Peter Mergener – Phonetic Society Lange Zeit war es um den aus der Nähe von Trier stammenden Elektronikmusiker Peter Mergener ruhig geworden, doch jetzt meldet er sich eindrucksvoll nach einer gut siebenjährigen Solopause (seine letzte SoloCD „Lounge Control“ erschien im Jahr 2004) zurück. Dazwischen hat er zusammen mit Klaus Hoffmann-Hoock im Jahr 2006 das Album „Visions Of Asia“ und unter dem Projektnamen Mergener et Amici im Jahr 2008 Musik für die Trierer „Brot und Spiele“-Events das Album „Vitam Aut Mortem“ herausgebracht. |
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Auf dem 2004’er Album „Lounge Control“ hatte sich Peter mehr dem ambienten und loungigen Stil der Elektronikmusik verschrieben. Auf „Phonetic Society“ kehrt er aber zu seinen Wurzeln zurück und verbindet seine Musik, die teilweise auch in der „Berliner Schule“ ihre Grundlagen hat, mit modernen Sounds und Beats. Peter kann so seine ganze Stärke entfalten und all die Komponenten, die ihn auszeichnen miteinander verbinden. Acht wunderbare Elektronikkompositionen, deren Laufzeiten zwischen 3:35 und 11:01 Minuten liegen, serviert er uns auf dem neuen Album. Thematisch beschäftigt sich Peter auf dem Album mit der Reizüberflutung der modernen Gesellschaft. Wir werden ständig von Musik und Geräuschen berieselt, Töne und Klänge sind allgegenwärtig, Mobiltelefone und andere technischen Gerätschaften immer mit irgendeinem Sound verbunden. Diese Gesellschaft nennt Peter Mergener wie sein Album „Phonetic Society“. Es ging dem sensiblen Klanggestalter darum, diese technische Welt in ihrer hektischen Art (beispielsweise im Titelstück) mit musikalischen Mitteln darzustellen, ihr aber zugleich auch entspannende Momente (wie etwa im Track „Floating Energy“) entgegenzusetzen. Und gleich zu Beginn des Albums setzt Peter herrliche entspannende Klänge dieser hektischen Welt entgegen, die in „Mindflow“ an einigen Stellen gar sakrale Züge annehmen. Zunächst rauscht eine zarte Synthiewindwolke aus den Boxen und der typische Mergenersound (inkl. Sequenzerläufe), den viele von uns aus den frühen Tagen lieben, schiebt sich darüber. Diese Klänge lassen den Hörer sehr schnell in den wunderbaren Mergener-Kosmos eintauchen. Peter würzt das Ganze mit einigen rhythmischen Passagen und sakralen Tönen, die mich auch an Enigma erinnern. Ein toller Einstieg. Als nächstes geht Peter mit dem Hörer auf einen „Starflight“. Der Beginn wirkt recht spacig und experimentell, doch nach anderthalb Minuten kommt dieser Gänsehaut treibende Synthieklang, der für Mergener und Software so typisch ist in den Vordergrund. Darauf folgt einige Momente später ein rhythmischer Sequenzerlauf und das Stück gewinnt an Dynamik und nimmt spätestens ab da gefangen. Diesen Track hätte Peter für meinen Geschmack noch länger als 6:46 Minuten ausarbeiten können. In „Shiva Connection“ lässt Peter zu seinen bekannten Sounds auch einige ethnische Klänge (hier setzt er auch einen indischen Gesang ein) einfließen. Dadurch bekommt das Stück – nach seinem recht spacigen und psychedelischen Anfang - einen asiatischen Touch. Der Rhythmus, den Peter diesem Stück spendiert hat, breitet eine unglaubliche Faszination aus. Mit „Timepassengers“ (eventuell eine Anspielung an sein zweites Soloalbum „Passage In Time“?) hat er dann ein Stück das die ganze Symbiose aus früheren Sounds (hier vor allem die „Berliner Schule“) mit modernen Gangarten verbindet. Während der Beginn recht retroartige Klänge versprüht, so wandelt das Stück, je länger es dauert, auf moderneren Pfaden. Nach einem wiederum spacigen Beginn entwickelt sich „Rotation“ durch seine herrlichen Rhythmussequenzen und leicht pumpenden Beats fast schon zu einer tanzbaren Nummer. Tolle Mixtur aus Synthieflächen/-soundwolken und Rhythmusmustern. So modern und leichtfüßig hat sich Peter Mergener bisher noch nicht gegeben. Auch im recht kurzen „Transformation“ (gerade mal 3:35 Minuten lang) präsentiert er sich von einer sehr hypnotischen Seite, in dem er Flächen aneinanderreiht und darüber eine herrliche Harmoniefolge legt. Das Titelstück bietet einen stampfenden Beat und spiegelt so die Alltagshektik, die uns umgibt sehr schön wieder. Allerdings präsentiert Peter dies in einem sehr ansprechenden Gewand. Der zweite fast tanzbare Track auf diesem Album. Einige Sounds wirken hier recht kühl und würden gut zu einem Film über Roboter passen. Den Abschluss bildet dann „Floating Energy“, in dem Peter stilistisch mehr an seine Alben „Lounge Control“ und „Cruisin’“ erinnert. Irgendwie hab ich auch das Gefühl dieses Stück schon gehört zu haben. Mit „Phonetic Society“ ist Peter ein tolles Comeback gelungen und seine Musik erstrahlt wieder in alter Stärke und Frische. Es ist schön, wieder solche Musik von ihm zu bekommen. Da kann ich nur hoffen, dass er die Freunde guter Elektronikmusik nicht wieder sieben Jahre auf ein Solowerk warten lässt. Wer Software und die früheren Mergener-Alben mag, der sollte sich das neue Werk ebenfalls zulegen. Stephan Schelle, Januar 2011 |
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