Remy – This Is Not The End
 

Remy – This Is Not The End
AKH Records (2008)
(7 Stücke, 71:44 Minuten Spielzeit)

„This Is Not The End“ ist die bereits sechste CD des niederländischen Elektronikmusikers Remy Stroomer, der als Musiker unter seinem Vornamen firmiert. Und man kann hoffen, dass der Titel Programm ist, denn Remy hat sich mittlerweile in der Elektronikszene etabliert, daher ist zu hoffen, dass es noch nicht zu Ende ist. „This Is Not The End“ bietet sieben Klangskulpturen zwischen 6:23 und 13:28 Minuten Laufzeit.

Recht experimentell, mit etwas schrägen Tönen geht es im Eröffnungstitel „Return Of The Dream“ los. Teils unheimliche Atmosphären zaubert Remy aus seinem elektronischen Gerät. Gut fünf Minuten präsentiert uns Remy diese minimalistischen Sounds, dann kristallisiert sich aber langsam eine Melodielinie, die stark an die „Berliner Schule“, hier im Besonderen Klaus Schulze, erinnert, heraus.

 

 


Nun durchziehen auch sanfte Flächen den Raum, das ist schon eher nach meinem Geschmack. Je länger das Stück wird, desto mehr entfaltet es seine ganze Kraft. Das wird zum einen durch hypnotische Synthiesounds, zum anderen in der steigenden Lautstärke hervorgerufen. Hatte mich der Beginn des mehr als zwölfminütigen Tracks zunächst enttäuscht, so entschädigt der Sound ab Minute fünf umso mehr. Dieser doch recht gute Beginn bleibt aber für meinen Geschmack leider das Highlight des Albums.

Der zweite Track „There’s Something In The Air“ schließt durch einen geschickten Übergang nahtlos an den ersten an. In diesem Stück startet er mit Chören, die den ganzen Titel über die Grundlage für das Stück darstellen. Diese Chöre versetzt er dann mit unterschiedlichen Rhythmen (Perkussion) und einigen Synthielinien, so richtig spannend finde ich dieses Stück aber nicht.

Synthieakkorde eröffnen „Because It’s Sad“. Und auch hier dauert es fast zwei Minuten, bis Remy die Sequenzer mal startet und sich so langsam ein rhythmischer Titel entwickelt. Überlagert wird dies zunächst aber noch von Elektroniksounds, die für meinen Geschmack eher störend, denn hilfreich wirken. Nach gut drei Minuten hat er dann so langsam den Dreh gefunden und befindet sich wieder in der „Berliner Schule“ und nach weiteren ca. zwei Minuten geht das Stück dann auch endlich richtig los, so wie ich mir das vorgestellt habe. Es entwickelt in der Folge einiges an Dynamik, wird aber durch ständige Wiederholungen der Rhythmussequenzen, ohne weitere Zutaten etwas langatmig. Hier wäre meiner Meinung nach weniger mehr gewesen.

Als nächstes steht „Those Days“ an. Zu Beginn ist ein elektronisch erzeugter Summton zu hören, der an- und wieder abschwillt, laut und wieder leiser wird. Auch das ist recht unspannend. Ein Rhythmus gesellt sich nach mehreren Minuten dazu, der diesen Track aber für meinen Geschmack auch nicht herausreißen kann.

„The Great Escape“ mit seinen mehr als 13 Minuten Spielzeit hält sich nicht so lange mit dem Vorgeplänkel auf wie die Vorgänger, verzichtet aber nicht auf ein Intro. Das gefällt mir in diesem Fall aber besser, da es durch eingängige Harmonien bestimmt ist. Nach einem kurzen düsteren Zwischenspiel wird dann aus dem Stück ein rhythmischer Titel, der sich stetig steigert. Hier hab ich das Gefühl, als wäre eine Unmenge an Sounds zusammengewürfelt worden. Mir persönlich fehlen über weite Strecken die harmonischen Melodielinien.

Mit dem sechseinhalbminütigen „You And I“ folgt dann das kürzeste Stück des Albums. Im Hintergrund gehaltene Chöre werden durch vordergründige Electronics übertüncht. Leider fehlt mir auch hier das gewisse Etwas. Das abschließende „The Day Before We Die“ hat eine simple Melodiefolge, die mir aber ganz gut gefällt. Zwischen Hoffnung und Verzweiflung pendelt die Stimmung in diesem Stück.

Schade, ich hatte mir nach dem letzten Album und vor allem dem Liveauftritt beim diesjährigen Schallwende Grillfest so einiges von der CD erhofft. Leider sind meine Erwartungen nicht erfüllt worden. Remy hat sich bei seinen Tracks oft zu viel Zeit gelassen und die Stücke in Gleichförmigkeit und Monotonie erstickt. Dass er es besser kann, hat er auf den Vorgängeralben bewiesen. Ich will hoffen, dass es nur ein kurzer Durchhänger ist und er zu alter Stärke zurückfindet. Meinen Geschmack hat er mit dem neuen Album leider nicht getroffen.

Stephan Schelle, September 2008

 
   

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