Realtime
- Live In Cologne Die beiden Elektronikmusiker Thomas Bock und Norbert Hensellek, die als Realtime firmieren, haben am 26.04.2014 ein ganz besonderes Konzert veranstaltet. Im Dominikaner, einer typisch deutschen Gaststätte in der Kölner Altstadt, ganz in der Nähe des Kölner Domes, haben sie vor einer handvoll Fans eines ihrer sehr seltenen Livekonzerte gespielt. Der Auftritt wurde mitgeschnitten und ist im Sommer 2014 auf dem deutschen Label SynGate als CDR unter dem Titel „Live In Cologne“ und dem Untertitel „The Dominikaner Session“ erschienen. |
|
|||
Zu
Beginn hört man das Publikum, während das Duo seine Maschinen startet. Mit
dem 14minütigen Part „Deep Inside“ geht es zunächst recht sphärisch
in den Set. Mellotronsounds sowie weite Synthieflächen und zischende
Effekte sorgen für eine spacige Atmosphäre. Nach wenigen Minuten kommen
dann aber die Harmonien und Rhythmen auf, die man von Realtime her kennt.
Der Rhythmus wird dann im folgenden „Move On Into Space“ angezogen und
die Session entwickelt sich immer mehr zu einem temporeichen Flug durchs
All. „Lunar
Habitat“ ist dann wieder etwas gemächlicher und ich habe das Gefühl, als
ob ich mit dem Raumschiff langsam im Orbit eines Planten kreise. Sehr schön
sind hier die filigranen Rhythmusmuster. Nach Minute 31 ändern sich dann
die Stimmung und die Klangfarbe erneut. Jetzt sind wir in „Voyage To
Virgo“ angekommen. Sanft schwebende Klänge umschmeicheln den Hörer. Aus
diesem Schleier entfaltet sich langsam und stetig ein Rhythmus der sich nach
einer Weile in den Vordergrund schiebt. Ein
wenig Klaus Schulze-Flair blitzt dann zunächst in dem Part mit dem Titel
„Up Up To The Sky“ auf. Aber die sehr schönen rhythmischen Harmoniebögen
und die eingeflochtenen Soundeffekte machen daraus ein ganz eigenes Werk.
„Equinocticum“ zeigt sich von seiner spacig/symphonischen Seite sowie
sehr abwechslungsreichen Motiven während im letzten Part „Jam De
Electronique“ ein stampfender Sequenzerbeat im Vordergrund steht. Der
Applaus des Publikums setzt dann den Schlusspunkt. Der
Aufnahme fehlt es ein wenig an Dynamik, was darauf zurückzuführen ist,
dass sie wahrscheinlich nicht aus dem Mischpult stammt sondern wohl mit Außenmikros
eingefangen wurden. Mit
„Live In Cologne“ haben Realtime ein schönes Elektronikalbum voller sphärischer
Klänge produziert, was auch gut in ein Planetarium passen würde. Die
beiden Musiker haben sich aber entschieden diese Session in einer Kölner
Gaststätte aufzuführen, eine ungewöhnliche Location wie ich finde. Nichts
desto trotz ist eine sehr schöne Aufnahme dabei herausgekommen. Stephan Schelle, September 2014 |
||||