Realtime – Swinging Amplitudes
 

Realtime – Swinging Amplitudes
SynGate (2016)

(
6 Stücke, 67:44 Minuten Spielzeit)

Thomas Bock aka Realtime lässt auf seinem neuen Album die Amplituden schwingen, denn sein aktuelles Werk, das 2016 bei SynGate als CDR auf den Markt gekommen ist, hat er „Swinging Amplitudes“ genannt. Wie gewohnt präsentiert er spacige Elektronikmusik, die auf dem neuen Album auch in Richtung „Berliner Schule“ weist. 

 

 


Es beginnt mit dem 15minütigen „Food For Fantasy“, das nicht mit dem Musikprojekt von Robert Schroeder zu verwechseln ist. Recht ruhig mit herrlich spacigen Flächen startet Thomas in diesen ersten Longtrack. Nach einigen Minuten kommen dann Sequenzerrhythmen auf und die Harmonien, die er in die Musik einwebt, nehmen an Dynamik zu. Dann fügt er nach gut fünf Minuten Schlagzeugmotive mit ein und erweitert diesen Track um weitere Sounds. Langsam entwickelt sich der Track und schwebt förmlich durch den Raum um auf ein verträumtes Ende mit Pianotupfern hinzusteuern.

An zweite Stelle hat Thomas das zwölfminütige Titelstück gesetzt. Dieses beginnt mit hin- und herwabernden Synthieklängen, denen ein basslastiger Grundsound und zischenden Rhythmen beigemischt werden. In diesem Stück habe ich das Gefühl mich im Raumanzug langsam durch die Weiten das All zu bewegen.

Mit unterkühlten Klangfarben beginnt dann das fast zwölfminütige „Plutronic Pt 1 & 2“. Nach etwa zwei Minuten schälen sich ein Rhythmus und einig Harmonien aus dem Hintergrund heraus, die aber verhalten bleiben. Das wirkt sehr mystisch. Nach etwas mehr als fünf Minuten ändert sich dann das Bild und hellere Klänge bestimmen nun das Bild. Jetzt schweben Flächen aus den Boxen und erneut macht sich eine Weltraumszenerie vor meinem inneren Auge breit. Im letzten Drittel wird erneut ein Stimmungswechsel eingeleitet, der andere Klangfarben aufweist, aber immer noch diese schwebenden Flächen enthält. Dann spendiert Thomas ihnen einen sanften Rhythmus, was diesen Teil zu einem fesselnden Part macht.

Schwirrende und pfeifende Synthies bestimmen zunächst das Bild von „Psychedelic Emotions“. Thomas ist bei diesem Track eine Kollaboration mit Wolfgang Barkowski aka Alien Nature eingegangen. Über gut 14 Minuten bauen die beiden einen spannenden, an die „Berliner Schule“ erinnernden Track auf, der ebenfalls recht spacelastig daherkommt. Durch die leichten Sequenzen und wabernden Synthies baut sich eine herrliche Atmosphäre auf, die sich nach etwas mehr als zwei Minuten mit einem Rhythmus und eingehenden Harmonien paart. Stoisch aber immer hypnotisch führen die beiden diesen Track fort und bauen immer wieder einige Soli ein.

Das schwebende, leicht düstere „Vento Solare“ mit fast neun Minuten Spielzeit und das sechsminütige, herrlich beschwingte „Trigga Me (brave ol’ sequence)“ beschließen dann das Album.

Auch auf dem neuesten Output bietet Thomas Bock aka Realtime wieder herrliche Spacemusik, die er mit einer Portion „Berliner Schule“ vermengt. Wer seine bisherigen Alben mag, der kommt auch auf „Swinging Amplitudes“ voll auf seine Kosten.

Stephan Schelle, März 2017

 
   

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