Olivier Briand & Bertrand Loreau - Interférences
 

Olivier Briand & Bertrand Loreau - Interférences
Spheric Music (2013)
(7 Stücke, 67:31 Minuten Spielzeit)

In der Elektronikszene gehören Kollaborationen und Zusammenarbeit verschiedener Musiker ja schon zur Tagesordnung. Neuestes Projekt ist das der beiden französischen Elektronikmusiker Olivier Briand und Bertrand Loreau. Während Olivier, obwohl er schon seit 1993 elektronische Musik herausbringt, für mich noch ein unbeschriebenes Blatt ist, finden sich von Bertrand Loreau schon zwei Rezension im Musikzirkus-Magazin.

 


Beide Musiker haben ihre Wurzeln nicht etwa bei der Musik ihres bekannten Landsmannes Jean Michel Jarre, vielmehr sind die beiden Besucher der „Berliner Schule“ gewesen. Die gemeinsame CD mit dem Titel „Interferénces“ zeigt als einzige Gemeinsamkeit mit Jarre, das die enthaltenen Stücke in „Part 1“ bis „Part 7“ betitelt sind.

Tropfende und hallende Synthieklänge starten in den ersten Part von „Interférences“, der schon nach wenigen Momenten mit heranfliegenden Flächen und einem darauf aufsetzenden Sequenzer für den typischen „Berliner Schule“-Stil sorgt, der an Acts wie Tangerine Dream und Klaus Schulze erinnert. Sehr schnell entstehen harmonische Stimmungsbilder und Melodiefolgen, die sofort ins Ohr gehen. Die hellen Synthiestimmen klingen dabei eine Spur nach Flöten. Sehr schön sind aber der Sequenzerrhythmus und die darunter liegenden Flächen, die eine wohlige, manchmal auch melancholische Stimmung verbreiten.

Nahtlos geht es dann mit Chören in den zweiten Part über. Futuristisch und ein wenig nach Vangelis klingend beginnt dieses Stück. Der Hörer wird bei diesen Klängen in einen Schwebezustand versetzt. Nach gut zwei Minuten ändert sich dann aber das Bild und eine Art Science Fiction-Soundtrack scheint nun im Vordergrund zu stehen. Das ist in diesem Moment eher Stimmungserzeugend, denn melodisch. Das ändert sich aber nochmals und langsam kommen wieder Harmonien hervor, ohne dieses mystisch/futuristische Flair zu durchbrechen.

Darauf folgt dann wieder nahtlos „Part 3“. Dieser Part wird von Spinett artigen Klängen bestimmt und erinnert daher auch wieder an Klaus Schulzes Musik, ohne diese aber zu kopieren. Sehr harmonisch und melodisch gehen die beiden in diesem Stück ans Werk. Den Abschluss bilden dann Klänge wie von einer Akustikgitarre kombiniert mit einem Flötensound. Das wirkt sehr klassisch.

Sanfte Flächen bilden die Bridge zu „Part 4“. Herrliche Melodiemotive und eingängige Rhythmusstrukturen sowie ein paar jazzige Motive bilden dann das Kernstück dieses Titels, der aber wieder sehr eingängig gestaltet ist und mit fortlaufender Dauer immer mehr an Dynamik gewinnt. Das klingt (auch durch verfremdete Stimmmuster) als hätten die beiden diesen Titel live eingespielt. Verträumt beginnt dann „Part 5“, der durch die Sequenzer wieder stark in Richtung Klaus Schulze weist.

Nach einem etwas verwirrenden Beginn zeigt sich aber auch „Part 6“ von der melodischen Seite sobald der Sequenzer an der Reihe ist. Ein tolles Stück Musik, das ebenfalls sofort ins Ohr geht. Das abschließende 15minütige „Part 7“ zeigt zwar esoterische Merkmale durch den Einsatz von Vogelgezwitscher, gleitet aber nicht ins Belanglose ab, sondern bietet nach einem sehr einfühlsamen Intro tanzende und flirrende Synthieformen, auf denen die beiden dann ihre Melodien platzieren.

Auch wenn sich hier zwei Franzosen zusammengetan haben um ihre elektronische Musik in Kooperation zu präsentieren, so ist ihre Musik doch näher an Berlin orientiert, als an der ihres Heimatlandes. Das muss nicht falsch sein, wie sich auf „Interférences“ zeigt. Über weite Strecken sorgen die beiden Musiker Olivier Briand und Bertrand Loreau für herrliche Melodie- und Harmoniebögen mit den typischen Sequenzerrhythmen der „Berliner Schule“. Wer diesen Stil mag, der liegt mit der CD „Interférences“ genau richtig.

Stephan Schelle, November 2013

 
   

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