Mike Hans Steffl – Successful Failure
 

Mike Hans Steffl – Successful Failure
Aural Films (2022)

(5 Stücke, 55:34 Minuten Spielzeit)

Mike Hans Steffl stammt aus Deutschland und macht seit einiger Zeit elektronische Musik im Bereich Ambient / Berlin School. „Successful Failure“ ist bereits sein drittes Album und das Zweite, das in 2022 veröffentlicht wurde. Neben Bandcamp erschien es auch auf dem Aural Films Label. „Successful Failure“ ist ein Konzeptalbum, das die Weltraummission von Apollo 13 zum Thema hat.

 

 


Fünf Stücke mit Laufzeiten von 5:50 bis 18:06 Minuten Spielzeit finden sich auf dem Album. Wer jetzt aber Musik im Stil von zum Beispiel Peter Mergeners „Astronaut“ vermutet, liegt allerdings falsch, denn Mike Hans Steffl hat weniger melodische Tracks für die Umsetzung eingespielt, sondern versucht die damalige Atmosphäre in Klänge umzuwandeln und spickt dies mit Originalkommentaren als eingebaute Sprachsamples.

Auf dem Konzeptalbum hat Steffl den Ansatz, die emotionale Seite der gefährlichen Reise von Apollo 13 zu zeigen. Auf seiner Bandcampseite führt er aus: Wir alle kennen die Geschichte dieser Weltraumreise, die nicht in einer tödlichen Katastrophe endete, obwohl die Besatzung manchmal dem Tod näher war als dem Erfolg. Ich versuche, den Zuhörer spüren zu lassen, was hinter dem gründlichen und kontrollierten Verhalten der Besatzung steckt. Die drei Astronauten hatten mit einer Vielzahl von Problemen, Sorgen und Ängsten zu kämpfen. Meine Musik taucht in diese verschiedenen Situationen ein und spiegelt die Momente der Hoffnung und der Gefahr wider. Schließlich kehrte die Besatzung dank der vereinten Anstrengungen eines großartigen Teams lebend zur Erde zurück. Die Mission konnte nicht zu Ende gebracht werden, aber sie erwies sich als „Erfolgreiches Scheitern“.

Das Album, beginnt mit dem 5:50minütigen Stück „Bad Omen“, einem sehr spacigen, von Harmonien und einer Melodielinie durchzogenen Stück. Da perlen einige Synthiesounds im Raum, umringt von Flächen und Harmoniewolken. Das klingt noch recht optimistisch, weist aber schon auf ein besonderes, bedrohliches Ereignis hin. Bedrohliche Klänge eröffnen dann auch das 16:12minütige „Successful Failure Part I“. Nach wenigen Momenten kommen Sprachsamples auf, die sich anhören wie eine Kommunikation von Personal der Bodenstation und den Piloten in der Raumkapsel. Dies unterlegt Steffl dann mit flächigen Sounds. Hier steht jetzt weniger die Musik im Vordergrund, die Synthflächen unterstützen vielmehr die umfangreiche Kommunikation und auch die Startgeräusche der Rakete. Man hat das Gefühl eine Art Hörspiel oder historische Dokumentation zu hören, die lediglich von einigen Sounds, Flächen oder Harmonien unterstützt wird. Immer mal wieder kommen dann Sequenzerrhythmen, Arpeggios oder Harmonien auf.

Ähnliches gilt dann auch für das Stück „Successful Failure Part II“ (18:06 Minuten). In das 9:24minütige „Backside Of The Moon“ hat Steffl dann noch lautmalerischen, weiblichen Gesang mit eingebaut, der eine leicht trostlose oder traurige Stimmung vermittelt. Hier kommen aber nach gut zwei Minuten harmonische Klanglandschaften auf, die durch Arpeggios erzeugt werden. Auch spendiert Steffl dem Track im zweiten Teil einen pumpenden Beat und perlende Synthieklänge.

„Successful Failure Part II“ beginnt zunächst mit sphärischen Klängen und bindet dann wieder Sprachsamples mit ein. Hier kommen dann aber auch wieder harmonische, spacige Melodiebögen auf, die dann aber immer mal wieder von den Sprachsamples durchbrochen werden.

Recht surreal und unwirklich endet das Album mit dem sechsminütigen „Lost Moon“, das erst nach mehr als zwei Minuten ein rhythmisches Element bekommt und Harmoniebögen zeigt. Das wirkt recht hypnotisch.

„Successful Failure“ ist ein musikalischer Trip mit der Apollo 13. Mike Hans Steffl hat die Gespräche zwischen Bodenpersonal und auch den Astronauten als Grundlage genommen und um diese herum ein Klangkostüm geschneidert, das die Situationen gut unterstützt. Darüber hinaus finden sich aber auch harmonische Parts, deren Musik teilweise wie ein Fiebertraum wirken. Ein sehr gute Umsetzung des Themas.

Stephan Schelle, Januar 2023

 
   

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