Moonbooter – The Wave Bernd Scholl ist nicht nur Labelinhaber von MellowJet Records und Produzent zahlreicher Elektronikmusiker, nein er veröffentlicht regelmäßig auch als Moonbooter seit Jahren rhythmische elektronische Musik. Damit hat er sich bereits einen festen Namen in der Szene gemacht. Am 23.09.2015 erschien sein neuestes Werk unter dem Titel „The Wave“. Der Workaholic Scholl hatte sich Anfang des Jahres eine gut viermonatige musikalische Pause gegönnt und in dieser Zeit reichlich Musik der unterschiedlichsten Stile konsumiert. Wie er selbst sagt, hat ihm das gut getan und neue Kraft gegeben. |
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Das
Album beginnt mit dem fast neunminütigen „Beyond The Rules“. Mit diesem
Opener zeigt Moonbooter schon mal, wohin die Reise auf dem neuen Album gehen
wird. Eine Sequenz wie zu besten „Berliner Schule“-Zeiten ist der Puls,
der das Stück lebendig hält. Darauf platziert Moonbooter einige sehr schöne
Klänge und Melodiebögen, die sofort an den großen Regisseur und
Soundtrackspezialisten John Carpenter denken lassen. Es zeigt sich aber
trotz alledem die eigene Handschrift von Bernd Scholl. Das
Sprachsample stammt aus einer Filmdokumentation über Synthesizer aus den frühen
70er Jahren und passt herrlich zum Sound des Songs. Das ist ein
faszinierender Beginn in das neueste Werk von Moonbooter. Das
Titelstück, das mit einem Sprachsample („Das haben Sie gut gemacht und
jetzt spielen sie unser Lieblingslied“) beginnt, stammt aus dem Film
„Planet der Stürme“ aus dem Jahre 1962. Dieser Track ist Bernd’s
Lieblingsstück auf dem Album. Ein wenig klingt er nach Electropop oder
Italo Disco der 80’er Jahre. Dies hat Bernd dann aber um Vintagesounds der
70’er Jahre ergänzt. Ich muss sagen, dass der Track kraftvoll und
rhythmisch sowie sehr modern rüberkommt. Ein tolles Stück. Eine
leicht melancholische Stimmung kommt dann bei „Welcome To The Past“ auf.
Ähnlichkeiten zu Vangelis „Chariots Of Fire“ kommen anfangs hier vor
allem durch den Rhythmus auf, auch wenn die Melodie eine andere ist. Daraus
macht Bernd einen unnachahmlichen Moonbooter-Track, der Sehnsüchte weckt. Im
Oktober 2014 hatte Bernd Scholl die große Ehre, Nick Bracegirdle aka
Chicane bei seinem Konzert im Planetarium Bochum persönlich zu treffen.
Seine Musik begeistert ihn schon seit Jahrzehnten und so ist es kein Wunder,
dass er einen Track mit dem Flair von Chicane auf sein neues Album packte.
Der pulsierende und tanzbare Track heißt treffender Weise „Meeting Mr.
B“. Mit
„Lifetime“ setzt Moonbooter dann einen ruhigen Gegenpol zu den meist
recht rhythmischen Stücken. Der Track wirkt auf mich wie eine ruhige
Schiller artige Nummer, die auch einige Tangerine Dream ähnliche Sounds
aufweist. Das folgende Stück „Tanztee“ hat schon einen für Bernd und
auch die Elektronikszene merkwürdigen Namen. Doch der Titel soll Bernd’s
Selbstironie zeigen, denn das Stück ist aufgrund seiner Nähe zu deutschem
Schlager schon recht kitschig angelehnt. Aber genau das war auch gewollt.
Der einzige Ausrutscher auf dem Album. Mit
„Interlude“ hat Bernd einen zunächst ruhigen Track auf’s Album
gepackt, der sich im weiteren Verlauf zu einem hymnischen Monolithen
aufbaut. Hypnotisch wird es dann im recht Pop-artigen und rhythmischen
„Conductor“. Tiefe Basstöne und menschliche Gesangslinien, die sich im
Hintergrund bewegen, bestimmen das Bild von „Flashback“. Auch sind hier
einige ethnische Sounds hineingewoben. Dem folgt dann bei „Sonic In
Space“ eine Nummer mit stampfendem Beat. Das erinnert auch an den
Electropop der 80’er Jahre. So kommt beispielsweise eine Rhythmusformation
auf, die aus New Order’s „Blue Monday“ entlehnt scheint. Tolle Nummer. „Time“
ist mit mehr als neun Minuten der längste Track des Albums. Im
Abstand von 4 Takten ist ein Klang zu hören, der an eine Welle am Strand
erinnert. Eben dieser Sound war die zündende Idee zum Albumtitel „The
Wave“. Zudem habe ich im letzten Drittel wieder eine House-Hookline
hinzugefügt, die den ganzen Song in eine ganz andere Richtung führt. So
passend beschreibt es Bernd auf seiner MellowJet Records Homepage selber. Es
folgen dann noch ein rhythmisches und melodisches „Modern Tales From
Ancient Circuits“ sowie das mystische „Final Essence“, das ebenfalls
durch einen sehr ansprechenden Rhythmus verfügt und Bernds typischen Stil
aufweist. Moonbooter
zeigt auch mit seinem neuesten Album das er es versteht, soundtechnisch auf
höchstem Niveau zu produzieren. Dazu hat er mit „The Wave“ ein recht
abwechslungsreiches Album geschaffen, das voller Dynamik und melodischen
Einfällen nur so strotzt. Wie gewohnt hat er ein herausragendes Album
geschaffen, das deutlich seine Handschrift trägt. Stephan Schelle, Oktober 2015 |
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