Michael Brückner - Footprints Nur kurze Zeit nach Veröffentlichung des Albums „Servant Of The Secret Fire“ erscheint gleich ein weiteres Album des Elektronikmusikers Michael Brückner. Dieses „Footprints“ betitelte Werk enthält fünf Stücke die in der Zweit zwischen 2015 und 2020 entstanden sind und sich im Umfeld der „Berliner Schule“ bewegen. |
|
|||
Als
2015 der Elektronikpionier Edgar Froese (Tangerine Dream) verstarb, wurde
Michael von Christian Fiesel gebeten ein Froese-Tribut-Stück für ihn zu
erstellen, dass dann in der Sendung gespielt werden sollte. Einige Wochen später
wurde eine erneute Anfrage durch einen anderen Moderator an Michael
gestellt. Das Ergebnis war „Everlasting Footprints“ (man achte auf die
Initialen EF), das die CD eröffnet und mit 22:20 Minuten Spielzeit den längsten
Track des Albums darstellt. Eine alternative Version dieses Stückes mit
gleicher Laufzeit hat Michael ans Ende der CD gestellt. Beide Versionen
unterscheiden sich allerdings von denen, die über den Äther gingen. Michael
Brückner hat sein neuestes Album mit dem Titel „Footprints“ dem
verstorbenen Edgar Froese (Tangerine Dream) gewidmet, der ihn musikalisch
stark geprägt hat. Und in der Tat hat Edgar Froese zahlreiche und große Fußspuren
in der musikalischen Landschaft hinterlassen. Michael hat aber ganz eigene
Musik eingespielt, die in einigen Momenten nur ansatzweise an Tangerine
Dream erinnern und darüber hinaus eine ganz eigene Handschrift aufweisen.
Herausgekommen ist ein tolles Album mit wunderbaren Harmonien und tollen
Sounds, das von der ersten bis zur letzten Minute fesselt. Wie gewohnt eine
Brückner-Veröffentlichung von hoher Qualität. „Everlasting
Footprints“ ist mit seinen 22:20 Minuten Spielzeit der längste Track des
Albums, der in zwei Varianten vorliegt. Neben der „normalen Version“ ist
sie auch als alternative Version auf dem Album enthalten. Die beiden
Versionen bilden den Anfang und das Ende. Dazwischen liegen drei weitere
Tracks, deren Spielzeit alle um die elf Minuten liegen. Los
geht es aber erst einmal mit „Everlasting Footprints“. Blubbernde
Synties werden zu Beginn von einem Piano-Akkord durchbrochen. Dann kommen Flächen
und Mellotronsounds auf, die sich nun zu einem melancholischen Klanggebilde
transformieren, das eine Spur „Berliner Schule“ versprüht. Das erinnert
an die 70’er Phase von TD. Nach gut zwei Minuten ändert sich dann das
Klangbild und Michael entwickelt nun einen mystischen und faszinierenden
Track voller Atmosphäre, bei dem auch Gitarrenlicks dezent, aber sehr
akzentuiert eingesetzt werden, die von herrlichen Synthiesounds umspült
werden. Dem folgt dann ein hymnischer Part, der wiederum in eine Phase übergeht,
die von einer Mellotron getragenen Melodie verziert wird. Der Track
entwickelt sich daraufhin immer weiter und steigert langsam die Rhythmik und
Dynamik. Das ist ein tolles Stück für Freunde der „Berliner Schule“. Ich
springe nun zum letzten Track, der alternativen Version von „Everlasting
Footprints“. Hier sind keine Pianoklänge zu Beginn zu hören und der
Track wirkt insgesamt etwas zurückhaltender arrangiert, was die Rhythmik
und Gitarren (verströmen hier mehr floydiges Flair) betrifft. Beide
Varianten sind aber hervorragend gelungen. Dazwischen
finden sich dann die Tracks „The Sequence Of Memories“, „Carbon“ und
„Space Suit“. „The Sequence Of Memories“ beginnt zunächst mit
flirrenden Synthiesounds und Sequenzerrhythmen. Dann kommen pulsierende Klänge
auf, die sich zu einem hypnotischen Part entwickeln, der dann nach weniger
als drei Minuten mit herrlichen, harmonischen Flächen unterlegt wird. Jetzt
fliegen die Gedanken und heben einen aus dem Hier und Jetzt. Da stört auch
nicht der dröhnendere Part, der nach einigen Momenten einsetzt. Michael ist
damit wieder ein faszinierendes Stück gelungen. „Carbon“
bietet ebenfalls recht rhythmische Elemente, die wie Percussion anmuten.
Dazu kommen wieder herrliche Melodie- und Harmoniebögen. Dann nach etwa
anderthalb Minuten wird es spaciger, sobald dem Stück der Rhythmus entzogen
wird und die Synthies atmosphärisch durch den Raum schweben. Nach fast vier
Minuten ändert sich das Bild erneut und die Flächen und der Beat kommen
wieder zum Vorschein. Nun aber noch treibender und es entwickelt sich eine
intensive Atmosphäre, die wiederum hypnotische Wirkung zeigt und deren
Dynamik sich zum Ende hin steigert. Dann
findet sich noch das elfminütige Stück „Space Suit“ auf dem Album. Dem
Titel entsprechend bietet Michael hier spacige Sounds, die einem
Weltraumstreifen als Soundtrack dienen könnten. Diese werden aber auch mit
rhythmischen Elementen unterlegt, denen später eine schöne Harmoniefolge
spendiert wird. Im Mittelteil wird es dann etwas experimentell, denn hier
hat Michael einige mysteriöse Flächen eingebaut, um dann aber wieder in
den wunderbar rhythmischen Part zurückzukehren. Und es wird zum Ende hin
gar noch recht sakral mit einigen Synthiechören, die sich unter die
Rhythmusmuster schieben. Hört
man sich die beiden letzten Veröffentlichungen von Michael Brückner an,
dann zeigt sich die Bandbreite in der er sich musikalisch auszudrücken
versteht. Es ist schon unglaublich, welche musikalische Vielfalt in ihm
steckt. Dieses Album kann ich jedenfalls all denjenigen ans Herz legen, die
für harmonische, melodische und rhythmische Elektronikmusik mit einem
Schuss „Berliner Schule“ ein Faible besitzen. Ein tolles Werk. Stephan Schelle, Oktober 2020 |
||||