MorPheuSz - Tantalizing Thoughts At The Dawn Of Dreams - Chapter Two
 

MorPheuSz - Tantalizing Thoughts At The Dawn Of Dreams - Chapter Two
Groove Unlimited (2014)
(
5 Stücke, 67:08 Minuten Spielzeit)

Ähnlich wie in den 90’er Jahren mit M.O.R.E. hat sich im Jahr 2010 eine Band aus tollen Elektronikmusikern zusammen getan, um die Grenzen zwischen Elektronikmusik und Rock zu sprengen. Erneut sind die Niederländer Ron Boots (Synthesizer), Eric van der Heijden (Synthesizer) und Harold van der Heijden (Schlagzeug, Perkussion) an der Formation, die den Namen MorPheuSz trägt, beteiligt. Komplettiert wird dieses Trio durch den deutschen Keyboarder und Gitarristen Frank Dorittke aka F.D. Project. 

 

 


Dieses Dreamteam der Elektronikmusik hatte ein erstes Lebenszeichen im Jahr 2010 mit „Chapter One - Days Of Delirium & Nocturnal Nightmares“ gesetzt. Seither ist diese Formation mehrfach live in Erscheinung getreten und hat dabei ihre ganze Klasse gezeigt. Ein Beispiel dafür ist auf dem Album „Garden Gnomes & Goblins“ zu hören, das 2011 herausgekommen ist. Mit „Tantalizing Thoughts At The Dawn Of Dreams - Chapter Two“ legen sie ihr zweites Studioalbum vor, das allerdings die Kraft eines Liveauftrittes versprüht.

Fünf Stücke, davon drei jenseits der Zehn-Minuten-Marke, sind auf dem Album zu finden. Es startet mit dem zwölfminütigen „Psychedelic Poetry“. Die zunächst nach atmosphärischem Rauschen bzw. bedrückend klingenden Sounds wechseln schon nach wenigen Momenten in eine Kombination aus herrlich slidigen Gitarren und ungewöhnliche Elektroniksounds. Das scheint zunächst nicht zusammenzupassen und doch bildet beides eine perfekte Einheit. Wenn dann noch die Flächen hinzukommen, die alles noch einmal zu verschweißen scheinen, nimmt die fesselnde Stimmung ihren Lauf. Ist das elektronische Musik, oder atmosphärischer Rock? Eigentlich ist es egal, denn es klingt hervorragend. Nach gut sechs Minuten kommt dann das Schlagzeug hinzu und aus der atmosphärischen Gitarre sprüht nun knackiger Rock. Das sind MorPheuSz auf Betriebstemperatur. Schön wie die Jungs da zusammenspielen und auch mal richtig abrocken. Das klingt verdammt gut und ist live bestimmt eine Wucht.

Stimmgewirr leitet in den Track „Tantalizing Thoughts“ ein. Atmosphärische Keyboards und Gitarren lassen eine leicht melancholische Stimmung aufkommen. Nach drei Minuten ändert sich das Bild und es entwickelt sich eine Songstruktur, die mich ein wenig an Alan Parsons erinnert und doch auch wieder anders klingt. Sanft schreitet das Stück danach mit gelegentlichem John Dyson-Sound die ersten sechs Minuten dahin. Danach lassen die Jungs wieder die Gäule vom Zaum, denn es wird wieder ordentlich gerockt. Zum Abschluss des 14minüters wird es dann wieder sphärischer und ruhiger. Nach spacigem Beginn zeigt sich auch das siebeneinhalbminütige „Arousing Imaginary Vortex“ von seiner rockigen Seite. Harold sorgt mächtig für Druck hinter seinen Schlagfellen, während Ron und Eric für den flächigen Unterbau sorgen und Frank die Melodie auf einer teils sägenden Gitarre zum Besten gibt. Das Stück entlädt sich im zweiten Teil eruptiv in einen wahren Kraftklotz.

Stimmungen werden im ersten Teil von „Oriental Insomnia“ erzeugt, die sich nach ca. sieben Minuten in einen orientalisch angehauchten, sanften, hypnotischen Track wandeln. Hier passt der Titel perfekt. Im letzten Drittel entwickelt sich das Stück zu einem tollen atmosphärischen, traumhaften Track, der trotz seiner Sanftheit auch zwischen Elektronik und Rock pendelt.

Der letzte, fast 16minütige Track nennt sich „Dawn Of Dreams“ und ist wieder so eine unter die Haut gehende, hypnotische Nummer. Herrliche Flächen, untersetzt mit einem sanften Rhythmus und einer an Manuel Goettsching erinnernden Gitarre bieten beste Unterhaltung. Wow, was für ein Stück.

Mit „Tantalizing Thoughts At The Dawn Of Dreams - Chapter Two“ unterstreichen MorPheuSz, das sie eine Supergroup im Bereich der elektronischen Musik sind und darüber hinaus auch den Vergleich zu atmosphärischen Artrockbands nicht scheuen müssen. Das neue Album ist wieder ein Highlight, das ich wärmstens empfehlen kann.

Stephan Schelle, Oktober 2014

 
   

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