Michael Brückner – Muzikhala
 

Michael Brückner – Muzikhala

Eigenvertrieb (2016)
(
7 Stücke, 231:38 Minuten Spielzeit)

Neben dem Doppelalbum „Hikari“ veröffentlicht der Mainzer Elektronikmusiker, der sich in den unterschiedlichsten Stilarten der elektronischen Musik zu Hause fühlt, ein weiteres Album. Es trägt den Titel „Muzikhala“ und besteht aus drei randvollen CDs. Das Package kommt im sechsseitigen Digipack mit sechsseitigem Booklet daher – zumindest die ersten 50 Exemplare werden in dieser Version ausgeliefert. CD 1 und 3 beinhalten jeweils einen 78- bzw. 76minütigen Longtrack, während der zweite Silberling fünf Stücke mit Laufzeiten zwischen 12:10 und 22:06 Minuten aufweist.

 

 


Entstanden ist die Musik in der Zeit von 2014 bis 2016. Neben Michael Brückner, der sämtliche elektronischen Instrumente spielt, wirke auch noch Mathias Brüssel an den drei Parts von „Muzikhala“ mit. Er brachte neben weiteren Keyboardpassagen und der Schlagzeugprogrammierung auch die Gitarrenparts mit ein.

Der Albumtitel kommt aus dem Chichewa, einer afrikanischen Sprache die in Malawi, Sambia, Simbabwe und Mosambik gesprochen wird. Das Wort „Muzikhala“ bedeutet so viel wie Gelassenheit oder Heiterkeit.

CD 1 besteht aus dem 78minütigen „Muzikhala – Part 1 (The Aeronaut)“. Die gut ersten 30 Minuten dieses Longtracks bestehen aus schwebenden, sphärischen Klangmotiven, die herrlich durch den Raum ziehen und beim Hören eine relaxte Stimmung auslösen. Gelegentliche tieftönige Synthiesounds streut Michael in diese Passage ein und versetzt die Flächen mit Chören und zarten Pianoklängen. Nach etwa 31 Minuten kommt eine Percussion auf, die dem Track eine ethnische Note verleiht. Monoton und doch sich leicht verändernd zeigt sich jetzt das Bild, wobei es Michael schafft die Klangmuster nicht langatmig wirken zu lassen. Vielmehr wird man in einen Sog gezogen, der sich magisch in die Gehirnwindungen bohrt. Im Verlauf kommen immer weitere Klänge und Harmonien hinzu, denen man sich nicht entziehen kann. Mit dieser Musik sorgt Michael Brückner auf angenehme Weise dafür, dass man als Hörer entschleunigen kann und wieder eins wird mit sich selbst.

CD Nummer 2 besteht aus fünf Stücken mit Laufzeiten zwischen 12:10 und 22:06 Minuten. Den Beginn macht das 12:10minütige „Bem Betél“, das mit hellen, perlenden Klängen beginnt. Mystisch bewegt es sich langsam voran. Auf die ersten Klänge folgen Flächen an die sich wiederum die Klangfarben des Beginns, erweitert durch Percussion, anschließen. Es wirkt wie der Ritt einer Karawane durch die sengende Wüste.

Das 15minütige „Reanimation (Zoom In)“ besteht vornehmlich aus schwebenden Flächensounds, die im weiteren Verlauf einige teils sakrale Harmonien und synthetische Effekte wie Vogelgeschrei als Zugabe erhalten. Im 22minütigen „Muzikhala – Part 2 (The City Planners)“ kommen Gitarrensounds hinzu, die von Mathias Brüssel beigesteuert wurden. „Muzikhala – Part 2 (The City Planners)“ ist ein sehr atmosphärisches Stück, bei dem auch einige Klangcollagen – passend zum Titel - für die musikalische Umsetzung einer Baustelle sorgen.

„The Vishnoor Incident“ sorgt dann für eine gewisse Urwaldstimmung, in dem Klangfarben und Geräusche assoziieren als sei man in einem dichten tropischen Waldgebiet, was durch Tierstimmen verstärkt wird. Am Ende kommen dann einige Harmonien auf die den 13minütigen Track in eine andere Richtung führen. Das erhaben wirkende, 15minütige „Drowning“ beendet dann CD 2.

Der dritte Silberling enthält die 76minütige Komposition „Muszikhala – Part 3 (The Rift)“. Ähnlich ambient wie auf CD 1 geht Michael Brückner in diesem Stück vor. Allerdings ist die Musik in der ersten Hälfte jetzt noch spaciger und wirkt wie der Soundtrack zu einem Raumspaziergang. In der Mitte kommen dann Rhythmen und Harmonien auf, die wesentlich druckvoller und melodiöser sind als in Part 1. Auch kommen Klangmuster hinzu, die an die „Berliner Schule“ Co. erinnern. Zum Ende hin lässt es Michael Brückner dann wieder sehr spacig und ambient auslaufen.

Neben der CD „Hikari“ hat Michael Brückner in 2016 mit „Muzikhala“ ein weiteres sehr ansprechendes Album herausgebracht, das die Qualität des Elektronikmusikers deutlich macht.

Stephan Schelle, August 2016

 
   

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