Michael Brückner - Hymns To The Dawn
 

Michael Brückner - Hymns To The Dawn
Eigenvertrieb (2021)

(
9 Stücke, 77:05 Minuten Spielzeit)

Ende 2021 ist das Album „Hymns To The Dawn“, das den Untertitel Drones, Atmospheres and Dreamscapes Vol. 3 trägt, bei Bandcamp und in einer kleinen Auflage als CD erschienen. Die Geschichte zu dieser Produktion ist sehr interessant und wurde von Michael auf Bandcamp-Seite gepostet. Diese möchte ich hier zunächst vorab präsentieren:

 

 


„Hymns To The Dawn“ verdankt seine Existenz einem etwas schwierigen Umstand - im Sommer dieses Jahres gab es einen längeren Zeitraum, in dem ich keine neuen CD-r-Editionen bestellen und daher einige Bestellungen nicht erfüllen konnte. Vor allem bei einem Hörer (der eine recht große Bestellung aufgegeben hatte) führte dies zu einer längeren Wartezeit. Um dies zu kompensieren, beschloss ich, ein paar Soundscapes aufzunehmen, daraus einen Mix zu erstellen und ihm diesen als „Vorab-Bonus“ zu schicken, um seine Geduld zu belohnen.

Dieser - recht schnell produzierte - Ambient-Mix ist ganz nett geworden, und als ich feststellte, dass ich ihn mir selbst immer wieder gerne anhörte, überlegte ich, einen Teil davon für eine spätere offizielle Veröffentlichung zu verwenden.

Gleichzeitig wollte ich die Originalmischung für diesen einen Hörer einzigartig halten und auch einige Abschnitte für andere Zwecke reservieren (zum Beispiel gab es in dieser ersten Version einige Minuten Improvisation mit meinem guten Freund Mathias Brüssel, die wir wahrscheinlich für eine zukünftige Albumveröffentlichung unter unserem „La Mansarde Hermetique“-Moniker.... verwenden werden).

Ein weiteres wichtiges Element dieser Veröffentlichung ist die visuelle Seite:

Schon vor Monaten hatten der bildende Künstler (und Hörer!) STEVEN LEAK und ich vereinbart, zusammenzuarbeiten, und bei diesem Projekt dachte ich, dass die Musik und seine Visuals sich perfekt ergänzen würden! Ein immer wiederkehrendes Thema in Stevens Bildern ist die Morgendämmerung oder der Morgenhimmel, und das inspirierte auch den Titel des Albums...

Aufgrund solcher Überlegungen bin ich noch einmal in die Gewölbe meines Archivs hinab gestiegen, um nach geeigneter Musik zu suchen, um einige Abschnitte zu ersetzen - und war erstaunt, einige bisher unveröffentlichte und sehr schöne Ambient-Stücke zu finden, die ich einst in meiner alten Gruppe bei LastFM (die es schon lange nicht mehr gibt) geteilt hatte.

Diese älteren Stücke - ich glaube, sie sind von 2008, aber sie könnten auch ein oder zwei Jahre älter oder jünger sein - ergänzten den Mix sehr schön.

Das Album enthält die Stücke „Hymns To The Dawn - Part 1“ bis „Part 9“. Michael hat die Stücke aber so geschickt ineinander verwoben, so dass ein einziger Longtrack von 77 Minuten entstanden ist. Aus diesem Grund wirkt die Musik auch am besten, wenn man sie am Stück hört.

Mit summen und flirrenden Sounds, die etwas utopisch und Soundtrackmäßig wirken - so als wenn ein Ufo startet und noch einige Runden über unseren Köpfen dreht - geht es zu Beginn des Albums los. Man wird so förmlich in den Sound hineingezogen. Nach nicht ganz zwei Minuten kommen dann erste Harmonien auf, die sich sanft durch den Raum bewegen. Nicht nur die Klänge, sondern auch die Hörer/innen vor den Boxen scheinen nun vom Boden abzuheben und zu schweben. In die gleiche Kerbe schlägt auch der zweite Part.

Im dritten Part werden die Sounds (Chöre) voluminöser und erinnern so ein wenig an die repetitive Form der „Berliner Schule“, da sich die Struktur dieses Tracks nur sehr langsam entwickelt. Das trifft im Übrigen auch auf die anderen Stücke des Albums zu. Der vierte Part enthält Sounds, die wie ein vorbeiziehender Vogelschwarm klingen und bei denen ich - aufgrund der schwebenden Flächen - die Assoziation einer fremden Welt vor dem inneren Auge ausmache. Ansonsten werden wieder sich langsam veränderte Flächenformationen geboten.

Der fünfte Part zeigt sich etwas experimentell, da es hier hauptsächlich rauschende Klänge gibt, die sich recht surreal anhören.

Im siebten Part, der zunächst auch recht flächig und repetitiv beginnt, wird es nach etwas mehr als drei Minuten dann recht melodisch und ein Schlagzeugrhythmus kommt auf, der dem Track Struktur und eine weitere hypnotische Farbe verleiht.

Part acht besteht dann wieder aus sehr ambienten Soundformationen, die sich zunächst auch in Part 9 fortsetzten, dort aber nach gut vier Minuten um ein melodisches Pianomotiv erweitert werden.

„Hymns To The Dawn“ ist wieder ein sehr ambientes Album von Michael Brückner geworden. Über weite Strecken ziehen hier sehr harmonisch angelegt Flächenformationen durch den Raum, die eine entspannte und hypnotische Atmosphäre verbreiten. Als Sammler sollte man hier unbedingt auf die CD zurückgreifen, die in einem sechsseitigen Digipack mit sehr ansprechender Covergestaltung daherkommt und auf nur wenige Exemplare begrenzt ist.

Stephan Schelle, Januar 2022

 
   

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