Realtime - Live In Cologne
 

Realtime - Live In Cologne
SynGate (2014)

(
1 Stück, 70:21 Minuten Spielzeit)

Die beiden Elektronikmusiker Thomas Bock und Norbert Hensellek, die als Realtime firmieren, haben am 26.04.2014 ein ganz besonderes Konzert veranstaltet. Im Dominikaner, einer typisch deutschen Gaststätte in der Kölner Altstadt, ganz in der Nähe des Kölner Domes, haben sie vor einer handvoll Fans eines ihrer sehr seltenen Livekonzerte gespielt. Der Auftritt wurde mitgeschnitten und ist im Sommer 2014 auf dem deutschen Label SynGate als CDR unter dem Titel „Live In Cologne“ und dem Untertitel „The Dominikaner Session“ erschienen.

 

 


Die intime und persönliche Atmosphäre der Location im Dominikaner macht, wie die beiden im Booklet schreiben, diese Aufnahme sehr speziell und schön zu hören. Zwar enthält die Aufnahme laut Coverrückseite sieben Stücke, jedoch sind dies sieben Parts eines einzelnen Tracks, die nicht einzeln angesteuert werden können.

Zu Beginn hört man das Publikum, während das Duo seine Maschinen startet. Mit dem 14minütigen Part „Deep Inside“ geht es zunächst recht sphärisch in den Set. Mellotronsounds sowie weite Synthieflächen und zischende Effekte sorgen für eine spacige Atmosphäre. Nach wenigen Minuten kommen dann aber die Harmonien und Rhythmen auf, die man von Realtime her kennt. Der Rhythmus wird dann im folgenden „Move On Into Space“ angezogen und die Session entwickelt sich immer mehr zu einem temporeichen Flug durchs All.

„Lunar Habitat“ ist dann wieder etwas gemächlicher und ich habe das Gefühl, als ob ich mit dem Raumschiff langsam im Orbit eines Planten kreise. Sehr schön sind hier die filigranen Rhythmusmuster. Nach Minute 31 ändern sich dann die Stimmung und die Klangfarbe erneut. Jetzt sind wir in „Voyage To Virgo“ angekommen. Sanft schwebende Klänge umschmeicheln den Hörer. Aus diesem Schleier entfaltet sich langsam und stetig ein Rhythmus der sich nach einer Weile in den Vordergrund schiebt.

Ein wenig Klaus Schulze-Flair blitzt dann zunächst in dem Part mit dem Titel „Up Up To The Sky“ auf. Aber die sehr schönen rhythmischen Harmoniebögen und die eingeflochtenen Soundeffekte machen daraus ein ganz eigenes Werk. „Equinocticum“ zeigt sich von seiner spacig/symphonischen Seite sowie sehr abwechslungsreichen Motiven während im letzten Part „Jam De Electronique“ ein stampfender Sequenzerbeat im Vordergrund steht. Der Applaus des Publikums setzt dann den Schlusspunkt.

Der Aufnahme fehlt es ein wenig an Dynamik, was darauf zurückzuführen ist, dass sie wahrscheinlich nicht aus dem Mischpult stammt sondern wohl mit Außenmikros eingefangen wurden.

Mit „Live In Cologne“ haben Realtime ein schönes Elektronikalbum voller sphärischer Klänge produziert, was auch gut in ein Planetarium passen würde. Die beiden Musiker haben sich aber entschieden diese Session in einer Kölner Gaststätte aufzuführen, eine ungewöhnliche Location wie ich finde. Nichts desto trotz ist eine sehr schöne Aufnahme dabei herausgekommen.

Stephan Schelle, September 2014

 
   

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