René van der Wouden – Cinnamon Horizons
 

René van der Wouden – Cinnamon Horizons
REWO Music Netherlands (2020)

(
4 Stücke, 49:02 Minuten Spielzeit)

Der niederländische Elektronikmusiker René van der Wouden hat die Corona-Zeit genutzt und im Jahr 2020 gleich zwei neue Alben veröffentlicht. Nach dem Album „Sounds Of Silence“ stellt „Cinnamon Horizons“ das zweite Werk des Musikers in diesem Jahr dar. Entstanden sind die vier Stücke im August und September 2020, also mitten im Sommer, daher zeigt das Cover auch eine freundliche, sommerliche Strandstimmung. Stilistisch bewegt sich René, wie er selbst sagt, im Umfeld von Tangerine Dream der 70’er und 80’er Jahre.

 

 


Das Album beginnt mit dem fast siebenminütigen „Dreamlines“. Das Stück beginnt mit wunderbaren Flächen und einem sanften Sequenzerrhythmus und verbreitet in der Tat ansatzweise „Berliner Schule“-Flair. Dazu lässt René den Synthie rauschen, so als würde ein Windzug durch das Zimmer wehen. Dann geht es aus meiner Sicht ein wenig in Richtung Klaus Schulze. Perfekte Harmonien ziehen so durch den Raum und werden mit einem immer dynamischer werdenden Rhythmus unterlegt. Das macht richtig Spaß und ist gleichzeitig entspannend. Der Track steigert sich immer weiter und nimmt ständig an Dynamik zu, bis er dann am Ende sanft ausgefadet wird.

Der zweite, elfminütige Track nennt sich „Metaphor“ und zeigt zu Beginn ebenfalls herrlich schwebende Synthieflächen, die fast schon Choral wirken. René erzeugt in den ersten Momenten eine relaxte Stimmung mit hymnischem Ansatz. Es dauert mehr als drei Minuten bis René dann den Sequenzer startet und den Track aus seinem Dornröschenschlaf wachrüttelt. Flächen und Sequenzer verbinden sich und bieten erneut eine Spur „Berliner Schule“. In dem perlenden Ausklang kommen dann auch Sounds á la Tangerine Dream auf.

Weiter geht es mit dem etwas mehr als zehnminütigen „Circle’s Motion“. Sehr stimmungsvoll geht René hier zu Werke indem er vom Leadsynth eine sehr eingängige Melodie spielt, die sich auf dem rhythmischen Unterboden ausbreitet und dieses Mal mehr in Richtung Tangerine Dream zielt. Nach etwas mehr als drei Minuten ändert sich dann das Bild und nach einigen schwebenden Klangbildern wechselt René zu einer betörenden, wiederum an TD angelehnte Melodie, ohne die Berliner aber zu klonen. Am Ende lässt er dann die Sequenzerklänge vor den Ohren tanzen.

Das Album endet mit dem 20:40minütigen Titelstück. René hat bei diesem Stück den Sound von Tangerine Dream der Endsiebzieger gut eingefangen. Das wirkt zunächst alles sehr mystisch. Nach etwas mehr als fünf Minuten läutet ein Glockenschlag den Stilwechsel ein und es wird gar etwas experimentell. Nach 13 Minuten kommen dann aber wieder harmonische Klänge, Flächen und Rhythmen auf, die an TD angelehnt sind. Spätestens hier kommen Freunde der „Berliner Schule“ wieder auf ihre Kosten. Am Ende sind gar die harten Klänge von TD’s Soundtracks der frühen 80’er auszumachen.

„Cinnamon Horizons“ ist ein sehr schönes Album des niederländischen Elektronikmusikers René van der Wouden, das sich stilistisch im Umfeld der „Berliner Schule“ bewegt.

Stephan Schelle, Oktober 2020

 
   

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