Michael Brückner - POEetry Erst vor wenigen Wochen veröffentlichte Elektronikmusiker Michael Brückner mit „Servant Of The Secret Fire“ den ersten Teil seiner „Drones, Atmospheres And Dreamscapes“-Reihe, da legt er auch gleich schon den zweiten Teil im November 2020 nach. Die DoppelCDR trägt den Titel „POEtry“ und befasst sich, wie es das Wortspiel im Titel schon andeutet, mit einem Text des bekannten US-amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe, der von 1809 bis 1849 gelebt und zahlreiche Krimi- und Horrorgeschichten schrieb. |
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Während
Parsons und auch Mythos eher melodisch an die Sache herangegangen sind,
zeigt schon der Untertitel „Drones, Atmospheres And Dreamscapes Vol. 2“,
das Michael Brückner bei seiner Vertonung des berühmtem Gedichtes „The
Raven“ eher auf atmosphärische Sounds setzt. Die Stücke sind nicht
komplett neu, sondern wurden bereits in den Jahren 2014, 2017 und 2019 von
Michael konzipiert, aufgeführt und produziert. Auf
den beiden randvollen Silberlingen finden sich sieben Stücke, bei denen
Rebekkah Hilgraves sowie Georg Bruckmann Texte von Poe vorlesen und Michael
die atmosphärischen, recht düsteren Klangkaskaden hinzufügt. Daneben
haben bei einigen Tracks auch noch Georg Bruckmann Gitarre und orchestrale
Arrangements und Hans-Dieter Schmidt orchestrale Arrangements beigesteuert. Michael
dazu: Eine Version meiner Darbietung
wurde bereits 2017 als Teil der riesigen V/A-Kompilation „Nevermore“ von
Rebekkah Hilgraves & Friends veröffentlicht, die ihrerseits aus einer
„thematischen Herausforderung“ in Rebekkahs Radioshow „At Waters
Edge“ im Jahr 2014 hervorging. Ich halte dieses Stück für meine bisher
vollendetste Dark-Ambient-Komposition und wollte es immer als eines meiner
eigenen Alben wiederveröffentlichen. Während diese Version eine
vokalisierte Lesung des Gedichts von Rebekkah Hilgraves (sowie Feldaufnahmen
echter Raben von ihr) enthält, wird diese neue, erweiterte Ausgabe auch
eine Version mit Rebekkahs klarer Stimme enthalten, sowie eine weitere mit
einer Lesung der deutschen Übersetzung des Gedichts durch den Horrorautor
und Hörbuch-Stimmkünstler Georg Bruckmann (der auch einige
Metal-Gitarren-Klanglandschaften beigesteuert hat). Nachdem
ich an alternativen Versionen gearbeitet hatte, nutzte ich die Gelegenheit
und nahm weitere Änderungen vor, um jede Version einzigartig und damit
(hoffentlich) interessant zu machen: Mit
dem 27:33minütigen Stück „The Raven“ startet der erste Silberling. Düstere
Klänge sind gleich zu Beginn zu hören. Michael baut zunächst eine sehr
mystische Szenerie auf, die Soundtrackcharakter besitzt und nur wenige
Harmonien aufweist. Das spickt er dann mit einigen Effekten, die die
unheimliche Stimmung noch verstärken. Man wähnt sich in einem Nebel
verhangenen Wald. Rebekkah Hilgraves spricht dann den Text ab Minute 3:17.
Ihre Stimme ist dabei vom Vocoder verzerrt. Michael hat diese verzerrte
Stimme als Hommage an Alan Parson’s tolle Version aus dem Jahr 1976
gesetzt. Das Ganze hat ebenfalls etwas unglaublich mystisches und teils auch
unheimliches. Da einige Fans lieber eine Version mit einer klaren Stimme
wollten, gibt es diese dann auf CDR 2. Text und mystische Sounds sowie Geräusche
und Krähen von Raben sind ebenfalls eingebaut und verstärken dieses
Feeling. Dies
führt Michael dann im zweiten, fast 27minütigen Track „... dreaming dreams no mortal ever dared to dream before ...“
weiter. Der dritte Track ist ein brandneues Stück mit dem Titel
„Ulalume“ (22:39 Minuten). Dabei handelt es sich um die Vertonung einer
weiteren Poe-Ballade. In diesem Stück spricht den Text eine männliche
Stimme, dessen Sprecher allerdings nicht aus dem Booklet hervorgeht.
Stimmungsmäßig schließt der Track an die beiden vorangegangenen an. Durch
Klangveränderung beim Sprecher wirkt es, als ob er sich teilweise von uns
weg in dunkle Gänge eines alten, verlassenen Hauses bewegt. Die
zweite CDR enthält dann vier Tracks, beginnend mit dem 14minütigen „Der
Rabe“, vorgetragen von Georg Bruckmann. Michael baut dabei ähnliche
Stimmungsmuster wie bei den vorangegangenen Stücken auf, allerdings hat er
den Sound hier verändert. So kommen andere Klänge und Chöre vor, die
nicht minder mysteriös und unheimlich wirken. Georg’s Text setzt nach
3:29 Minuten ein. Wenn man den Text versteht, macht sich die unheimliche
Stimmung noch deutlicher breit. Noch besser kann man hier die Kombination
aus Musik und Text nachvollziehen, die wirklich sehr gelungen ist. Der
zweite Track „... seine Feueraugen
funkeln gar dämonisch aus dem dunkeln, düsteren Schatten um ihn her ...“
bringt es dann auf gar 38 Minuten Spielzeit. Dieser ist rein instrumental,
ist sehr düster und wirkt teilweise auch recht verstörend. Vor allem, wenn
Georg am Ende recht düstere Gitarren-Soundscapes hinzufügt. Mit
12:47 Minuten schlägt dann die Version zu Buche, die Rebekkah Hilgraves
Stimme unverzerrt präsentiert. Auch diese setzt bei Minute 3:17 ein. Hier
kann jeder seine favorisierte Version auswählen. Mir gefällt die
Vocoder-Version allerdings besser, da sie mystischer wirkt. Der
letzte Track nennt sich „... swung
by Seraphim whose foot-falls tinkled on the tufted floor ...“. Dieser Track bringt es nochmal auf
12:18 Minuten Spielzeit. Ein instrumentales, Stimmungserzeugendes Stück. „POEtry“
von Michael Brückner ist wieder ein ganz anderes Album, als seine
vorangegangenen. Hier erzeugt Michael düstere Stimmungen, die teils recht
bedrohlich wirken und perfekt zum gesprochenen Text von Rebekkah Hilgraves
und Georg Bruckmann passen. Aber auch die instrumentalen Tracks bieten
Darkambient und düstere Drones. Man muss sich dieser Art der Musik
hingeben. Wer allerdings allein in dunklen Räumen Angst bekommt, der sollte
das Album lieber mit einer anderen Person und im Hellen hören. Stephan Schelle, November 2020 |
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