Nattefrost – Live in Germany 2008 & 2009
 

Nattefrost – Live in Germany 2008 & 2009
Groove Unlimited (2010)
(14 Stücke, 65:21 Minuten Spielzeit)

Zwischen 2006 und 2008 veröffentlichte der aus Dänemark stammende Bjørn Jeppesen drei sehr gute Studioalben unter dem Projektnamen Nattefrost (er hatte zuvor aber bereits schon zwei weitere Alben herausgebracht), die ihn in Europa bekannt machten. Dies führte dazu, dass er am 03.05.2008 beim Ambient Experience Festival II in Wuppertal und am 12.09.2009 beim Electronic Circus-Festival II live zu sehen war. Von diesen beiden Konzerten wurden Mitschnitte angefertigt, die in Ausschnitten jetzt auf dem Album „Live In Germany 2008 & 2009“ vorliegen.

 


Während Bjørn beim Electronic Circus Festival allein agierte, trat er 2008 in Wuppertal mit Claus Holm Lynglund (einen Set als Carboneids), Solo und bei zwei Stücken mit Phil Molto, besser bekannt als Robert Schroeder, auf. Vom Wuppertaler Gig, mit dem die CD beginnt, sind vier Stücke (zwei Solo und zwei mit Phil Molto) auf dem Album enthalten. Vor allem die beiden Stücke „Kopenhaachen“ (eine Anspielung auf die Wohnorte der beiden Musiker Jeppesen - Kopenhagen - und Schroeder – Aachen -) und „Perfectly Connected“ haben es in sich, da die beiden Musiker Bjørn an den Keyboards und Phil an der Gitarre sehr gut miteinander harmonieren. Da kommt sehr intensives Robert Schroeder-Feeling auf. Mit „Searching For A Distant Planet“ ist ein Track auf der CD, der bereits auf der letztjährigen CDR „Tracks From The Archives“ erschienen ist, die mit „Decadence“ und „Descending From The Stars“ zwei weitere Livestücke enthält, die aber bei anderen Konzerten mitgeschnitten wurden. Dieser erste Teil dauert etwas mehr als 20 Minuten.

Da das Konzert mit Außenmikrophonen mitgeschnitten wurde, kommen zwar die Zuschauerreaktionen sehr gut rüber, der Ton ist aber nicht so gut, wie es die Studioproduktionen oder vom Mischpult aus aufgenommen, hergeben würden. Das tut der guten Musik und Stimmung aber keinen Abbruch, denn es klingt wirklich so, als wenn man in der Halle, in der das Konzert stattfand, sitzen würde.

Der zweite Teil besteht aus zehn Stücken, die Bjørn beim zweiten Electronic Circus-Festival im Bielefelder Movie (eine Discothek, in der zahlreiche Konzerte stattfinden) aufgenommen wurden. Bis auf „Kopenhaachen“ gibt es keine Überschneidungen zum Wuppertal-Gig. Man kann an der Aufnahme schön sehen, dass der Track „Kopenhaachen“ sowohl mit Robert an der Gitarre, wie auch als Solotrack - nur von Bjørn gespielt (hier kommen die Gitarrenparts aus dem Synthie) - funktioniert.

Eingeleitet wird der Bielefelder Konzertmitschnitt von Stefan Erbe’s Ankündigung, er leitete ja an diesem Tag durch das Programm. Klanglich wirkt die gut 45minütige Aufnahme aus Bielefeld besser. Die Stereoeffekte kommen besser rüber, auch ist der Sound voluminöser, als die Wuppertal-Aufnahme. Auch hier wurden die Zuschauerreaktionen eingefangen.

„Live In Germany 2008 & 2009“ ist ein Zeugnis dafür, dass elektronische Musik auch live gut funktionieren kann. Wer bisher noch keinen Kontakt zu Bjørn’s Musik hatte, bekommt einen guten Querschnitt seines Schaffens. Und wer bei den Konzerten dabei war, fühlt sich aufgrund der enthaltenen Zuschauerreaktionen und kurzen Ansprachen sofort wieder bei den Events. Eine sehr gelungene Veröffentlichung.

Stephan Schelle, April 2010

 
   

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