[‘ramp] - Synchronized Or Die Hinter der Bezeichnung [‘ramp] verbirgt sich der Elektronikmusiker Stephen Parsick, der seit 20 Jahren – wie er selbst augenzwinkernd sagt – für „unerwünschte Geräuschbelästigung“ im Bereich des Doomambient sorgt. Fünf Jahre hatte er pausiert um dann im August 2017 zum 20. Jahrestag des ersten [‘ramp]-Konzertes sein zehntes Album mit dem Titel „Synchronized Or Die“ zu veröffentlichen. Damit feierte er auf seinem Label Doombient Music quasi zwei Jubiläen gleichzeitig. |
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Stephen
schreibt über die Entstehung des Albums: Die
vergangenen 20 Jahre waren jedoch nicht nur in musikalischer und künstlerischer
Hinsicht umtriebig: viele Veränderungen und manche Hindernisse machten mehr
als nur einmal einen persönlichen oder künstlerischen Kurswechsel
notwendig. Deshalb entschloss ich mich, nach dem Konzert im Bochumer
Planetarium im Juli 2012 und dem darauffolgenden Livealbum „Astral
Disaster“ alle Stöpsel zu ziehen und für eine unbestimmte Zeit eine
kreative Pause einzulegen. Ihm wurde klar, dass die vorangegangenen zehn
Jahre sehr viel an Substanz gekostet hatten und begannen, ihren Tribut
einzufordern. Statt weiterzumachen und halbgare Alben zu veröffentlichen
bloß um der Veröffentlichung Willen, beschloss ich, mich auf neue
Arbeitsweisen und neue musikalische Ziele zu konzentrieren. Das
Ergebnis zeigt sich nun in „Synchronized Or Die“, mit dem Parsick zu
seinen Wurzeln zurückkehrt. Die Stücke sind sehr Sequenzerlastig. Die
ersten Entwürfe hatte Parsick schon während der Vorbereitungen auf das
2012’er Konzert in Bochum erstellt und während seiner „Auszeit“ durch
neue Arbeitsweisen mit Sequenzern weitergeführt. Seine Arbeitsweise
beschreibt er folgendermaßen: Ohne
Computerunterstützung oder Midi-basierte Audiosoftware arrangierte er
komplexe mehrstimmige und polyrhythmische Sequenzertracks auf einem
Mehrspurrekorder. Mit ein paar altmodischen Synchronizern aus den 1980ern
und einer Clicktrack konnten so mehrere Sequenzerrhythmen
aufeinandergeschichtet und während der Abmischung auf Stereo weitere
Sequenzen live eingebunden werden. Diese Arbeitsweise ist dann auch in
den Albumtitel „Synchronized Or Die“ sowie in die Covergestaltung
eingeflossen, die die alten Friendship SRC zeigen. Während
Stephen Parsick beim Stück „Torque“ seinen Kollegen Axel Jungkunst mit
seinem Arsenal großer modularer Synthesisersysteme mit ins Boot holte, der
in diesem Stück für das tragende Sequenzergerüst sorgte, hat er die
restlichen Stücke im Alleingang eingespielt. Den
Beginn macht das 15minütige Titelstück, das sich langsam aus dem Off
entwickelt. Herrlich pumpende und pulsierende Sequenzerrhythmen bauen sich
langsam auf und werden mit harmonischen Klangtupfern versehen. Immer mehr Klänge
schichtet Parsick aufeinander ohne den Grundrhythmus groß zu verändern,
sodass sowohl die Harmonien als auch die Dynamik zunehmen. Er schafft es den
Spannungsbogen des Stückes über die volle Strecke aufrecht zu erhalten. Geräuschsamples
starten in das zehneinhalbminütige „2600“. Hier baut Parsick zunächst
eine etwas unterkühlte, technologische Stimmung auf. Sobald aber technoide
Sounds aufkommen (hier erinnert die Musik auch an Mark Shreeve, mit dem
Parsick auch schon gemeinsame Sachen machte) wird es melodisch ohne die
technoide Stimmung abzubauen. Wer Musik von Shreeve oder Redshift & Co.
mag, kommt hier auf seine Kosten. „Hanging
Gardens“ ist mit 21:27 Minuten Spielzeit der längste Track des Albums.
Auch sind es wieder pulsierende Sequenzen, die den Unterbau für Parsicks Stück
liefern. Wie im Titeltrack baut er hier wieder mehrere Klangschichten
aufeinander auf um so ein rhythmisches, melodisches Stück zu kreieren.
Durch die Vielfalt und Variation der Klänge kommt auch in diesem Stück zu
keiner Zeit Langeweile auf. Das ist genau die Musik, die ich mag. Das
elfminütige „Torque“ bietet mit seinen Sequenzerrhythmen, den
Klangfarben und der sanften Melodieführung eine Mischung aus „Berliner
Schule“ und britischem Stil á la Redshift. Mit dem 18minütigen
„Godzilla“ endet dann die CD. Das Stück startet mit Sounds, die nach
einem verfremdeten Didgeridoo klingen. Dann setzten aber nach wenigen
Momenten Flächen ein, denen ein Rhythmus folgt als würde ein Riese gemächlich
durch den Raum stampfen. Darauf schichtet Parsick – wie bei den
vorangegangenen Stücken – weitere Sounds und lässt die Entwicklung des
Stückes voranschreiten. Auch hier kommen mir Acts wie Redshift in den Sinn. Von
dem Begriff Doomambient sollt man sich bei dieser Produktion nicht beirren
lassen, denn die Klangfarben, die Parsick hier benutzt, sind alles andere
als dunkel. „Synchronized Or Die“ ist ein klasse Album für alle Freunde
der Sequenzer orientierten Elektronikmusik, die in der Nähe von Redshift
liegt. Bei derartiger Qualität lasse ich mich gerne von Stephen Parsick
„unerwünscht lärmbelästigen“. Mein Tipp: aufgrund der Limitierung
schnell zugreifen. Stephan Schelle, April 2018 |
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