Michael Brückner – The Undercurrent
 

Michael Brückner – The Undercurrent
SynGate Records (2019)

(
8 Stücke, 77:24 Minuten Spielzeit)

Es ist gerade mal einige Wochen her, als die 3CDs von Michael Brückner in der Reihe „Astronauts“ mit Volume 2 herauskamen, da legt er mit „The Undercurrent“ beim deutschen Elektroniklabel SynGate (auf dem Unterlabel Wave) gleich eine weitere CDR vor. Das Material auf dem Album ist allerdings zum größten Teil in 2016 entstanden. Einige der Stücke sind auch bereits auf Compilations erschienen.

 

 


Michael hat auf „The Undercurrent“ versucht mit seiner Musik seine Gefühle über aktuelle soziale, politische und ökologische Themen und Gegebenheiten, die sich derzeit in der Welt ereignen, auszudrücken. Er will damit unter anderem auch die Kontraste zwischen düsteren bzw. schlimmen Tendenzen und großen Hoffnungen, zwischen Verfall und Wachstum und zwischen Stillstand und Entwicklung darstellen. Aktuelle Themen also, die uns alle derzeit beschäftigen.

Das Album erscheint neben der CDR bei SynGate auch als Downloadvariante, bei der es als Bonus noch drei weitere Stücke gibt. Die CDs sollen allerdings ebenfalls mit einem Download-Code ausgestattet sein. Mein Rezensionsexemplar hatte diesen Code allerdings nicht, daher beschränke ich mich auf die acht Stücke der CDR-Version. Die acht Stücke wurden von Michael durch Sounds und Effekte direkt miteinander verbunden, so dass ein 77minütiger Longtrack entstanden ist.

Das Album beginnt mit dem fast elfminütigen „The Undercurrent Part 1 (Subliminal)“. Part 2 hat Michael dann an Position 6 gesetzt. Mit Echoeffekten, die tropfenförmig angelegt und mit einem leicht dröhnenden Synthieton unterlegt wurden, startet dieser Opener. Nach gut einer Minute schließen sich dann Harmonien an, die aufgrund ihrer Klangfarbe recht nostalgisch, aber nicht verstaubt wirken. Michael erzeugt so eine wunderbar relaxte Stimmung. Das Stück entwickelt sich langsam und gewinnt nach etwas mehr als vier Minuten dann an Dynamik. Herrliche Sounds bestimmen nun das Bild, die den Hörer in ihren Bann ziehen. Immer weiter steigert sich nun dieser Track zu einem fast schon monumentalen Stück mit hymnischen Elementen.

Dem folgt dann das melodische und rhythmische „A Great Hope“. Eine junge Stimme hat Michael in diesen Track eingebaut. Ob es sich dabei um Greta Thunberg handelt, ist aber nicht aus dem Booklet zu entnehmen. Pulsierende und perlende Sounds leiten dann in das neunminütige „24 Hours And 16 Days (In Amnesia)“. Die ersten Minuten bestehen mehr aus atmosphärischen Klängen, die dann nach zweieinhalb Minuten in einen rhythmischen, perkussiven Part übergehen. Michael hat hier eine tolle Klangfolge zu einem rhythmischen Track zusammengestellt. Einige Klangfolgen erinnern dabei an Kraftwerk, ohne diese aber zu kopieren. Ein klasse Track.

Einen leichten Rockeinschlag hat, vor allem durch das recht organisch wirkende Schlagzeug, der Zehnminüter „Activate!“. Sehr melodisch geht Michael in diesem Track zu Werke. Etwas psychedelisch und experimentell wirkt dagegen das nur 2:35minütige „Mount Tuna (The Opening)“.

Einige Klangfarben werden von Michael dann aus dem Opener „The Undercurrent Part 1 (Subliminal)“ in das 11:11minütige  „The Undercurrent Part 2 (Messages)“ übernommen. Allerdings ist dies keine Variante des ersten Parts, sondern ein ganz eigenes Stück. Faszinierende Klangfolgen, deren Dynamik zum Ende hin ansteigt, sorgen für fesselnde Momente. In „A Great Hope (Reprise)“ nimmt Michael dann den Faden von „A Great Hope“ auf und spinnt diesen weiter.

Die CD endet dann mit dem 21minütigen „The Unanswered Question“ in dessen Mittelteil Michael wieder einige Samples eingebaut hat. Es handelt sich dabei um ein Statement des amerikanischen Politikers Gaylord Nelson, das er bei seiner Gründung des „Earth Day“ im April 1970 abgegeben hat. Zunächst beginnt dieses Stück recht ruhig und sphärisch, wird im späteren Verlauf um einige Sequenzerrhythmen und Melodiebögen ergänzt (inkl. sehr ansprechender Perkussion). Damit pendelt es zwischen der „Berliner Schule“ und dem Eindhovener Stil.

Auch das neueste Werk von Michael Brückner, dass den Titel „The Undercurrent“ trägt, bietet wieder einen hohen Qualitätsstandard. Ein sehr schönes melodisches Album.

Stephan Schelle, Dezember 2019

 
   

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