[‘ramp] – No Sleep ‘Til Wilmersdorf Nach dem letztjährigen Album „Synchronized Or Die“ hat sich der deutsche Elektronikmusiker Stephen Parsick, der als [‘ramp] firmiert, nicht wieder fünf Jahre bis zum nächsten Output Zeit gelassen. Am 02.05.2018 erscheint Album Nummer elf unter dem Titel „No Sleep `Til Wilmersdorf“. Dieses Mal feiert er den 35. Jahrestag seiner ersten Musikstunde. Auch diese CD erscheint in einer limitierten, nummerierten Auflage von 222 Stück. Daneben kann die Musik auch über die Bandcamp-Seite von [‘ramp] downgeloaded werden. |
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Als
damals sechsjähriger beeindruckte ihn nicht nur die Fahrt durch die
damalige Ostzone sondern auch die Großstadt Berlin. Das
Berlin jener Zeit – diese runtergeranzte, trostlose zerschossene, geteilte
Stadt, die gleichzeitig so spannend mit der S- und U-Bahn zu erkunden war
(ich sage nur: Schleichfahrt durch Ostberliner Geisterbahnhöfe) und so viel
Aufregendes für ein kleines Landei wie mich zu bieten hatte – hat
sicherlich mit zum Fundament beigetragen, was ich heute Doombient nenne.
„Wilmersdorf“ ist eine Zeitreise an diesen Ort, der nur noch in meinen
Erinnerungen existiert. Klanglich
ist „Wilmersdorf“ mein persönliches „Pet Sounds“ geworden, da alle
meine Lieblingsklänge unter einem Dach versammelt sind: ARP, Moog, Oberheim
und EMS, Elka Rhapsody, Rhodes Piano, Kunstkopfaufnahmen in freier Natur,
und selbstverständlich mehr Mellotroneinsätze, als für den
Blutzuckerspiegel gut sein können. Um den authentischen Klang der damaligen
Zeit erwecken zu können, habe ich viel Zeit und Mühe in die Beschaffung
von herrlich rauschigen, zerrenden und generell grausam klingenden
Bandechos, Federhallgeräten und Phasern investiert. Was die Abmischung
angeht, so habe ich mich von zeitgenössischen Werken von Dieter Dierks und
Conny Plank inspirieren lassen. Die
CD wartet zwar mit acht Stücken auf, allerdings hat Parsick sie so
geschickt miteinander verbunden, dass das Werk kompakt angelegt ist und wie
ein einziger Longtrack wirkt. Symphonische Klangfarben, die an Musik von
Klaus Schulze erinnern, eröffnen den 11:27minütigen Opener „Compact
Phasing A“. Dabei rauscht eine Synthiestimme herrlich vorbei, als würde
ein Sommerwind durch den Raum wehen. Die Melodielinie zieht ebenfalls sanft
durch den Raum nimmt aber an Dynamik im Verlauf des Stückes stetig zu.
Rhythmen hat Parsick in diesen ersten Track nicht eingebaut. Dem schließt
sich dann nahtlos das 16:51minütige Titelstück an. Hier kommen dann nach
wenigen Momenten Sequenzerrhythmen auf, die sich zu den hymnisch wirkenden
Sounds gesellen. Das hat zunächst etwas von Soundtrackmusik im Stile der
„Berliner Schule“. Parsick verändert in dem Stück die Rhythmusmuster,
Klangfarben und Harmonien. Dieser Track reicht damit in die Richtung von
Tangerine Dream der Endsiebziger. Dann
wird in das nächste Stück „Clouds Should Say“ (4:39 Minuten) übergeleitet,
das mit sphärischen Synthiemustern eine ruhige, schwebende, zum Ende hin
gar surreale Stimmung verbreitet (hier hört man dann auch ein
vorbeifliegendes Flugzeug). Tropfenartige Klangmuster geleiten dann in das
achtminütige „Haunted Hills“ über. Das Stück hat einen langsamen
Rhythmus und herrliche Mellotron-Melodielinien. Das mehr als elfminütige
„Salomon’s Road“ gehört mit seiner Melodik und den Klangfarben
deutlich zu meinen Favoriten des Albums. Danach folgen noch mit dem leicht
surreal wirkenden „Oedipus“, dem herrlich dahintrabenden „Orphelia“
und dem zarten, dahinperlenden „The Last One To Leave Is To Turn Off The
Lights“ zwei weitere Tracks. Stephen
Parsick hat mit „No Sleep `Til Wilmersdorf“ ein klasse [‘ramp]-Album
eingespielt, das sich über weite Strecken der „Berliner Schule“ widmet,
sie aber nicht einfach nur kopiert. Vielmehr hat Parsick der Musik seinen
eigenen Stempel aufgesetzt. Stephan Schelle, April 2018 |
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