René Splinter - Frames
 

René Splinter - Frames
Groove Unlimited (2014)

(
8 Stücke, 57:02 Minuten Spielzeit)

Im letzten Jahr überzeugte der niederländische Elektroniker René Splinter mit seinem Album „Modern Ruins“ auf ganzer Länge. Das Album war das Beste, was Tangerine Dream nicht veröffentlichten. Sein neuestes Werk nennt sich „Frames“, und nach dem Vorgänger war die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Das Erste, das auffällt, ist das Wendecover. Neben dem hier gezeigten kann man das vierseitige Booklet auch umklappen und erhält so ein Cover, das den Vinylveröffentlichungen der 60’er Jahre nachempfunden ist. Eine gelungene Aufmachung, wie ich finde.

 

 


Das Wendecover hat auch einen Bezug zu der Thematik, mit der sich die Musik von René befasst. Er hat sich dieses Mal von alten Filmen bzw. deren Bildern inspirieren lassen. Eine dieser Quellen ist der View Master, ein Gerät, das den Älteren unter uns noch bekannt sein dürfte. Dabei handelt es sich um eine Art Diaprojektor, den man vor die Augen halten konnte. In dieses Gerät schob man dann eine Scheibe, auf der einige kleine Dias enthalten waren. Und bei Ausrichtung in eine Lichtquelle konnte man so die Bilder plastisch in vollem Glanz bewundern. 

René verriet mir beim diesjährigen Electronic Circus, das er sich von einer Bildreihe die „Transsylvania“ oder so ähnlich geheißen hat, zu dem Track „The Road To Transylvania“ hat inspirieren lassen. Bei den Bildern ging es, wie könnte es auch anders sein, um Graf Dracula.

Los geht es aber erst einmal mit „Celluloid Skyline“, dem eröffnenden Stück der CD. Es beginnt mit Klangtupfern wie Tangerine Dreams Soundtrack zu „The Sorcerer“ und entwickelt sich spätestens nach zwei Minuten, wenn die Sequenzer ihre Arbeit aufnehmen, zu einem wunderbaren Stück im Stile von Tangerine Dream. René macht förmlich da weiter, wo er ein Jahr zuvor auf „Modern Ruins“ aufgehört hat. Eine sanfte Melodie bestimmt dieses erste Stück, das von herrlichen Solostimmen durchzogen ist.

Mit Sounds einer Kirchenorgel beginnt dann „Strangers In The Land Of Sunder“. Es dauert nicht ganz zwei Minuten bis sich dieser sakrale Part in einen sehr rhythmischen Track wandelt. Auch hier lassen, wie auf dem gesamten Album, Tangerine Dream grüßen. Wow, was haut René da wieder für eine Melodie raus. Das geht sofort unter die Haut. Der Rhythmus stampft dabei voran wie eine Dampflok.

Mystisch beginnt dagegen „Two Wanderers Above The Sea Of Fog“. Klangbilder, die mich zunächst in eine große Höhle mit wabernden Nebelschwaden führen, bestimmen das Bild. Regen scheint dagegen am Anfang von „The Road To Transylvania“ zu prasseln. Dann folgt eine atmosphärisch dichte Klangfolge und dann kommt wieder so eine unglaubliche Melodie zu Tage, die an beste Tangerine Dream Zeiten erinnert. Da schraubt sich bei mir die Gänsehaut hoch. Und in diesem Stile finden sich mit „Steropticon“ (klassisches Piano trifft auf atmosphärische Klangmalereien), „Laterna Magica“ (herrlicher Titel mit teils flirrenden Sequenzern), „Frames“ (verträumte Pianonummer) und „Instant Memory“ (sehr abwechslungsreicher Track) weitere tolle Stücke auf dem Album.

René Splinter mausert sich zu einem großen Namen der Szene. Auch sein neuestes Werk „Frames“ zeigt die gleiche Qualität, wie sie schon auf „Modern Ruins“ zu hören war. Wer Tangerine Dream der 80er mag, der bekommt hier bestes Futter für seinen Player. Ein tolles Album.

Stephan Schelle, Oktober 2014

 
   

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