Nattefrost - Transformation
 

Nattefrost - Transformation
Groove Unlimited (2008)
(10 Stücke, 55:53 Minuten Spielzeit)

Der Däne Bjørn Jeppesen, der als Nattefrost elektronische Musik veröffentlicht, bringt nach zwei EPs und drei CDs mit „Transformation“ im Frühjahr 2008 seinen vierten Longplayer heraus. Vier der insgesamt zehn Stücke präsentierte Bjørn bereits am 03.05.2008 beim Ambient Experience in Wuppertal (Konzertbericht – siehe Rubrik Konzerte). Er hat mittlerweile einen ganz eigenen Stil, bei dem er treibende Sequenzerrhythmen mit entsprechenden Beats und hypnotischen Sounds verbindet. Das macht seine Musik zu etwas ganz Speziellem.

 


Mit „Decadence“ startet das Album und zieht den Hörer sofort in diese hypnotisch/rhythmische Stimmung. Ich bin jedenfalls vom ersten Ton an ein Gefangener in seinem Klangkosmos. Garniert wird dieser Track mit Aufnahmen einer Bahnhofsansage. Das passt hervorragend zum Cover der CD. Bjørn schafft Bestandteile von Kraftwerk mit einer Leichtigkeit zu verwenden, diese dann mit modernen Sounds und Beats zu versehen, so dass etwas völlig anderes entsteht, dass nur noch Nuancenweise an die Düsseldorfer Elektroniker erinnert. Super Stück, gleich zu Beginn der CD.

Beim folgenden „A Path Less Followed“ kommen Synthiemelodien aus den Boxen die eher nach Popmusik, als an reine Elektronik erinnern. Diese garniert Bjørn aber geschickt mit Soundeffekten und Sounds, die nach Jarre klingen, so dass der Track nicht ins belanglose abdriftet. „Perfectly Connected“ beginnt zunächst mit sehr hartem Beat in dessen Kontrast dann die weichen Flächen stehen. Bjørn war auf dem Vorgängeralbum schon bei einem Stück eine Kollaboration mit dem Aachener Elektroniker Robert Schroeder eingegangen, die er hier fortsetzt. Obwohl die Sequenzen von Bjørn allein schon faszinieren, kommt der richtige Pepp erst mit Robert an der E-Gitarre hinzu, der sich mit seinem typischen Sound in das Stück einbringt. Dieses Stück war auch beim Ambient Experience der absolute Höhepunkt. Leider ist es bereits nach fünfeinhalb Minuten beendet. Für meinen Geschmack hätte es durchaus das Vierfache der Laufzeit dauern können.

„Kopenhaachen“ ist die zweite Kollaboration der beiden. Das Stück ist auch auf dem Sampler „Dreams Of My Space Vol. 1“ herausgekommen. Dieses Stück ist anders, als „Perfectly Connected“ aufgebaut. Hier empfängt den Hörer statt eines harten, ein eher hypnotischer Rhythmus. Schon zu Beginn legt Robert Hand an seine Gitarre. Das Stück könnte auch gut auf einem seiner Alben zu finden sein, denn er liefert hier eindeutig die teils melancholische Melodie, die sofort unter die Haut geht.

Fast an Synthiepop erinnert „Fields Of Infinity“, während „Transformation“ wieder ein wenig den Spirit von Kraftwerk versprüht. Das liegt unter anderem auch daran, dass Bjørn den Vocoder angeschmissen hat, um einige gesprochene Texte einzubringen. Bei „Destination Nowhere“ vermischt er dann Trance mit traditioneller Elektronik und lässt so, etwas ganz neues entstehen. „The Contact“ bietet dann wieder eine Mixtur aus Synthiepop und traditioneller Elektronik, die sofort angenehm ins Ohr geht, während „There Is The Light“ schon fast Technoartig nach vorn geht, ohne aber in Bass ’n’ Drum zu ersticken. Schon fast hymnisch beendet dann „A New Direction“ das Album. Die Sequenzer, die er in diesem Stück benutzt, ähneln denen von Tangerine Dream, ohne diese aber zu kopieren. Vielmehr spendiert er diesem Track noch sehr schöne Melodielinien und Akkorde. Ich frag mich danach, „Soll ich die CD noch Mal starten?“.

Mit „Transformation“ hat sich Bjørn aka Nattefrost  in mein Herz gespielt. So kühl wie der Projektname auch ist, er bedeutet so viel wie „Nachtfrost“, so angenehm und warm sind doch die Sounds und Melodien, die Bjørn produziert. Die CD gefällt mir ausgesprochen gut. Sowohl die Stücke mit Robert Schroeder, als auch die Solotracks können auf der ganzen Linie überzeugen. Die CD enthält in meinen Augen keinen einzigen Ausfall. Wer die Nattefrost Alben mochte, kann blind zugreifen. Alle die ihn noch nicht kennen, sollten dies schleunigst ändern. Ein tolles Album, das ich allen Freunden der Elektronikmusik wärmstens ans Herz legen kann.

Stephan Schelle, Mai 2008

 
   

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