albumtitel in deutscher Sprache gehalten sind.

Gestartet wird mit dem 9:58minütigen „Luftraumstruktur“. Rauschende Synthies empfangen den Hörer zu Beginn des Stückes. Dann kommen atmosphärische Sounds auf, die wie Luftströme wirken. Da rauscht und flirrt es durch den Raum. Es kristallisieren sich nach wenigen Momenten einige Flächen und Harmoniebögen heraus. Das wirkt alles sehr unwirklich und schimmernd, so als würden sich die Sonne und der Wind abwechselnd ihren Weg durch die Atmosphäre unseres Planeten bahnen. Nach etwas mehr als drei Minuten kommt dann ein Sequenzerrhythmus auf, der die Harmonien nun vorantreibt, so dass eine hypnotische Stimmung entsteht. Freunde Sequenzer orientierter Musik kommen hier voll auf ihre Kosten.

Das 14:18minütige „Flugsicht“ folgt als zweites. Ein perlender Synthiesound weist zunächst in dieses Stück, auf den dann herrlich flächige Sounds gelegt werden. Die ersten gut fünf Minuten schwebt man so förmlich dahin. Danach startet René erneut den Sequenzer um dem Track eine weitere musikalische Note zu verleihen. Jetzt ist man wieder voll im Sequenzer orientierten Elektroniksound des Niederländers angekommen. René versteht es auf diese Rhythmik sehr schöne harmonische Flächen zu setzen. Im letzten Drittel kommt dann noch eine passende Melodielinie auf, die dem Stück das Salz in der Suppe verpasst.

„Wolkenabstände“ bringt es dann auf 13:50 Minuten Spielzeit. Zunächst erklingen zirpende, flirrende Synthiesounds, die nach einigen Momenten rauschende Synthieklänge bekommen. Das wirkt zunächst recht experimentell. Nach nicht ganz zwei Minuten Spielzeit schälen sich dann aber ein Sequenzerrhythmus und Harmonielinien heraus, die für wohlige Stimmung sorgen. Das erzeugt teilweise Gänsehaut. Nach der Hälfte des Stückes wandelt sich das Bild und die Rhythmusstruktur wird komplett verändert. Sanfte, basslastige Rhythmusmuster und Flächen schweben nun durch den Raum, nach gut einer Minute von einem Rhythmus aus dem Drumcomputer gefolgt. Eine weitere Minute Später kommt dann eine Melodielinie in einem Mellotronsound auf, die das Stück noch mal auf eine weitere Ebene hebt. Das ist klasse gemacht.

Den Abschluss bildet das mit 16:28 Minuten Spielzeit längste Stück des Albums mit dem Titel „Instrumentenflug“, das ebenfalls recht experimentell beginnt. Hier dauert es gut vier Minuten bis sich die ersten Harmoniebögen erheben ohne den experimentellen Charakter aufzuheben. Melodischer wird es dann nach etwas mehr als sechs Minuten mit rhythmischen Elementen und weiten, flächigen Harmoniebögen. Diese wirken auf mich allerdings nicht so homogen wie der Rest des Albums, so dass für mich der letzte Track der schwächste des Albums ist.

Mit „LuftRauM“ hat der Niederländer René van der Wouden ein Werk herausgebracht, das mit Ausnahme des letzten Stückes wieder herrliche Elektronikmusik bietet, das streckenweise sehr Seqeunzer orientiert ausfällt und stellenweise zu Gänsehaut-Feeling führt.

Stephan Schelle, April 2021

 
   

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