Nnoiz Papp – Urban Desert
 

Nnoiz Papp – Urban Desert
Eigenvertrieb / www.nnoiz.com (2010)
(12 Stücke, 64:05 Minuten Spielzeit)

Der Name Nnoiz Papp war mir bisher noch nicht unter gekommen, doch hinter dem Pseudonym verbirgt sich Tobias Becker, der zum Beispiel das Sounddesign für die „Sendung mit der Maus“ macht und auch als Studiomusiker arbeitet. Unter anderem ist er auf der „Contemporary Works 1“ von Klaus Schulze zu hören. Sein Alter Ego Nnoiz Papp ist aber eine virtuelle Figur, die ihr Leben in der Onlinewelt Second Life fristet. Dort gibt sein virtuelles Gegenstück zum Beispiel auch Konzerte.

 


„Urban Desert“ bringt Stücke, die Tobias als Nnoiz Papp bei Second Life präsentiert, auf CDR heraus, so dass man sich diese auch daheim auf der Anlage anhören kann. Tobias spielt auf dieser Produktion Oboe, Keyboards, Gitarre, Melodika und Dschembe. Daneben hat er sich mit Jana Kyomoon, die aus den USA stammt und schon bei Cindie Lauper Keyboards speilte sowie den Cellotronics Sting (E-Cello-Spieler aus Berlin), der Berliner Sängerin Jaynine Scarborough und dem Niederländer Naftali Torok (Violine und Gesang) weitere Mitstreiter an Bord geholt.

Herausgekommen sind ein Dutzend Stücke die wie aus tausend und einer Nacht wirken. Tobias schafft es den Flair des Orient mit modernen Grooves und Chillout zu verbinden und so eine sehr authentische Atmosphäre zu schaffen, in die man haltlos hineingesaugt wird. Schon beim Opener „Aladin’s Oil Lamp Company“ kann ich mir einen Abenteuerfilm vorstellen, der sich beispielsweise in der Sahara oder auf ähnlichem Terrain abspielt. Die eingängige Melodie, die orientalischen Instrumente und die Rhythmen klingen toll.

Im folgenden „Philly“ kommen chillige Sounds in dieses orientalische Flair hinzu und die Grooves vermitteln darüber hinaus chillige Clubatmosphäre. Sehr basslastig zeigt sich „It’s No Reggae“. Vom Rhythmus her könnte man aber schon auf eine Art Reggae tippen.

Taxi To Beirut“ wirkt aufgrund seiner getragnen, ruhigen Art eher wie ein Kamelritt durch die Wüste. „Lebanese Dreams“ zeigt sich von der rhythmischen Seite und geht sofort ins Bein. Und auch die anderen Stücke auf dem Album halten diesen exotischen Spannungsbogen. Recht lustig, wie auf einem Ägyptischen Wochenmarkt geht es in „Funky Giza“ zu. Hier kommen auch einige Sounds zum Tragen, die mich ansatzweise an Mark Dwane erinnern. In „Seeking For Iron In The Sands“ spendiert Tobias dem Track gar einen technolastigen Rhythmus, der echt abgeht und im Kontrast zur orientalischen Musik steht.

Nnoiz Papp aka Tobias Becker hat auf „Urban Desert“ eine tolle Mischung aus Orient, Chillout und Grooves vereint, die sich hauptsächlich im Downbeat-Bereich tummeln. Die Kombination strahlt ein großes Flair aus. Mich hat die Scheibe fasziniert.

„Urban Deserts“ ist ein tolles Album, wenn man sich der Musik des Orients öffnen kann, denn Tobias Becker aka Nnoiz Papp verbindet hier auf sehr gekonnte Weise musikalisch das Morgen- mit dem Abendland. Da zeigt sich wieder wie Musik Völker übergreifend sein kann. Ich empfehle in jedem Fall die Musik auf der Homepage von Tobias mal anzutesten, es lohnt sich.

Stephan Schelle, Juni 2010

 
   

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