Nattefrost & Matzumi – From Distant Times
 

Nattefrost & Matzumi – From Distant Times
Groove Unlimited (2012)
(9 Stücke, 61:23 Minuten Spielzeit)

Der aus Norwegen stammende Björn Jeppesen aka Nattefrost ist schon seit einigen Jahren in der Szene unterwegs. Jetzt ist er eine Kollaboration mit der deutschen Elektronikmusikerin Kathrin Manz aka Matzumi eingegangen. Das Ergebnis war zwar schon auf Soloalben der beiden in jeweils einem Track zu hören, doch erst mit der Mitte 2012 erschienenen CD „From Distant Times“, zeigt sich das komplette Ergebnis.

 


Beide Musiker haben sich in der Szene mittlerweile etabliert und haben viele Freunde dort gefunden. Da war die Erwartungshaltung natürlich hoch, wie sich diese beiden unterschiedlichen Musikstile (die rhythmische Komponente von Björn und die symphonische, um keltische und mittelalterliche Komponente angereichert Musik Matzumi’s) miteinander verbinden lassen. Ich kann es hier schon mal vorwegnehmen, es hat sich absolut gelohnt.

Das neun Stücke umfassende Album beginnt sehr hymnisch mit dem Opener „First Movement“, bei dem zunächst Assoziationen an die Progressive Rockgröße ELP bei mir wach werden. Auch kommen Sounds zum Tragen, die mich an Vangelis erinnern. Das ist ein perfekter Einstieg in das Album. Leider ist dieses Entree nur gerade mal 2:20 Minuten lang. Da hätte ich mir noch eine ausgedehntere Version gewünscht. Aber diese erste Kostprobe zeigt schon, dass die beiden es verstanden haben, sehr atmosphärische Musik zu erstellen, obwohl jeder für sich in seinem/ihrem eigenen Studio gearbeitet hat. Das klingt trotz der Tüftelei im eigenen Kämmerlein recht homogen und organisch.

Mystisch geht es dann im zweiten Track „Evolution“ zu. Düstere Synthiesounds mischen sich mit den mittelalterlichen Klangbögen Matzumi’s. Dann kommt nach einigen Minuten ein Rhythmus zum Vorschein, der aus dem Stück eine fast tanzbare Nummer macht. Diesem Rhythmus kann man sich nicht wirklich entziehen und auch die Melodie hält den Hörer gefangen. Auch hier haben die beiden für meinen Geschmack die Hauptlinie zu früh unterbrochen und wechseln in einen weiteren Part, der jetzt ganz anders klingt. Plötzlich hat der Track etwas von einem rhythmischen Soundtrack. Ich für meinen Teil hätte auch hier noch wesentlich länger der Melodielinie folgen können. Aber vielleicht machen es gerade die Wechsel aus, dass man mehr davon haben möchte.

Mit typischen Sounds und Rhythmen, die man von Nattefrost-Alben her kennt, geht es dann im Stück „The Ancient Land“ weiter. Aber in diesem Stück nimmt sich Björn etwas zurück und treibt den Rhythmus nicht ganz so dynamisch voran, wie man es sonst bei ihm kennt, vielmehr lässt er das Stück verhalten und mystisch klingen. Das passt hier gut in das Gesamtkonzept. Dazu werden wunderbare Flächen und Harmoniebögen gespielt, die von Kathrin zu kommen scheinen. Diese Kombination ist unglaublich fesselnd. Die Melodie, die Björn darauf setzt, erinnert so ein wenig an „Kopenhaachen“, ist hier aber wesentlich sanfter vorgetragen.

„The Protal“ beginnt ebenfalls mystisch mit perlenden Synthieklängen. Nach einer kurzen Weile zieht der Rhythmus an und wir hören auch das erste Mal Matzumi’s Stimme, mit der sie ihre Tracks immer wieder verziert. Nach diesem recht atmosphärischen Track geht es in „„Rise Of The Phoenix“ wieder recht rhythmisch zur Sache. Auch hier sind die unterschiedlichen Komponenten der beiden Musiker deutlich auszumachen. Herrliche Flächen und Harmonien von Matzumi treffen auf die rhythmischen und melodischen Parts von Björn. Das geht direkt unter die Haut.

„Time Passing“ bietet wieder eine mystische Atmosphäre, die dieses Mal aber von Björns hypnotischem Rhythmus unterlegt ist. Während Matzumi zunächst mit ihrem Gesang die Sinne vernebelt, übernimmt nach wenigen Momenten Björns fesselnder Rhythmus diese Aufgabe. In diesen Track kann man sich förmlich hineinziehen lassen. Wie ein Sog der einen immer tiefer in diese Soundgebilde zieht, wirkt dieses Stück. Ganz langsam entwickelt sich der Track immer weiter und nimmt von Sekunde zu Sekunde an Dynamik zu. Es folgen mit „Medieval“, „The New Dawn“ (ein absolut fesselnder, voluminöser Track) und „Cold Midwinter Nights“ noch drei weitere Stücke, die sich perfekt in das Gesamtbild der CD einfügen.

Erwähnt sei auch noch das sehr schöne Cover von Claus Holmlynglund, das eine sehr atmosphärische und schöne Fantasylandschaft zeigt.

Es war schon sehr erfreulich, dass mit Kathrin Manz eine Musikerin die Szene der Elektronikmusik betrat. Dass sie auch mit anderen Musikern eine Einheit bilden kann, das zeigt sich spätestens auf dem Album „From Distant Times“, bei dem sie mit Björn Jeppesen (Nattefrost) eine perfekte Kollaboration eingegangen ist. Die CD verbindet die Stile beider Musiker in hervorragender Version. Eine CD, die ich sehr empfehlen kann.

Stephan Schelle, August 2012

 
   

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