Move D & Namlook – XX Taygete
 

Move D & Namlook – XX Taygete
FAX Records (2009)
(4 Stücke, 65:54 Minuten Spielzeit)

Die beiden Elektroniker Move D (David Moufang) und Pete Namlook präsentieren am 12.10.2009 ihre mittlerweile 20. Zusammenarbeit unter dem Titel „Taygete“. In einer Auflage von 500 Exemplaren kommt die CD, die neben der normalen Stereo-Ausführung auch wieder eine CD im DTS-Format bereithält, daher. Die fast 66minütige CD enthält vier Stücke mit Laufzeiten zwischen 8:19 und 25:33 Minuten.

Hatten sich die beiden auf ihrem letzten Album „Dawning Of A New Decade“ noch der Entstehung einer neuen Dekade gewidmet, so ist Thema auf dem neuen Werk der Unterschied von Materie und Antimaterie. Dies drücken die beiden in jeweils zwei Stücken aus, die in Part I und II unterteilt sind.

 


Moufang / Namlook nutzen bei ihren Stücken „atmosphärische und hypnotische Klänge, um den Weg der Materie und der Antimaterie zu beschreiten und beides im Wechsel zu betrachten.“ David und Pete empfehlen „das Wiedergabegerät auf unendliche Wiederholung der CD einzustellen, um im eigenen Universum wegzudriften in dem ‚jeder Stern wie eine Zelle im Gehirn des Weltalls scheint.’ “ Hier besteht aber die Gefahr, gar nicht mehr aus diesem hypnotischen Zustand zu erwachen.

Die CD startet mit dem längsten Stück, „Matter – Part I“. Eine monotone Synthielinie, ergänzt durch Textpassagen (teilweise verfremdet) und Saxophonartige Sounds lassen zunächst eine seltsam fremde Stimmung aufkommen. Das hat etwas von einer irrealen Szenerie. Nach etwas mehr als zwei Minuten werden die synthetischen Flächen aber freundlicher während die anderen Elemente immer noch skurril und wie ein Fremdkörper auf diesen Harmonien liegen. Stimmlich erinnern mich diese verfremdeten und lang gezogenen Stimmen ein wenig an die Computerfigur Max Headroom (gab es mal als Moderator einer Musikvideosendung). Über sieben Minuten dauert es, bis sich die Stimmen aus dem Track verabschieden und nun die hypnotischen Synthieflächen, die von E-Gitarren-Licks durchbrochen werden, den Ton angeben. Ab jetzt kann man sich dieser hypnotischen Stimmung hingeben und in den Klangkosmos von Move D und Namlook abdriften. Aber Achtung, wenn man sich zu intensiv diesen Sounds widmet, wird man nach kurzer Zeit darin verloren sein.

Im Laufe dieses ersten Parts kommen Rhythmen auf, die mich vor den Boxen fesseln. Das sind Sounds, die einen fest umklammern und kaum los lassen, auch wenn es hier an Melodie fehlt. Zum Ende hin kommen wieder die Stimmen und reißen einen aus der fiebrigen Umklammerung. Nahtlos geht es in „Part II“ über, der es auf fast 14 Minuten Spielzeit bringt. Hier kommen Xylophon artige Sounds zum Einsatz, die ein wenig an Pete’s Arbeiten mit Wolfram Spyra erinnern. Es bleibt aber weiterhin atmosphärisch dicht, obwohl dieser Teil durch einige Sounds recht kühl und futuristisch klingt.

Als nächstes folgt „Antimatter – Part I“. In seinen mehr als 18 Minuten zeigt er eine ebenfalls recht hypnotische Form der Elektronikmusik. Zunächst mit einer sehr monotonen Synthiefläche beginnend, kommen nach kurzer Zeit weitere Sounds wie Streich- und Blasinstrumente sowie eine Art Sitar hinzu. Aber auch hier dürfen die Stimmen nicht fehlen, die wieder in teils verfremdeter Form eingeflochten sind. Ebenso wie bei „Matter“ erwecken die beiden auch hier eine merkwürdige, teils skurrile Stimmung, die aber immer zu fesseln weiß. Dieser erste Part überzeugt vor allem dann, wenn der pulsierende Rhythmus und die Xylophon-Sounds einsetzen. Dann kann man sich auch hier völlig von der Außenwelt verabschieden und in die Weiten dieser Klangskulpturen verlieren.

Nahtlos geht es dann auch hier in den etwas mehr als achtminütigen Abschusstitel „Antimatter – Part II“ über, der die bisherigen Stimmungsbögen weiterspinnt. Materie und Antimaterie sind bei den beiden klanglich gar nicht so weit voneinander entfernt, daher kann man nach dem Ende auch gleich wieder mit dem Anfang beginnen. Beides zusammen stellt eine hypnotische Reise durch die Grundfeste unserer Existenz dar.

„XX – Taygete“ von Move D & Pete Namlook ist eine Elektronikscheibe, deren Stücke jenseits der bekannten Hörgewohnheiten angesiedelt sind. Die beiden verstehen es auf eine ganz eigentümliche Art und Weise den Hörer vor den Boxen zu fesseln. Sie nehmen den Hörer mit in ein anderes Universum, aus dem man so schnell nicht herauskommt.

Stephan Schelle, Oktober 2009

 
   

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