Otarion - Prayer From The Deep Im Herbst 2020 erscheint das neue Album von Rainer Klein aka Otarion. Es trägt den Titel „Prayer From The Deep“. Was zunächst auffällt ist wieder das tolle Coverartwork, das ein Segelschiff in stürmischer See zeigt. Ähnlich wie der Amerikaner Neal Morse so vertont auch Rainer Klein immer mal wieder biblische Themen. Das hat er bereits im Jahr 1997 mit seinem Album „Es werde Licht“ gezeigt. Auch das neue Album ist in diesem Kontext erscheinen. |
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Die
Hörgewohnheiten von Rainer haben sich auch auf seine letzten Alben ein
wenig abgefärbt. So hat er, während er das 2018’er Album „Under
Surface“ produzierte, unter anderem sehr gerne Anathema’s „The
Optimist“ gehört und bei dem 2019’er Album „Extensive“ waren es
verschiedene CD’s von Collapse Under the Empire, welche ihn inspiriert
haben. Während der aktuellen Produktion hat er besonders Mono und
Playgrounded im Player gehabt und die Progressiverock-Elemente sind unter
anderem auf Gazpacho zurückzuführen, die ihn ebenfalls inspirieren. Die
CDR weist zehn Stücke mit Laufzeiten von 4:02 bis 9:05 Minuten Länge auf.
Allerdings empfiehlt es sich das Album in einem Stück zu hören, da sie
sehr kompakt zusammengefügt wurden und eine Einheit bilden, auch ohne
nahtlos ineinander überzugehen. Mit
Soundeffekten (hört sich ein wenig nach Wasserrauschen an) und leicht düsteren
Klängen startet Otarion im neunminütigen Opener „Son Of Amittai“ in
das neue Album. Langsam entwickeln sich weitere, hellere Klangfarben, die
dann an Dynamik gewinnen. Nach drei Minuten setzt Rainer dann erste
akzentuierte Punkte durch die E-Gitarre, während sich synthetische
Harmonien bilden, die dann wenige Momente später in eine unverkennbare
Otarion-Melodie mit leichtem Schlagwerk übergehen. Das hat bereits ein
leichtes Flair von Postrock/Elektronik. Die Musik steigert sich im weiteren
Verlauf immer mehr und sorgt durch das Schlagzeug und die Gitarren für
einen druckvollen Part. Rainer schafft es den Hörer durch die leicht
ansteigende Dynamik in einen hypnotischen Sog zu ziehen. Das ist wirklich
klasse gemacht. Auch
das folgende „The Order“ beginnt zunächst sehr ruhig und die Harmonien
lassen einen die Weite des Meeres spüren. Dann setzen nach anderthalb
Minuten sehr schöne Harmonien ein, die sich in eine verträumte
Melodielinie wandelt und nach wenigen Momenten durch das Schlagzeug wieder
einen rockigen Touch bekommt. Hier trifft vor allem Elektronik auf
Progressiverock. Auch in diesem Stück spielt Rainer mit der Dynamik, denn
die nimmt im Verlauf immer weiter zu, um am Ende ruhig auszuklingen. In
diesem Stil ist das komplette Album aufgebaut. Rainer schafft es immer
wieder herrliche Melodien mit teils schwebenden, dann wiederum recht
druckvollen Passagen zu kombinieren. Der
Beginn von „Towards Jafo“ zeigt zu Beginn leicht sakrale Klänge und
wechselt dann in eine verträumte Passage, die unter die Haut geht. Auch
wenn Rainer wieder zwischendurch die Dynamik etwas hochschraubt, zeigt sich
dieser Track doch von einer eher ruhigen Seite. In „The Residence Of
Nimrod“ zündet Rainer dann aber wieder ein rhythmisches Feuerwerk. Das
abschließende „Salvation From The Lord“ ist dann ein Track, bei dem
Percussion und Schlagzeug außen vor bleiben. Schwebende Flächen,
gelegentliche Pianotupfer, leichte Gitarrenlicks und sakrale Chöre
bestimmen hier dann das Bild. Die
Geschichte von „Prayer From The Deep“ soll auf dem nächsten
Otarion-Album „No Time Was Lost“ fortgeführt werden. Dann soll es aber
nicht so druckvoll, sondern ruhiger zugehen. Rainer
Klein, der als Otarion firmiert, entwickelt sich von Album zu Album
kontinuierlich weiter. Hat er als reiner Elektronikmusiker begonnen, so sind
seine aktuellen Alben aus einer Mischung von Elektronik- und Rockmusik
aufgebaut. Dabei haben auf dem aktuellen Album „Prayer From The Deep“
neben Progressive Rock auch Postrock-Elemente den Weg in seine Musik
gefunden. Eine sehr gelungene Mischung, die Rainer da zusammengebraut hat.
Klasse Album. Stephan Schelle, November 2020 |
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