Mythos – Grand Prix
 

Mythos – Grand Prix
Sireena Records / Broken Silence Distribution (1981/2013)
(10 Stücke, 43:53 Minuten Spielzeit)

Mythos war in den frühen 70’ern eine Band die im Krautrock von sich Reden machte. Ab 1980 wurde dann aber daraus das Soloprojekt des Multiinstrumentalisten Stephan Kaske, der auch Gründungsmitglied und Mastermind der Band war. Bisher waren so ziemlich alle Alben auf CD wiederveröffentlicht worden, bis auf „Grand Prix“, das ursprünglich im Jahr 1981 auf dem Sky-Label erschienen ist. Sireena Records schließt am 26.07.2013 diese Lücke und veröffentlicht das Album in remasterter Form.

 


Wie es der Titel und auch das Cover schon erahnen lässt hat sich Stephan Kaske von der Formel 1 inspirieren lassen. In seinem Mythos Studio entstand 1981 das Album „Grand Prix“, eine völlig stimmige Melange aus Groove, analoger Synthiearbeit und Krautrock. Der Einsatz von Flöte und Vocoder bildet hier das Sahnehäubchen.

Neben den Acht Stücken des Originalalbums hat Stephan Kaske auch noch sein Archiv durchwühlt und zwei bisher unveröffentlichte Stücke zu Tage befördert, die als Bonustracks nun auf der Wiederveröffentlichung enthalten sind.

Gestartet wird mit dem Titelsong, der mit Geräuschsamples von der Formel 1 beginnt. Dann kommen die Synthies ins Spiel und bieten eine Mischung aus frühem Electropop und traditioneller Elektronik. Sowohl Text als auch Musik lassen Ähnlichkeiten zu den Düsseldorfern Kraftwerk aufkommen. Allerdings sind die Vocoderstimmen nicht ganz so gut gemacht, wie es bei den Kraftwerkern der Fall war.

Recht nostalgisch klingt das Instrumental „Transamazonica“. Mit seiner auch an die NDW erinnernden Klanfarben und Melodiebögen verbreitet es einen ganz besonderen Charme. Das folgende „Transatlantik Non-Stop“ ist eine Mischung aus Kraftwerkschem Sound und den Folk-Stücken eines Mike Oldfield. Die Querflöte, die hier zum Einsatz kommt, lässt darüber hinaus eine gewisse Jethro Tull-artige Atmosphäre aufkommen.

Das folgende „Video“ beginnt mit einfachen Klangfolgen, so wie ich sie auch von Bands der Marke Yellow Magic Orchestra her kenne. Dann kommt in dieses elektronische Kleinod aber eine gewisse Verspieltheit, die auch an Krautrockzeiten und frühen 80’er Rock erinnert.

„Jet Set“ nimmt mit seinem Rhythmus und den Klangfarben die zukünftige Ausrichtung von Kaske vorweg. Auch hier kommt wieder der Vocoder zum Einsatz. Zwischendrin hören wir auch einen startenden Jumbojet. Insgesamt liegt dieser Track wieder ansatzweise in der Nähe von Kraftwerk & Co. „Bermuda Dreieck“ klingt recht mysteriös und setzt neben den elektronischen Gerätschaften ein Saxophon ein, das dem Stück eine ganz besondere Note verleiht. Das ist sehr ungewöhnlich und bisher ungehört. Kaske hatte damals schon seinen ganz eigenen, unverkennbaren Stil.

Mit „Robot Secret Agents“ kommt dann ein richtiger Song, denn Kaske verzichtet auf Vocoder. Dieser Song hat was von New Wave. Den Abschluss des offiziellen Albums bildet dann das Stück „Mayday“. Hier herrscht dann wieder der Vocoder vor. Das klingt wieder nach Elektropop der Marke Kraftwerk.

„Rockwärts“ (hier auch wieder mit Vocoder) und „Mellotron Mystique“ sind dann die beiden Bonusstücke, die stilistisch in die Albumtracks passen. Während „Rockwärts“ etwas eintönig daher kommt, spinnt Stephan Kaske bei „Mellotron Mystique“ wunderbare Harmoniebögen, deren Flächen verschlungen durch den Raum ziehen.

Die CD erscheint im vierseitigen Digipack und enthält ein zwölfseitiges Booklet, in dem sich zahlreiche Fotos aus den 80’ern sowie die Songtexte befinden (die fehlten damals bei der Vinylausgabe).

Mit „Grand Prix“ ist nun der Backkatalog des Musikprojektes Mythos vollständig auf CD erhältlich. Die Musik auf diesem 81’er Werk ist sehr von den Düsseldorfern Kraftwerk, der NDW und des New Wave bestimmt. Diese Stilrichtungen mit traditioneller Elektronikmusik zu kombinieren macht den besonderen Reiz des Albums aus.

Stephan Schelle, Juni 2013

 
   

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