Pyramid Peak - Roots
 

Pyramid Peak - Roots
Manikin Records (2017)
(
4 Stücke, 72:56 Minuten Spielzeit)

Was machen Musiker, wenn sie ein besonderes Jubiläum zu feiern haben? Sie geben ein Konzert oder bringen eine besondere Veröffentlicht heraus. Im Falle des Elektronikacts Pyramid Peak ist das Letzteres der Fall. Axel „Axess“ Stupplich und Andreas Morsch, die anno 2017 noch zu dem Projekt gehören, haben sich 1987 getroffen und beschlossen gemeinsam ihre Liebe zur elektronischen Musik umzusetzen. Mittlerweile gehören Pyramid Peak zum festen Bestandteil der Szene und haben sich schon lange einen Namen dort gemacht.

 

 


Das Jubiläumswerk nennt sich „Roots“ und enthält vier Tracks mit Laufzeiten zwischen 11:48 und 21:58 Minuten Länge. Besonders erwähnenswert ist die Verpacken, die aus einem sechsseitigen Papersleeve besteht und ein achtseitiges Booklet beinhaltet. In diesem Booklet sind einige persönliche Worte der beiden zu ihrer langjährigen Freundschaft sowie zahlreiche Fotos aus der langen musikalischen Karriere enthalten. Darunter auch einige zusammen mit Uwe Denzer, der viele Jahre zur Band gehörte. Aber auch andere Musiker wie zum Beispiel Max „Maxxess“ Schiefel, Klaus Hoffmann-Hoock oder Harald Nies, mit denen die Jungs gemeinsam auf der Bühne standen, sind dort berücksichtigt. Besonders witzig sind die Vorder- und Rückseite des Booklets, auf denen ein aktuelles Foto aus 2016 und eines aus 1987 zu sehen ist. Hier wird die persönliche Entwicklung der beiden sehr deutlich.

Axel und Andreas entführen in den Stücken auf eine musikalische Zeitreise, denn die Stücke bilden die musikalische Essenz ihres bisherigen Schaffens, in denen mehr als zehn Alben entstanden sind. Dabei haben sie sich ursprünglich am Stil der „Berliner Schule“ orientiert, aber schnell einen eigenen Stil entwickelt.

Los geht es mit dem 20minütigen „The Journey“, das mit hymnischen Harmonien beginnt. Dies ist anfangs mit perlenden Synthieklängen verziert, die an Jarre erinnern, aber ihn nicht kopieren. Gut drei Minuten ziehen die beiden diesen hymnischen Stil durch bis dann ein Sequenzer seine rhythmische Arbeit aufnimmt und der Track an Fahrt gewinnt. Nun kommen weitere Klangfarben auf und es entwickelt sich der typische Pyramid Peak-Stil mit herrlichen Harmonie- und Melodiebögen. Nach ca. acht Minuten geht der Rhythmus dann aber erst richtig los und wechselt damit in einen unwiderstehlichen Part. Zum Ende hin klingt das Stück dann wieder sanfter, aber nicht minder dynamisch aus. In diesen Track haben sie schon alle Zutaten hineingelegt, die man aus ihren Produktionen kennt.

Mit dem fast 19minütigen „Roots“ geht es dann weiter. Auch hier bestimmen zunächst hymnische Flächen und Melodien den Beginn des Stückes. Nach gut vier Minuten kommt dann eine elektronisch verfremdete Stimme auf, die die Worte „30 Years“, „Electronic Music“, „Pyramid Peak“ sowie die Albumtitel der Band wiederholt. Darunter haben die beiden Flächen und auch ethnische Sounds gesetzt. Damit scheinen sie ein wenig melancholisch und doch stolz auf ihre musikalische Karriere zurückzublicken. Danach setzt dann ein knackiger Rhythmus ein, der von einer herrlichen Melodie bestimmt wird und in der zweiten Hälfte in einen weiteren Teil übergeht, in dem die Sequenzer flirren und pulsieren, während die beiden harmonische Klangtupfer einfügen, bis dann wieder eine unwiderstehliche Melodie aufkommt.

Mit 22 Minuten ist das Stück „Milestones“ dann der längste Track des Albums. Mystische Sounds eröffnen diesen Track, der sich ebenfalls langsam entwickelt. Das ist bis Minute sieben ein Soundtrack für einen Mystery-Thriller. Dann ziehen sanfte Flächen auf und werden einige Momente später mit dem typischen Pyramid Peak-Sequenzerrhythmus untermauert. Spätestens jetzt ist man wieder voll drin im Musikkosmos von Pyramid Peak. Der trommelartige Rhythmus aus dem Drumcomputer sorgt dann noch für ein besonderes Flair. Klangfarben, Rhythmus und Melodieführung wechseln in dem Stück noch einige Male, ohne den Fluss zu unterbrechen.

Den Abschluss bildet dann das fast zwölfminütige „Offshore“, das zunächst mit einigen Klangmustern beginnt um eine mystische Stimmung zu erzeugen. Im weiteren Verlauf kommen dann aber wieder Harmonien und Sequenzerrhythmen auf, die in einer sanften Melodie münden, die einfach nur zum Dahinfließen ist. So kenne wir Pyramid Peak seit vielen Jahren.

Alle Freunde der Musik von Pyramid Peak haben Grund mit Axel Stupplich und Andreas Morsch ihr 30jähriges Bestehen zu feiern, denn das zu diesem Zweck veröffentlichte Album „Roots“, bei dem sie zu ihren Wurzeln zurückkehren, ist ein sehr schönes, stimmiges Album geworden.

Stephan Schelle, Mai 2017

 
   

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