MTA Lab - Autumn
 

MTA Lab - Autumn
SynGate Records (2019)

(7 Stücke, 77:26 Minuten Spielzeit)

MTA Lab ist ein Elektronikmusikprojekt das aus den drei Freunden Marcel Margis (Synthesizer, Seqeunzer, Drumcomputer), Thomas Meier, der auch als TM Solver seine Solomusik veröffentlicht (Synthesizer, Sequenzer, Drumcomputer, E-Bass, Stimme und Programmierung) und Andre Danker (Synthesizer, Gitarre) besteht. Die Drei haben die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen dem Wort Lab vorangestellt.

 

 


Das neueste Album dieses Trios, ihr insgesamt dritter gemeinsamer Longplayer, ist Anfang 2019 erschienen und trägt den Titel „Autumn“. Grundlage der Stücke sind Ideen, die beim Improvisieren entstanden sind (gut nach zu verfolgen auf der EP „Autumnal“). Die Grundstrukturen werden live eingespielt und später im Studio von Thomas Meier nachbearbeitet und gemastert.

Bei einigen der Stücke haben sich die Drei von der Musik der „Berliner Schule“ wie von Klaus Schulze und Tangerine Dream inspirieren lassen. Eins der sieben Stücke ist lediglich 3:47 Minuten lang, bei den restlichen handelt es sich um Longtracks jenseits der Neun-Minuten-Marke.

Gestartet wird mit dem 10:29minütigen „Ride Movie“. Flächen und Sequenzerrhythmen gehen gleich zu Beginn eine wohlige Liaison ein. Harmonien und versprengte E-Drum-Kleckse werden dieser sehr schönen Atmosphäre hinzugefügt. Schnell ist man im Umfeld der „Berliner Schule“ angekommen und die Musik schmiegt sich, trotz einer fehlenden Melodie, schnell den Gehörgängen an. Wie ein sanfter Schwaden wehen so die elektronischen Gebilde durch den Raum.

Nahtlos schließt sich dann das Titelgebende Stück an. Sanft beginnt es, führt die beruhigende Atmosphäre des Openers fort. In dieses Stück werden aber einige Gitarrenlicks eingebaut, die akzentuiert eingewoben werden, während ein sanfter Sequenzerrhythmus dem Track seinen Herzschlag verleiht. Nach 13:27 Minuten Spielzeit endet dieser sanfte Trip.

„Stair Tower“ eröffnet mit sehr schönen basslastigen, echohaften Synthietupfern und wechselt nach wenigen Momenten in einen vom Sequenzer geleiteten Part, der dann etwas mehr Fahrt aufnimmt. Hypnotisch bauen die Drei eine Atmosphäre auf, die nun auch Melodiebögen aufweist, die an Klaus Schulze erinnern. Auf 13:34 Minuten Länge entfaltet sich so ein fesselndes Stück, bei dem man gedanklich dem Hier und Jetzt entfliehen kann.

Mit „Pre Load“ haben die Drei dann den kürzesten Track in die Albummitte gesetzt. Soundmäßig standen hier Tangerine Dream Pate. Auch „Electronic Western“ hat Elemente von Tangerine Dream, zeigt aber eine ganz eigne Handschrift der drei Musiker. Dieser Track ist etwas rhythmischer als die vorangegangenen und baut so einen weiteren Spannungsbogen auf, ohne das hypnotische Moment der Grundstimmung des Albums zu durchbrechen. Im Mittelteil des Stückes haben sie dann noch traumhafte Sounds platziert - in die man sich fallen lassen kann - um dann das Ende wieder rhythmischer zu gestalten. Das 14:48minütige „Third Skin“ und das 9:48minütige „Nervous Sequenz“ beenden dann das Album in der gleichen Grundstimmung, so dass ein sehr homogenes Album entstanden ist. Allerdings weist der Titel des letzten Stückes schon darauf hin, dass MTA Lab in diesem Abschlusstrack den Rhythmus etwas stärker angezogen haben. Auf diesem flirrenden, nervösen Sequenzerrhythmus (kennt man auch von Tangerine Dream in der „Underwater Sunlight“-Phase) lassen sie sanfte Flächen ihre Bahnen ziehen.

MTA Lab ist auf „Autumnal“ – schon wie bei ihren Vorgängeralben – ein schönes Werk im Umfeld der „Berlner Schule“ gelungen, bei dem sie nicht nur Zitate rezitieren, sondern diese vor allem durch eigne Verse ergänzen und erweitern.

Stephan Schelle, April 2019

 
   

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