[’ramp] – Astral Disaster
 

[’ramp] – Astral Disaster
Eigenvertrieb / Doombient Music (2012)
(8 Stücke, 76:30 Minuten Spielzeit)

Am 07.07.2012 trat der deutsche Elektronikmusiker Stephen Parsick, der als [‘ramp] seine Doombient betitelte Musik herausbringt, im Bochumer Planetarium auf. Natürlich muss ein derartiger Musiker den Titel für solch eine Veröffentlichung auch besonders formulieren. Die CD hat er „Astral Disaster“ genannt. Ob der Auftritt oder sein mittlerweile neuntes Album ein Desaster war/ist, zeigt sich schon gleich bei den ersten Klängen des Albums.

 


Auch wenn sich Stephen eher im Bereich der düsteren Elektronikmusik tummelt, so ist seine Musik doch alles andere als bedrückend oder depressiv. Die acht neuen Stücke zeigen deutlich, dass auch seine mystischen Klangstrukturen sehr gut ins Ohr gehen und man sich dabei sehr wohl fühlen kann.

Die CD ist in zwei Sets unterteilt, „Flatten Them!“ und „Doomsday Is Family Time“. Mit einem an- und abschwellenden Synthieklang beginnt der siebenminütige Opener „Forever Returning“ recht mystisch. Darauf legt Stephen einige helle Klangspielereien, die flirrend durch den Raum ziehen. Hymnische, sehr spacige Klangmotive fügt Stephen hinzu und zieht damit einen hohen Spannungsbogen. Ich kann mir sehr gut dabei vorstellen wie die Planeten oder Gestirne dazu an der Kuppeldecke des Planetariums vorbeiziehen.

Nahtlos geht es dann in den nächsten Track „Blast“ über, das mit einem gemächlichen Sequenzerrhythmus aufwartet, der mich vom Stil her an Ian Boddy oder John Carpenter erinnert. Dieser Sound setzt sich sofort bei mir unter der Haut fest. Langsam entwickelt sich dieser Elfminüter und fördert im weiteren Verlauf herrlicher Sequenzer-Sounds zu Tage. Schwebend und mit sphärischen Klangcollagen, die keine Melodie aufweisen, schließt sich das sechsminütige „Rather Far Out“ an. Im zweiten Teil des Stückes würzt Stephen diesen Track mit einem Nähmaschinen artigen Rhythmus aus dem Sequenzer. Das wunderbar harmonische „Halo Inductor“ beschließt dann mit seinen fast 14 Minuten das erste Set. Wunderschöne perlende Synthiesounds hat Stephen wie die Perlen an eine Kette gereiht. Ein tolles Stück, bei dem man sich einfach fallen lassen kann.

Das zweite Set beginnt mit dem mehr als neunminütigen „The Namelesss Is The Origin“. Auch hier agiert Stephen wieder sehr mystisch und sphärisch. Ich hab zunächst den Eindruck als stünde ich in einer Einöde auf einem kargen Planeten. Die Sounds unterstreichen diese triste Stimmung. Auch wenn im zweiten Teil einige Synthiechöre hinzukommen ändert sich die Stimmungslage nicht. Von gleicher Struktur ist „Oscillator Planet“. Einen Unterschied zwischen den ersten beiden Tracks kann ich hier nicht erkennen.

Etwas bedrohliche Klänge erwarten den Hörer dann beim Titelstück, das es auf acht Minuten bringt. Voluminös und theatralisch wirkt dieser Track, so wie ein Soundtrack. Aber auch hier steht die Melodie nicht im Vordergrund, ganz im Gegenteil. Stephen sorgt in seinem zweiten Set mit seinen Klangcollagen eher für düstere Stimmungsbilder. Hier trifft dann der Begriff Doombient recht gut den musikalischen Stil. Mit dem mehr als 15minütigen „Jericho“ geht es dann aus dem Album. In diesem Stück sind neben Klangcollagen auch melodische, teils sehr rhythmische Passagen zu finden. Ein über weite Strecken faszinierendes Stück, das mich auch wieder eine Spur an Musik der Marke Ian Boddy erinnert.

„Astral Disaster“ ist alles andere als ein musikalisches Desaster von [‘ramp]. Zwei unterschiedliche Spielarten treffen hier aufeinander und gehen eine gelungene Verbindung ein. Das Album funktioniert auch ohne die Projektionen und hält einen hohen Spannungsbogen. Wer auch mal etwas düstere Klänge mag und sich für den Stil des Briten Ian Boddy erwärmt, der sollte hier unbedingt reinhören. Ein sehr gelungenes Album, bei dem ich bereue, die Show im Planetarium nicht miterlebt zu haben.

Stephan Schelle, November 2012

 
   

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