Otarion - Extensive
 

Otarion - Extensive
MellowJet Records (2019)

(
9 Stücke, 75:01 Minuten Spielzeit)

Circa ein Jahr ist vergangen, seit Rainer Klein, der als Otarion firmiert, sein letztes Album unter dem Titel „Under Surface“ herausbrachte. Jetzt, im April 2019, erscheint sein siebtes Album beim deutschen Label MellowJet Records mit dem Titel „Extensive“, was so viel wie umfangreich, umfassend, weitreichend oder ausführlich bedeutet. Neun Stücke mit Laufzeiten zwischen 6:20 und 14:16 Minuten hat er darauf platziert. Wie immer breitet er auf dem Album eine intensive Stimmung aus.

 

 


„Unreality“ heißt der erste 6:20minütige Track auf dem Album. Flächige Synthiesounds liegen zu Beginn im Hintergrund und Rainer platziert darauf eine Pianomelodie, die sich langsam weiter in den Vordergrund schiebt. Dazu gibt es einige atmosphärische Gitarrenparts. Im weiteren Verlauf nehmen Gitarre und Schlagzeug dann mehr Raum ein. Das zusammen ergibt eine melancholische Stimmung, die den Hörer sofort in ihren Bann zieht.

Nahtlos führen Schritte in den nächsten Track „The Way“. Eine betörende Pianomelodie setzt nach wenigen Momenten ein und berührt den Hörer direkt in der Mitte seines Herzens. Der Rhythmus wird dabei von einem sehr homogenen Schlagzeugpart übernommen. Man badet förmlich wieder in melancholischen Klangwogen, dabei ist Gänsehaut angesagt.

Theremin artige Klänge wie für einen nostalgischen Geisterfilm wechseln schnell in Orgelklänge im nächsten Stück „Unpredictable“. Dann setzen ein basslastiger Rhythmus und eine Gitarre ein, die dem Track Volumen verleihen. Ab Minute Zwei erklingen dann Artrock ähnliche Klanglandschaften. Das ist druckvoll, hymnisch und schwebend zugleich. Hier verbindet Rainer mal wieder auf sehr gekonnte Art und Weise die beiden musikalischen Stilrichtungen.

Langsam wie ein zäher Fluss, so ziehen zunächst die aus Orgelsounds bestehenden Klangformen im 8:24minütigen „Crucial Now“ dahin. Darunter schieben sich nach gut zwei Minuten Synthieflächen und nach einer weiteren Minute kommt ein moderater Rhythmus auf, der an Dynamik gewinnt ohne die Langsamkeit zu stoppen. Es hat im zweiten Part wieder eine Spur von Artrock, die aber sehr elektronisch daherkommt. Erst am Ende wird der Druck ein wenig erhöht und der Track gipfelt in einem hymnischen Part.

Das 7:19minütige „Wayward“ besticht durch einen tollen Schlagzeugrhythmus, der von elektronischen Flächen, Harmonien und Rhythmen sowie einer sehr schönen E-Gitarre begleitet wird. Zum Ende hin zieht der Schlagzeugrhythmus noch mal richtig an. Das sind einige Beispiele für dieses wunderbare Album von Otarion aka Rainer Klein. Klanglich ist das Album ebenfalls wieder herausragend geworden, denn der Sound kommt mit viel Dynamik und Transparenz aus den Boxen.

Otarion ist ein Künstlername (dahinter verbirgt sich Rainer Klein) der nicht nur in der Elektronikszene aufhorchen lassen sollte. Auch Freunde des instrumentalen, atmosphärischen Artrock sollten ihm sein Ohr schenken, denn Rainer Klein vermag es die beiden Genres perfekt miteinander zu verbinden und intensive Stücke einzuspielen. Ein Genuss für die Sinne.

Stephan Schelle, April 2019

 
   

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