Mike Hans Steffl – Theatersplinter
 

Mike Hans Steffl – Theatersplinter
Aural Films (2022)

(
6 Stücke, 57:41 Minuten Spielzeit)

Das zweite Album, das der deutsche Mike Hans Steffl neben „Successful Failure“ in 2022 herausgebracht hat und das über Bandcamp zu beziehen ist, trägt den Titel „Theatrersplinter“. Die Musik hat Steffl für das Theaterstück „Atem und Schmerz der Krieger“ von Daniel Anderson eingespielt. Mike Hans Steffel sagt: Das Stück hatte schon erfolgreich Premiere und läuft ab Januar 2023 wieder in Berlin, später in der Schweiz und München. Es ist etwas andere Musik, als gewohnt, aber unter dem Aspekt Theater/Film Musik war es ein sehr interessantes Projekt für mich.

 

 


Wie Mike Hans Steffl schon selbst urteilt ist die Musik auf „Theatersplinter“ nicht gerade leicht zu konsumieren, da es für ein Theaterstück konzipiert wurde, das auch noch einen sehr ernsten Hintergrund hat. Steffl dazu: Daniel Anderson, ein bekannter Regisseur für TV und Theater, bat mich, eine komplette Filmmusik für sein neues Bühnenstück „Breath and Pain of the Warriors“ zu schreiben. Das Stück taucht tief in die komplizierten Beziehungen zwischen einer Frau und einem Mann ein. Es zeigt eine verstörende Welt voller existenzieller Fragen darüber, was Glück, Zufall und Notwendigkeit ist.

Die brutale Anziehungskraft dieses Stücks hat mich davon überzeugt, 6 immersive Stücke zu komponieren und zu spielen, die sich auf die verschiedenen Phasen der Handlung beziehen. Es erlaubte mir auch, meine Musik in dem komplexen und verwirrenden Netz von Emotionen zu verorten. Mit nur wenigen Vorgaben des Regisseurs wurde es eine geheimnisvolle und offene Reise zu meinen eigenen Gefühlen und Gedanken. Dieses Bühnenstück verlangt von jedem einzelnen der Darsteller und der Crew einen großen Beitrag. Ich betrachte meine Rolle als Komponist nur als einen kleinen Teil des Ganzen. Deshalb nenne ich dieses Album einen Splitter, der sich in das gesamte Theaterstück einfügt.

Wir erleben in Europa gerade einen heftigen Krieg und werden tagtäglich mit schlimmen und traurigen Nachrichten aus den Kriegsgebieten „bombardiert“. Da ist es recht schwierig diese Musik zu genießen.

Der Opener „Welcom2Now“ beginnt zunächst noch mit Harmonien und melodischen Elementen, wirkt aber schon recht surreal und melancholisch. Spätestens wenn Steffl dann noch Samples einbaut, zunächst von Stimmgewirr und Kinderschreien im Hintergrund, die dann von Fluggeräuschen und Geschützfeuer ergänzt werden, fällt es mir schwer weiterzuhören, weil ich sofort schreckliche Kriegsbilder vor Augen habe.

Dem folgt das elfminütige „BruteForce“, das recht monoton, sich wenig verändernd durch den Raum zieht. Dass erhellt die Stimmung, die sich im ersten Stück breit gemacht hat und immer noch vorhanden ist, dann auch nicht. Mit dem 3:24minütigen „The Last Waltz“ kommt dann ein sanftes Lied auf, das verschiedene Elemente enthält. Zunächst knarzt es zu flächigen Sounds. Dann kommt eine Spieluhr artige Melodie auf, die um einen Trommelrhythmus, der mich auch ans Militär erinnert, ergänzt wird. Eine merkwürdige Stimmung macht sich bei mir breit.

„BitterSweet“ ist mit seinen 26:16 Minuten Spielzeit der längste Track des Albums. Ein Rauschen, wie von Regen eröffnet das Stück, das mit harmonischen und melancholischen Klängen beginnt. Das hat jetzt eine beruhigende Wirkung. Das 2:48minütige „FallingDown“ ist ebenfalls recht surreal und hat darüber hinaus symphonische und soundtrackartige Elemente zu bieten. Es endet aber in einer Katastrophe (wird durch eine Art Detonation dargestellt). Das 5:34minütige „LostMemories“ beendet dann das Album mit etwas sanfteren, aber doch wieder melancholischen und wehmütigen Klängen.

Bei „Theatersplinter“ von Mike Hans Steffl, das Musik zu dem Theaterstück „Atem und Schmerz der Krieger“ enthält, bin ich mir nicht sicher, ob die Musik auch ohne die Inszenierung funktioniert. Das liegt vor allem an den sehr bedrückenden Sounds und Samples, bei denen es mir schwer fällt sie in der heutigen Situation freiwillig anzuhören. Hier sollte jeder für sich entscheiden.

Stephan Schelle, Januar 2023

 
   

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