Parallel Worlds & Dave Bessell - Morphogenic
 

Parallel Worlds & Dave Bessell - Morphogenic
DIN (2012)
(8 Stücke, 60:07 Minuten Spielzeit)

Der aus Griechenland stammende Bakis Sirros firmiert als Parallel Worlds und ist neben der Veröffentlichung einiger Soloalben unter diesem Namen auch schon durch Kollaborationen mit anderen Musikern wie zum Beispiel Ian Boddy in Erscheinung getreten. Beim britischen DIN Label kommt nun eine neue Kollaboration mit dem Briten Dave Bessell, der bereits als Gründungsmitglied der britischen Band Node Bekanntheit erreichte, heraus.

 


Das gemeinsame Werk von Parallel Worlds und Dave Bessell nennt sich „Morphogenic“ und ist auf 500 Exemplare limitiert. Darauf vermischen sich die Sequenzer orientierten Rhythmen von Bakis Sirros und die klassischen Parts (Dave hat eine Ausbildung in klassischer Komposition) von Dave Bessell. Diese wunderbare Kombination zeigt sich in acht Soundscapes, deren Laufzeiten zwischen 6:06 (allein fünf Stücke bewegen sich um die sechs Minuten Marke) und 9:41 Minuten liegen.

Gestartet wird mit dem Stück „Oblivion“, das zunächst mit einigen synthetischen Geräuschen beginnt und dadurch eine merkwürdige Aura verströmt. Nach etwa einer Minute verwandelt sich der Track, sobald Synthiesounds die Luft zerschneiden und sich so langsam ein Rhythmus hervorhebt. Aber auch dieser rhythmische Part hält nicht lange an und atmosphärische Tunes wehen durch den Raum. Man kann förmlich minütlich erkennen, wie sich die Musik in diesem neuneinhalbminütigen Stück immer weiter verändert. Bakis & Bessell haben bereits in diesem Opener unwiderstehliche, ungewöhnliche Klanglandschaften entwickelt, die nicht immer Melodien oder Harmonien benötigen um einen hohen Spannungsbogen zu erzielen. Dieser erste Longplayer wirkt auf mich wie eine musikalische Reise oder Erzählung.

Es folgt „Above The Snow“, das mit recht kühlen Sounds beginnt. Da erklingen zunächst basslastige, bedrohliche Töne die mit einer Art Rauschen oder Synthiewehen verziert sind. Das hat was von winterlicher Stimmung. Nach anderthalb Minuten wechselt die Szenerie und Harmonien und Rhythmen kommen auf. Allerdings behalten die beiden eine merkwürdige Stimmung bei, was die Musik von den bekannten und gewohnten Elektronikacts abhebt. Die beiden spielen in diesem Track nicht nur mit der Rhythmik, sondern auch mit der Dynamik. Im zweiten Teil kommen gar griechisch anmutende Klänge auf, die aus Bakis’ Feder stammen.

Zu Beginn von „Disorder“ wähnt man sich als Hörer in einer großen Höhle unter der Erde. Man hört Tropfen von der Decke fallen und die eingestreuten Synthieklänge zeichnen ein Bild einer großen unterirdischen und bedrohlichen Kathedrale. Dieser Track hat neben einigen Harmonien auch experimentelle Klänge zu bieten. Darüber hinaus könnte dieser Track auch gut als Soundtrack für einen Thriller herhalten, denn die Musik ist spannend aufbereitet. „Inwards“ ist dagegen ein eher verträumter und verspielter Track, bei dem man die Gedanken fliegen lassen kann. Und doch wirkt er bei genauerem Hinhören recht surreal.

Bei „Denormal“ könnte ich mir aufgrund der Synthieflächen und der hinzugefügten Geräusche und Sounds zunächst gut die Unterwelt vorstellen. Dann kommen aber rhythmische Passagen und einige Harmonien auf, die diesen Track unwiderstehlich machen. Zum Ende hin wird der Track aber wieder etwas konfus und ich finde mich in der Unterwelt wieder. Und in diesem Stil geht es dann auch auf dem restlichen Album weiter.

Mit „Morphogenic“ liegt das erste Album der neuen Kollaboration Bakis Sirros aka Parallel Worlds und Dave Bessell vor. Die beiden schaffen es ungewöhnliche Klangstrukturen und -muster zu einem hochgradig spannenden Gebilde zu verbinden. Das ist Musik, die ich so bisher noch nicht gehört habe und die irgendwo zwischen experimentell und soundtrackartig hin- und herpendelt.

Stephan Schelle, Oktober 2012

 
   

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