Perceptual Defence – Emotional Ruins
 

Perceptual Defence – Emotional Ruins
SynGate Records (2023)

(
12 Stücke, 148:29 Minuten Spielzeit)

„Emotional Ruins“ ist das mittlerweile siebte Album des italienischen Elektronikmusiker Gabriel Quirici, das beím SyngGate Label erschienen ist. Das Album ist bereits im Jahr 2006 veröffentlicht worden und liegt nun in einer remasterten Version vor. Um den Kaufanreiz zu erhöhen hat Gabriel dieser Wiederveröffentlichung darüber hinaus noch eine Bonus-CDR spendiert, die den Titel „Journey Of Illusions“ trägt. Dabei handelt es sich um einen Livemitschnitt aus dem Jahr 2021. So finden sich fast 2,5 Stunden an ambienten Klängen auf dieser Doppel-CDR.

 

 


Gabriel Quirici über die Geschichte hinter diesem Album:

Im Jahr 2004, nach der Geburt meiner ersten Tochter, experimentierte ich mit meiner Frau Valentina mit neuen Klängen. In dieser Zeit versuchten wir, Samples und seltsame Klänge aufzunehmen und zu manipulieren, um ein Ambient-Album zu schaffen, das sich auf emotionale Momente konzentriert. Während dieser Sessions bat uns unser Freund Alessandro Pintus, mit ihm zusammenzuarbeiten, um den Soundtrack für seine neue Butoh-Tanzperformance namens „N“ zu kreieren, die die Ambivalenz des menschlichen Lebens von unserer Geburt an und dem Kontakt mit der Natur darstellt. Wir haben eine erste lange Version mit dem Titel „Emotional Ruins“ und eine zweite, kürzere Version für die Butoh-Tanz-Performance erstellt, die am 20. April 2006 im Furio Camillo Theater während der „Trasform’azioni“ Buoth Dance Review stattfand.

Nach 17 Jahren habe ich mich entschlossen, den originalen langen Track neu zu mastern, um ihn zum ersten Mal auf CD mit seinem ursprünglichen Titel „Emotional Ruins“ zu veröffentlichen.

Eine nette Kuriosität: das Wimmern des Babys am Ende von „Emotional State Six“ stammt von meiner ersten Tochter Raffaella, aufgenommen am 18. Februar 2004 genau 2 Minuten nach ihrer Geburt!

Ich habe beschlossen, eine zweite Bonus-CD „Journey Of Illusions“ hinzuzufügen, da ich mit diesem Live-Streaming-Konzert, das am 8. Mai 2021 im Musart Studio in Rom (Italien) für die Nick’s International Virtual Garage Streaming Concerts aufgenommen wurde, 5 (oder mehr) verschiedene emotionale Zustände schaffen wollte. Es handelt sich um eine lange elektronische Symphoniekomposition und Improvisation in 6 Sätzen namens Illusions.

CDR 1 besteht aus den sechs Stücken „Emotional State One“ bis „Emotional State Six“. Mit elektronischen Windgeräuschen startet Quirici in das 4:10minütige „Emotional State One“. Diese bilden die Grundlage des Stückes. Ab Minute Zwei kommen dann einige Sounds auf, die mich an eine quietschende Schaukel erinnern. Weitere Soundeinwürfe werden eingebaut. Insgesamt wirkt der Track recht bedrückend, so als würde man sich in einer einsamen, verlassenen Gegend befinden. Das geht dann nahtlos in das 11:17minütige „Emotional State Two“ über, bei dem nun noch summende Synthesizergeräusche (wie bei einem Bienenschwarm) mit hinzukommen. Dahinein platziert Quirici immer wieder einige langgezogene Klänge, die den düsteren Charakter aber nicht durchbrechen.

Ein ruhiger Übergang führt dann in das 14:15minütige „Emotional State Three“. Dieser Part ist recht ambient und enthält sich nur langsam entwickelnde Klangskulpturen, die teilweise auf einem Grundrauschen liegen. Nach drei Minuten baut Quirici dann mysteriös wirkende, ambiente Sounds auf, die stoisch durch den Raum ziehen und nur sporadisch unterbrochen werden. Nach sechs Minuten kommen dann auch noch Glockenklänge und Stimmgeräusche auf, die sich aber mehr im Hintergrund bewegen. Danach kommt wieder das Grundrauschen zum Tragen, auf das nun für einen kurzen Moment Sirenenartige Sounds geschichtet wird.

Daran schließt dann das 11minütige „Emotional State Four“ an. Hier kommen erstmals einige leicht rhythmische Elemente aus dem Sequenzer auf. Das klingt aber alles sehr verhalten. Und auch die abschließenden „Emotional State Five“ (hier sind Wasserplätschern und eine Art elektronisches Hundegebell zu hören) und „Emotional State Six“ (mit Stimmsamples von einer Straße mit Verkehrs- und Stimmgeräuschen) weisen diese düstere Stimmung auf.

Die Bonus-CDR enthält sechs Stücke die mit „First Illusion“ bis „Sixth Illusion“ betitelt sind. Auch auf dieser CDR geht es recht ambient zu. Allerdings sind die Sounds nicht ganz so düster, wie auf dem ersten Silberling. Sie zeigen auch rhythmischere Passagen auf, so dass diese Tracks leichter zu konsumieren sind. Das zeigt sich schon in „First Illusion“.

Das Cover zieren Aufnahmen von verfallenden Gebäuden, was sehr gut zu dieser doch recht düsteren Musik passt, die sich auf Stimmungsbilder konzentriert. Melodien findet man auf dem Album nicht. Es geht vielmehr recht ambient zu und die Sounds entwickeln sich nur langsam. Hier empfehle ich zunächst in das Album hineinzuhören.

Stephan Schelle, April 2024

 
   

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