Pyramid Peak – 5vor12
 

Pyramid Peak – 5vor12
Eigenvertrieb / www.pyramid-peak.de (2011)
(5 Stücke, 73:25 Minuten Spielzeit)

Das aus Leverkusen stammende Elektroniktrio Pyramid Peak trat am 22.10.2011 zum fünften Mal in der Iserlohner Dechenhöhle auf. Extra zu diesem Termin stellten die drei dann auch ihr neues Album, das sie „5vor12“ benannt haben, fertig. Der CD-Titel soll aber nicht auf eine Endzeitstimmung hindeuten, vielmehr ist es der Hinweis darauf, dass sie gerade noch rechtzeitig mit der Produktion fertig geworden sind.

 


Fünf Stücke enthält der Datenträger, der es wieder auf insgesamt mehr als 70 Minuten Spielzeit bringt. Los geht es mit dem Stück „Dr. Blofeld und die Waldorf Schüler“. Wer bei diesem Stück an die James Bond-Filme denkt, bei denen Dr. Ernst Stavros Blofeld einer der hartnäckigsten Gegenspieler Bond's ist, der liegt allerdings falsch. Auch der Bezug zur bekannten Waldorf-Schule ist hier nicht angebracht, denn der Titel bezieht sich auf den Keyboardhersteller Waldorf. Dieser hat ein Keyboard mit dem Namen Blofeld auf den Markt gebracht, das Axel Stupplich und Andreas Morsch seit kurzem besitzen. Als die beiden mit dem Teil herumexperimentierten und sozusagen lernten damit umzugehen (daher die Bezeichnung Schüler im Titel), entwickelte sich eine schöne Sequenz bzw. ein schöner Titel. Das einzige, was das Stück mit Schule zu tun hat, ist allerdings die Nähe zur „Berliner Schule“, einer Stilrichtung die von Musikern wie Tangerine Dream und Klaus Schulze geprägt wurde.

Das mehr als 15minütige Stück beginnt zunächst mit einem synthetischen Grundton auf den die drei dann wunderbare Flächen legen. So weitet sich der Klangraum langsam aus und lässt Spielraum für weitere Klänge und Rhythmen. Man hat das Gefühl in einer Spacelandschaft zu sein. Sehr ruhig und gemächlich geht es zunächst noch zu. Dann, nach dreieinhalb Minuten, starten die Sequenzer und der Track nimmt seine Fahrt durch die „Berliner Schule“ auf. Das organische Schlagzeug, das von Uwe Denzer beigesteuert wird, gibt dem Ganzen eine dynamische Note.

Unter die Haut gehende Flächen führen in den zweiten Track „Tears Of Joy“ ein, bei dessen Eröffnung man in der Tat Freudentränen weinen möchte, so einfühlsam schiebt sich dieses Stück ins Hirn. Dazu kommt die von Max „Maxxess“ Schiefele traumhaft gespielte E-Gitarre. Ich möchte am liebsten in die Boxen hineinkriechen, so sehr zieht mich dieser Sound an. Im späteren Verlauf wird es dann auch noch rhythmisch. Ein Stück für die Ewigkeit!!

Mit fast 30 Minuten ist „Lichtermeer“ das längste Stück des Albums. In diesem Track werden vornehmlich Stimmungen erzeugt und weniger treibende Melodien und Harmonien durch die Kabelverbindungen geschickt. In der Mitte und am Ende kommen dann aber doch noch Harmnonien und auch Max' Gitarre zum Einsatz. Diese retten das Stück, das mir an einigen Stellen zu experimentell und spacig geraten ist.

Der zehnminütige Track „Random Event Reload“ ist dann aber wieder von der rhythmischen und melodischen Fraktion, auch wenn er sehr abgedreht und spacig beginnt. Der Track ist eine neue Variation des Titelstücks der CD „Random Events“ aus dem Jahr 2000.

Den Abschluss bildet dann das Titelstück der CD. Hier ist - im Gegensatz zum Konzert in der Dechenhöhle - auch Max Schiefele an der Gitarre wieder zu hören. War das Stück am 22.10. in der Dechenhöhle etwas blutleer, so entfaltet es sich jetzt, mit Max an den Gitarrensaiten, zu ganzer Schönheit. Ein toller Abschluss einer wirklich sehr gelungenen CD.

Pyramid Peak haben sich ja schon längst in die oberen Riegen der Elektronikmusik gespielt, mit „5vor12“ bestätigen sie ihre Stellung in der Elektronikmusik aber auf's Neue. Ihnen ist ein hervorragendes Werk gelungen, das ich jedem Freund der Sequenzer orientierten Musik nur wärmstens ans Herzu legen kann.

Stephan Schelle, Oktober 2011

 
   

CD-Kritiken-Menue