Moonbooter – Both Sides Of The Moonbooter Seit 2005, also seit fast 15 Jahren veröffentlicht der in der Eiffel beheimatete Bernd Scholl aka Moonbooter elektronische Musik. Im Herbst 2019 hat er sein erstes Doppelalbum auf den Markt gebracht. Es trägt den Titel „Both Sides Of The Moon“ und bietet zwei Stunden beste elektronische Musik. Das Material auf den beiden Silberlingen ist komplett neu und wurde von ihm im Zeitraum November 2018 bis Oktober 2019 komponiert und eingespielt. |
|
|||
Zwei
Dutzend Stücke finden sich auf dem Album, das als CDR erscheint. Klanglich
hat Bernd aber wieder alles aus den Aufnahmen herausgeholt, so wie man es
von seinen Produktionen gewohnt ist. Die meisten Stücke auf dem ersten
Silberling gehen nahtlos ineinander über, was dazu führt, das sie wie ein
Longtrack anmuten. Bernd
hat in seine Stücke einige Originalstimmen der Astronauten Neil Armstrong
und Buzz Aldrin eingebaut, was zur Thematik des Albums bestens passt.
„Mono Ton I“ heißt der erste Track, in dem den Hörer schon erstmals
Stimmsamples der zuvor genannten erwarten. Nach einem flächigen und bedächtigen
Anfang legt Bernd dann nach gut 30 Sekunden mit pulsierenden Rhythmen los,
so wie man es von ihm gewohnt ist. Immer treibender wird der Sound, auch
durch jetzt basslastige Synthies. Dies geht dann nahtlos in den nächsten
Track „Mono Ton II“ über, in dem jetzt noch ein pumpender Beat den
Track nach vorne treibt. Das ist alles andere als monoton, auch wenn sich
das Stück nur spärlich entwickelt und am Ende recht sphärisch ausläuft. Als
nächstes kommt dann der Track „Neil Armstrong“, der dem Astronauten
gewidmet ist und mit Sprachsamples beginnt. Schnell entwickeln sich aber
hinreißende Rhythmusstrukturen und vermischen sich mit einem tanzbaren
Groove. Zwischendurch lässt Bernd dann die Synthies auch mal rauschen und
nimmt etwas Fahrt raus. Schwebend geht es dann zunächst in „The Orbit“
weiter. Nach knapp einer Minute schälen sich dann aber rhythmische Elemente
heraus und ein Sequenzer sorgt für den Puls des Stückes. Darauf legt Bernd
dann seine Melodielinie. Vor allem in den letzten Minuten gewinnt dieses Stück
an Brillanz. „Walk On Air“ ist dagegen mehr ein Stimmungsbild, als ein
melodisches Stück. Am
Anfang von „Beatmusik“ kommt ein von Wilhelm Wieben gesprochener Text,
der als Nachrichtensprecher in der Tagesschau über viele Jahre das Gesicht
der Sendung prägte. Er spricht den Text: „In
wenigen Sekunden beginnt die erste Show im deutschen Fernsehen, die nur für
Euch gemacht ist. Sie aber, meine Damen und Herren, die sie Beatmusik
vielleicht nicht mögen, bitten wir um Verständnis.“ Das ist doch
herrlich nostalgisch und die Jüngeren unter uns werden sich vielleicht
nicht mehr daran erinnern, dass die Medien damals so konservativ waren. Schön,
dass Bernd den Text dem nun folgenden herrlichen Clubtrack vorangestellt
hat. Das ist wieder mal Moonbooter at his best. Mit
rhythmischem Klopfen (die Schlagzeugsounds der 80’er lassen hier grüßen)
geht es dann zunächst mal im Track „How Peaceful It Looks“ weiter.
Musikalisch klingt der Track gar ein bisschen proggig und entwickelt sich im
weiteren Verlauf zu einem hymnischen Part. Recht verspielt macht Bernd dann
in „Eiskalt“ weiter. Leicht technomäßig geht es dagegen in
„Transformation“ zu, während das Stück in der zweiten Hälfte von
Sound und Melodie schon recht poppig wirkt. Besinnlich und vom Piano
getragen ist „ A Moons Dream“ bevor die erste CD dann mit
„Superfluous“ wieder sehr clubmäßig endet. Schon auf dieser ersten CD
hat Bernd seine unterschiedlichen musikalischen Gesichter gezeigt. CD
2 startet mit dem 2:40minütigen „Lost In Space“ wieder sehr atmosphärisch
und mit herrlichen Harmonien. Stimmsamples, die Bernd als Töne einsetzt,
finden sich dann in „Anomalie“, das dadurch neben der Klangfarbe und den
Harmonien einen leichten Schillertouch bekommt. In „1987“ zeigt sich
Bernd dann wieder von seiner unwiderstehlich rhythmischen Seite. Nach dem
knapp zweiminütigen Zwischenspiel „Day After“, das wie eine Brücke
wirkt, geht es dann im 7:29minütigen „Down Back To My Soul (Part II)“,
das nahtlos anschließt, wieder sehr rhythmisch weiter. Der Sequenzer bildet
hier den Grundbogen auf dem Bernd nun seine Harmonien setzt, zu dem sich
dann nach nicht ganz zwei Minuten ein pumpender Beat gesellt. Das klingt,
als würde er zu seinen 2005’er Wurzeln zurückkehren. So hab ich
Moonbooter in Erinnerung, als ich damals auf seine Musik aufmerksam wurde.
Ein schöner Track. Nach
dem hinreißenden „From The Dark Into Light“, das vor allem ab Minute
zwei zur vollen Entfaltung kommt und mitreißt, findet sich mit „Music On
Hold“ ein melancholisches Stück auf der zweiten CD, bei dem wieder die
Pianosounds im Vordergrund stehen. Es dauert drei Minuten bis Bernd zu einer
verträumten Melodie greift. Der harte Rhythmus im Track „Machine Bugs“
könnte bei dem ein oder anderen Hörer die Vermutung aufkommen lassen, dass
die CDR defekt ist. Das ist aber nicht so, denn Bernd hat hier bewusst die
schnellen und ungewöhnlichen Rhythmen eingebaut und somit wohl den Track
mit den schnellsten Rhythmen erstellt, die er jemals auf CD gebannt hat. In
„Carpet 2020“ hat er einen Sound drauf, der stark an die Soundtracks des
John Carpenter erinnert (der Titel soll wohl auch darauf hinweisen).
Allerdings hat Bernd diesen Sound mit einem für Carpenter ungewöhnlichen
pumpenden Beat versehen. Klingt aber richtig gut. Seit
ich Moonbooters Musik mit seinem ersten Album „Teralogica“ für mich
entdeckt habe, fasziniert mich die Musik des in der Eiffel beheimateten
Elektronikmusikers. Auch das neue Album steht dem in Nichts nach. Wer seine
Musik mag, der muss hier einfach wieder zugreifen. Für diejenigen, die
seine Musik nicht kennen, bietet das Album aufgrund seiner Vielseitigkeit
einen sehr guten Einstieg in den Moonbooter-Musikkosmos. Stephan Schelle, Januar 2020 |
||||