Mythos – Gallery Concerts
 

Mythos – Gallery Concerts
MellowJet Records (2009)
(5 Stücke, 52:54 Minuten Spielzeit)

Ende August erscheint das neue Album von Stephan Kaske unter seinem Pseudonym Mythos. Nach der „Surround-Sound-Offensive“, die Stephan noch als Eigenproduktion herausbrachte, erscheint das neue Album nun beim MellowJet Records-Label. Nach den letzten Produktionen, die Stephan vornehmlich im Studio produziert und mit Computertechnik erstellt hat, bietet „Gallery Concerts“ Musik, die extra für Liveauftritte konzipiert ist. Das bedeutet, dass die auf der CD enthaltene Musik ab August 2009 bei ausgewählten Events, wie zum Beispiel Kunstausstellungen oder Vernissagen live präsentiert wird.

 


Und genau so ist die Musik auch aufgenommen worden, quasi live im Studio. Dabei benutzt Stephan verschiedene Instrumente wie zum Beispiel einen elektronischen Dudelsack, eine Querflöte, diverse Effektgeräte und Vocoder sowie Keyboards. Das wichtigste ist aber die Musik und die breitet sich auf fünf Stücken mit Laufzeiten zwischen 9:38 und 12:49 Minuten vor dem Hörer aus.

Schon die ersten Töne des Openers „Analogdigitalpolyphomono“ schrauben sich unweigerlich unter die Haut und in die Gehirnwindungen des Hörers. Klänge, die man von Kaske’s bisherigen Alben kennt, verbinden sich mit faszinierenden Synthieakkorden und einem Drumrhythmus, die mich stellenweise an Geoffrey Downes „The Light Program“ erinnern. Im Mittelteil ändert sich dann die Melodiefolge und wird durch Vocoderstimme sehr stilvoll ergänzt. Allein dieses Stück rechtfertigt den Kauf der CD.

Leicht und locker trabend präsentiert sich zunächst der zweite Track „Filtergatemania“ und kombiniert dies mit weiteren Rhythmen, Melodielinien und dahinschwebenden Flächen. Im weiteren Verlauf ändert Stephan die Stimmlage des Melodieführenden Synthies, ohne die Grundstimmung zu vernachlässigen. Das Stück bleibt über die vollen zehn Minuten äußerst spannend.

Der dritte Track „Improviflutecho“ klingt zunächst nach Klaus Schulze, hat aber wieder den typischen Mythos-Stil in den Adern. Wie es der Titel schon verspricht, kommt bei diesem Stück Stephan’s Querflöte zum Einsatz. Dadurch hat der Titel ein Flair, das an Tracks von Mind Over Matter erinnert, da die Flöte sehr getragen eingesetzt wird. Darunter hat Stephan aber einen sehr schönen vorantreibenden Rhythmus gelegt, der wie ein Geräusch einer entfernt davonrasenden Dampflok klingt.

Als nächstes kommt „Mysticaauroraborealis“. In diesem Stück, das zunächst recht sphärisch beginnt schält sich doch schnell ein hypnotischer Beat, der um eine durch Vocoder verfremdete Stimme ergänzt wird, aus dem Off. Hier kommen auch erstmals Klänge vor, die aus dem elektronischen Dudelsack zu stammen scheinen. Eigentlich klingt es nach einem Synthie oder einer Orgel, hat aber vom Klangbild entfernt Ähnlichkeiten zu einem Dudelsack. Das ist ein sehr interessantes Stilelement, mit dem Kaske dem Track eine ganz eigene Note gibt. Auch die Querflöte bindet Stephan hier wieder ein. Dieser Track hat etwas monotones, aber auch fesselndes, dem man sich nicht entziehen kann.

Mit „Sequenctrumpetextasy“ endet dann die CD. Auch hier ist der Titel Programm. Typische Mythos-Klänge vermischen sich mit fast schon jazzigen Trompetensounds zu einem sphärisch-experimentellen Track, der trotz seines ungewöhnlichen Klangbildes gut ins Ohr geht.

Mit „Gallery Concerts“ ist Stephan Kaske aka Mythos sein vielleicht bestes Werk der letzten Jahre gelungen. Die Musik klingt sehr ausgereift und eingängig. Ich bin mir sicher, dass sie live sehr gut rüber kommt. Wer melodische Elektronikmusik mag, der liegt hier absolut richtig.

Stephan Schelle, September 2009

 
   

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