Michael Brückner – Le Jardin Oublié
 

Michael Brückner – Le Jardin Oublié
Eigenvertrieb (2021)
(
12 Stücke, 77:44 Minuten Spielzeit)

Die Musik auf dem Album „Le Jardin Oublié“ ist bereits vor mehr als sieben Jahren entstanden und an ziemlich vielen Stellen im Netz, wie Spotify, iTunes präsent. Da Michael keine Rückmeldungen jeglicher Art bekommen hat, nimmt er an, dass die Veröffentlichung bisher unbemerkt geblieben ist. Aus diesem Grund hat er sich entschieden, die Musik auf seiner Bandcampseite erneut den Elektronikfreunden zur Verfügung zu stellen. Mir lag zur Besprechung eine CDR vor.

 

 


Irgendwann im Jahr 2010 oder 2011 begann Michael drei verschiedene Projekte, die damals zunächst nicht abgeschlossen wurden - eine Ambient-EP mit dem Arbeitstitel „Clouds“, Musik für eine Reihe von animierten YouTube-Videos sowie ein zeitgenössisches elektronisches Pop-Album. Alle diese Projekte enthielten einige Tracks, die er mochte. Dasjenige, das der Fertigstellung am nächsten kam, war die EP „Clouds“.

Ende 2012 oder Anfang 2013 kam Michael dann in Kontakt mit dem Ambient-Künstler und Netz-Label-Besitzer Oliver Dombi, der ihm eine Veröffentlichung auf seinem Label Ancient Language Records anbot. Um diese Gelegenheit zu nutzen, griff Michael auf das Material der drei unvollendeten Projekte zurück, und es stellte sich heraus, dass eine Kombination aus dem größten Teil von „Clouds“ mit einigen ausgewählten Tracks der anderen beiden gut zusammenpasste

Michael fügte das Intro aus seinem (damals noch unveröffentlichten) „Hochzeitskonzert“ (jetzt als kostenloser Download als „If I Have Not Love“ erhältlich) als Opener hinzu (siehe auch hier: michaelbrueckner.bandcamp.com/album/if-i-have-not-love-the-wedding-concert) und nahm noch ein neues, langes Ambient-Stück als Schlusstrack auf. Das Ergebnis war ein überwiegend introspektives und beruhigendes Album, das ziemlich zeitgemäß klang. Insgesamt hat es eine verträumte Atmosphäre und evoziert das Gefühl von schönen Sommertagen - tatsächlich mag Michael es sehr gerne.

Ein Dutzend Tracks befinden sich auf dem Album, das mit dem 2:25miunütigen „A Longue Distance, Les Echoes“ beginnt. Sehr ruhig ist dieses Stück angelegt, das mit Klängen, denen Michael ein Echo spendiert hat, durchzogen ist.

Das zweite Stücke, das sich nahtlos anschließt, nennt sich „Le Jardin Oublié - Premiére Visite“ und ist 4:45 Minuten lang. Atmosphärisch baut sich dieses Stück auf und besteht im Wesentlichen aus an- und abschwellenden Flächen.

Dem folgt das 5:33minütige „Labyrinthe“, bei dem Michael eine surreale Stimmung aufbaut, die wiederum mit atmosphärischen Flächen unterlegt ist. Nach gut einer Minute kommt dann ein Melodieansatz auf in den er immer mal wieder einen Effekt einfügt.

Die einzelnen Stücke sind alle sehr atmosphärisch und ruhig aufgebaut. Oftmals erzeugt Michael damit Stimmungsbilder, bei denen man der Fantasie freien Lauf lassen kann. Das Ganze wirkt sehr beruhigend auf Geist und Körper. Herauszuheben sind noch das 8:47minütige „Musan“ mit einer außergewöhnlichen aber sehr eingängigen Melodieführung, das 5:44minütige, harmonisch/rhythmische „Le Jardin Oublié - Derniér Visite“ und der schwebende Abschlusstrack „La Fôret, La Lumiere, Le Son Sans Fin“.

Es ist verständlich, dass Michael Brückner sein bisher unbeachtetes Werk „Le Jardin Oublié“ erneut herausgebracht bzw. auf seine Bandcamp-Seite gestellt hat. Die Musik besteht aus sehr ruhigen, fließenden und harmonischen Klängen, bei denen man sich zurücklehnen und entspannen kann. Es zeigt mal wieder die Vielseitigkeit des Elektronikmusikers.

Stephan Schelle, Februar 2021

 
   

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